Ich weiß schon jetzt, was passiert, sollte ich jemals auf die Idee kommen, diesen Pullover bei einem Tee mit meiner allseits bekannten Oma zu tragen. „Nein, wie amüsant, also so etwas hat der Opa ja sein halbes Leben lang getragen, also dass ihr das heute wieder modern findet, das ist ja wirklich köstlich!“ Mein Vater hingegen würde sich gut sichtbar mit dem Finger gegen die eigene Stirn tippen und sich dabei heimlich fragen, wie viele überflüssige Kröten ich wohl für eine derartige Ausgeburt der Spießigkeit auf den Tisch gelegt habe. Wer jahrelang zum Tragen von ähnlichem Sweatshirt-Material zwecks Tennis-Training gezwungen wurde, der tut sich selbiges normalerweise nämlich wirklich nicht noch mal freiwillig an. Außer, man wurde gebrainwashed, so wie ich. Von Rag & Bone zum Beispiel, von Karen Walker oder DKNY. Aber das erzählte ich ja bereits.

Viel problematischer als das Tragen dieses Pullovers ist als allerdings das Tragen von Irgendetwas darunter. Dem gigantösen Ausschnitt sei Dank.

Ich hatte also die Wahl: 

1. Gar nichts drunter tragen. Das Problem: Die Existenz zweier wichtiger Faktoren in meinem Leben: Mittelgroße Brüste + mittelmäßig ausgeprägte Schamgrenze, die mit dem nächsten Griff zum Schnürsenkel allerdings überschritten werden würde.

2. Bluse drunter. Versucht und binnen weniger Sekunden als schlechte Idee enttarnt. Liegt allerdings auch an meinem Pony, der die Biedermeier-Aura im Zweifel komplettieren würde. Nur eben nicht im positiven, neckischen Sinne, sondern im radikal depperten.

3. T-Shirt oder Top drunter. Funktioniert auch nicht. Erinnert eher an eine meiner alten Lehrerinnen, die liebend gern Schmuck von Fossil um den Hals trug. Es soll zwar jeder tragen, was gefällt, aber bei mir persönlich sind da zu viele Erinnerungen im Spiel. Die große, graue Frau, die uns kontinuierlich aus der Raucherecke auf dem Pausenhof verscheuchte und uns anschließend die Schuldordnung abschreiben ließ, zum Beispiel. 

4. Sport BH drunter. Am besten mit Nike-Swoosh. Gebongt. Weil wenig spießig, ein bisschen schräg und trotzdem sportlich. Das harmonischste Liebespaar meines Kleiderschranks steht hiermit fest: 

Pullover: DKNY // Bomber: Monki // Hose: Weekday // Tasche: Moschino // Schuhe: Clarks //