Tommy Ton, Bill Cunningham und Scott Schuman gehören neben den großen Modehäusern ab morgen wieder zu den Stars der Fashion Week. Mit ihren Kameras fangen sie seit mehreren Jahren die interessantesten Streetstyles der Modewochen ein und versorgen uns mit Stylingvorlagen en Masse. Was der IMG also längst ein Dorn im Auge ist, gehört mittlerweile zum ganz normalen Alltag der Fashion Week – mit allen Pros und Cons.
Was den Reiz dieser Bilder ausmacht? Die Mode wandert vom Laufsteg gleich auf die Straße, wird selbstverständlich gemixt und bekommt jedes Mal aufs Neue ein ganz individuelles Gesicht. Eine Inspirationsquelle par excellence, sozusagen! Stylist und Illustrator Rainer Metz hat exklusiv für die Vogue nun noch einmal die schönsten Streetstyles der Pariser Haute Couture Schauen auf Papier gebracht – und sorgt damit nicht nur für die nötige Portion Abwechslung im Streetstyle-Biz, sondern schafft es auch, durch Lichtspiele und gekonnte Akzente auf kleine Besonderheiten aufmerksam zu machen. Alle Illustrationen findet ihr natürlich auf Vogue.de. Wir haben dem talentierten Händchen noch fix ein paar Fragen gestellt und würden am liebsten gleich selbst den Malkasten rauskramen und loslegen. Das überlassen wir allerdings zunächst einmal dem Mann mit der wiedergefunden Leidenschaft. Et volià: 5 Minuten mit Rainer Metz!
Jane Wayne: Wir kannten Rainer Metz eigentlich bislang nur als Stylist für Editorials, das Œ Magazine etc. (abgesehen von den hübschen Illustrationen für Primer&Lacquer natürlich). Neue Richtung oder altes Handwerk, das endlich wieder ausgelebt wird?
Rainer Metz: Ein bisschen was von beidem. Zeichnen mochte ich schon als Kind sehr gern und hab das, solang ich zurückdenken kann, phasenweise immer wieder intensiv gemacht. Richtig viel wurde dann an der Modeschule gezeichnet, allerdings bin ich rückblickend nie so recht an den Punkt gekommen, den ich gern erreicht hätte: ohne großes Nachdenken die richtigen Striche zu setzen. Dann gab es eine längere Pause, die eigentlich erst mit der nahenden Geburt meiner Tochter wieder beendet wurde. Ich wollte ein Mobile für sie machen und dafür ein paar Zeichnungen haben, für die ich dann meinen alten Aquarellkasten ausgepackt habe. Die gefielen meiner Freundin Ari so gut, dass Sie die Idee hatte, ich könnte ja ein paar Illustrationen für ihren Blog www.primerandlacquer.com machen und so kam dann eins zum anderen.
Zum Glück muss ich mich nicht zwischen Styling und Zeichnen entscheiden – beides mach ich sehr gern. Im besten Fall lassen sich beide Disziplinen vereinen, die Vogue Illustrationen waren da so was wie ein kleiner Anfang.
Jane Wayne: Du hast für Vogue ausgewählte Streetstyles der Haute Couture Schauen illustriert – was glaubst du, worin der Reiz der gemalten Looks liegt im Vergleich zu den sonst üblichen Streetstyle-Fotografien?
Rainer Metz: Streetstyle-Fotografien gibt es ja so einige. Unzählige Seite widmen sich dem Thema und alle großen Seite spätestens zu den großen Modewochen rund um die Welt. Eine Auswahl dieser Fotos zu nehmen und die mitunter schnell fotografierten Bilder zu zeichnen, hebt sie aus dem Moment heraus. Ein solches Foto ist schnell gemacht, die Zeichnung braucht ihre Zeit – so schaut man vielleicht etwas genauer hin. Zudem gibt es bei meinen Zeichnungen keine Umgebung, sondern nur den Blick auf die Person und das Outfit.
Jane Wayne: Was war die besondere Herausforderung beim Illustrieren? Hast du versucht besonders realitätsnah zu illustrieren oder hast du Schwerpunkte gesetzt, die auf den Vorlagen vielleicht gar nicht so gewirkt haben?
Rainer Metz: Die für mich größte Herausforderung war, mich mal wieder dem figürlichen Zeichnen zu widmen. Das war doch schon ein Weilchen her. Ich bewundere sehr, wenn es gelingt, mit wenigen Strichen alles zu sagen. Davon bin ich aber (noch…) ein gutes Stück entfernt und so bleibt mir nur der Versuch, bei meinen Zeichnungen die Waage zu halten zwischen weglassen, abstrahieren und genau sein. Es muss nicht jede Naht zu sehen sein, aber dem originalen Farbton möglichst nahe zu kommen, lohnt sich. Am Ende hat Mode viel mit Gefühl und einem guten Gespür für die richtigen Details zu tun – ich hoffe, dass das auch auf die Zeichnungen zutrifft.
Jane Wayne: Wie bist du zu deinem talentierten Händchen gekommen?
Rainer Metz: Ungefähr zusammengefasst hab ich das ja weiter oben schon. Hinzufügen kann ich noch, dass es sich lohnt, viel auszuprobieren. Ausserdem liebe ich die Materialien, die man zum Zeichnen so braucht.
Papier und Bleistifte vor allem. Irgendwann muss man dann halt zusehen, dass man all den Kram auch benutzt.
Jane Wayne: Wie geht man an die Illustrationen heran – also wie startet man?
Rainer Metz: Für die Vogue Illustrationen wurden mir die Vorlagen geschickt. Ansonsten ist die Suche nach dem richtigen Motiv wohl der erste Schritt. Die eine oder andere Zeichnung zur Inspiration anzuschauen, kann über die ersten windschiefen Versuche hinweg helfen und dann probiert man am besten viel, viel aus. Bisschen doofer Rat, aber der hat sich bei mir wirklich bewährt.
Jane Wayne: Und natürlich: Gibt’s Vorbilder, die du uns wärmstens ans Herz legen möchtest?
Rainer Metz: In loser Reihenfolge ein paar Leute, deren Zeichnungen ich schätze: Monja Gentschow, Garance Doré, Myrte Quillamor für ihre Modezeichnungen, Katie Rodger minus den Kitsch, Mats Gustafson unbedingt und natürlich den Klassiker René Gruau.
Jane Wayne: Merci, lieber Rainer, für deine 5 Minuten. Darfst du uns schon verraten, was wir demnächst von dir hören werden?
Rainer Metz: Es gibt ein paar Ideen, die ich schon ein Weilchen mit mir herumtrage. Allerdings wäre es etwas zu früh, davon zu berichten. Ich meld mich dann wieder. Und vielen Dank!