Lese-Tipp: Susie Bubble verteidigt den Streetstyle-Zirkus

07.02.2014 Allgemein, Mode, Gesellschaft

Susie Bubble
Manchmal bedarf es nicht vieler Worte, um den Nagel auf den Kopf zu treffen und sämtlichen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Eine Handvoll treffender Argumente genügen – zumindest im Fall der Susie Lau. Die Stylebubble-Bloggerin ist zweifelsohne einer der buntesten Vögel am Modehimmel, bekannt für knallbunte, ironische Outfits und ihre unerschöpfliche Experimentierfreude. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann sie für das Phänomen „Street Style“ in die Bresche springen würde. Denn während diverse Stimmen aus der Branche ob des „lächerlichen Treibens“ mit Augen rollen und Hasstiraden vom Zaun brechen, schreibt Bubble auf Vogue.com eine kurze, aber knackige Verteidigungsschrift. Street Style sei ein Zirkus geworden, vollgestopft mit Clowns, heißt es nämlich. Und: Street style isn’t “real” anymore.

Bubble fragt: „But who is presiding over this council of stern judgment that decrees one outfit to be genuine or not? And what exactly is wrong with showcasing the more outré side of your personal style during Fashion Week—a time when we are all present to celebrate the most outré and directional collections that will shape our seasons?“

Susie Bubble
Und was halten wir selbst vom Street Style Wahnsinn? Alles halb so wild. Ich kann mich sicher nicht davon freisprechen, schon den ein oder anderen mitleidigen Blick Richtung sehr junger Fashion Week Besucher in sehr knappen Outfits geworfen zu warfen und auch das Augenrollen kommt mir beim Anblick wartender Pradiesvögel in Lita-Heels äußerst bekannt vor. Mein Verständnis für Menschen, die sich bloß des Ego-Streichelns wegen vor Fashion Week Zelten tummeln und dabei ein ähnlich verzweifeltes Bild abgeben wie wir selbst, damals als wir in der 6. Klasse in den sieben Jahre älteren Abiturienten verknallt waren, hält sich tatsächlich auch in Grenzen. Aber nicht, weil ich mich an deren Anwesenheit stören würde, sondern weil ich mich Frage, wo denn dort bloß die Freude an der Sache selbst geblieben ist. Das mutige Herumexperimentieren aus Leidenschaft, aus Liebe zu der Mode. 

Wenn Posieren mehr nach einer Verzweiflungstat aussieht als nach selbstbewusstem Präsentieren der eigenen Interpretation von Stil, dann schüttelt es mich zuweilen. Aber darum geht es in all den Hass-Artikeln nicht. Man stört sich an den großen Stars der Streetstyle-Szene, die plötzlich von 300 statt von drei Fotografen belagert werden, an Frauen, die Laufsteglooks auf der Straße tragen – denn all das sei zu viel, zu unecht, zu übertrieben. Und auch hier frage ich mich: Wo bliebe denn der Spaß, wenn man ausschließlich Damen in Jeans und T-Shirt, in Kleidung für Jedermann, ablichten würde? Auf der Strecke. Ich wage also zu bezweifeln, dass der Modeindustrie mit dem Verschwinden des Zirkus geholfen wäre. Und da gehören womöglich auch jene dazu, über die ich bisher nur mit dem Kopf schütteln könnte. Denn nochmal: Who is presiding over this council of stern judgment that decrees one outfit to be genuine or not? 

Zu Susies Artikel geht es hier entlang

Foto: Instagram „stylebubble“

 

3 Kommentare

  1. Annemarie

    Hmmm… mich stört das zwar grundsätzlich nicht, aber ich verstehe schon länger den Begriff „Streetstyle“ in dem Zusammehang nicht mehr. Das Wort „Streetstyle“ das impliziert für mich – „so wie die Leute normalerweise auf der Straße rumlaufen“. Etwas spontanes, ungeplantes also. Das was aber vor den Schauen präsentiert wird, ist für mich kein „Streetstyle“, sondern – im Gegenteil – geplant, bewusst durchgestylt – eben für den Anlass. Was in Ordnung ist , aber ich finde, das sollte man eher in so etwas wie „Showstyle“ umbenennen(!), das träfe es eher. Von Spontanität und Normalität scheint es mir jedenfalls meilenweit entfernt.

    Lg, Annemarie

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    1. Mila

      Genauso sehe ich das auch. Ich finde das Posieren und Sichzurschaustellen vor den Zelten auch okay und durchaus sehenswert, aber mit tatsächlichem Streetstyle im ursprünglichen Sinn hat das überhaupt nichts mehr zu tun.

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