Wer mich kennt, kann bestätigen, dass ich Menschen ganz ohne Vorwarnung Bücher aus den Taschen ziehen kann, sobald ich irgendwo einen Schmöker erspähe, von dem ich ganz verzweifelt den Titel nicht entziffern kann. Genau so passiert vor circa 3 Wochen, als ich meiner Freundin Stephanie das Buch „How should a person be?“ von Sheila Heti entwendet habe.
Der Titel geht schon ordentlich zur Sache und auch die Rezensionen auf dem Bucheinband sind nicht ohne, wenn da zum Beispiel Tausendsassa Miranda July von einem „major literary work“ oder Lena Dunham herself von einer „really amazing metafiction-meets-nonfiction-novel“ spricht. Ein bisschen peinlich berührt musste ich mir also eingestehen, dass ich den Namen Sheila Heti noch nie gehört hatte und mir der Roman unter mysteriösen Umständen völlig durch die Latten gerutscht ist.
So ist die 37-jährige Madame Heti keineswegs ein unbeschriebenes Blatt und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, schrieb schon für die New York Times, das n+1, den Guardian und arbeitet als Interview Editor für das Magazin The Believer.
Uhlala Powergirl!
Bild via Facebook.
Aber zurück zum Buch. Ich nenne es f“iktives Tagebuch mit autobiografischen Elementen“, Heti selbst beschreibt es als „constructed reality“. Als Grundlage für das Buch dienten Interviews, welche Sheila Heti mit ihrer Freundin und Künstlerin Margaux Williamson aufgenommen hat.
„Increasingly I’m less interested in writing about fictional people, because it seems so tiresome to make up a fake person and put them through the paces of a fake story. I just — I can’t do it.“ (Via Believer Mag)
Im Zentrum der Geschichte „How should a person be?“ steht die frisch geschiedene Ich-Erzählerin Sheila, die mitten in einer Lebenskrise steckt und völlig blockiert an einem feministischen Theaterstück arbeiten soll. Aus dieser Misere heraus beginnt sie die philosophischen Gespräche mit ihrer besten Freundin und Künstlerin Margaux und ihrem neuen Lover Israel aufzuzeichnen. Die Protagonistin bewegt sich in der lokalen Kunstszene von Toronto, New York und Miami und muss sich fortwährend den Themen stellen, die auch uns bestens bekannt sind. Wie wollen wir eigentlich leben? Und was erwarten wir von Freundschaft, Liebe, Job und Selbstverwirklichung?
Seit einer Woche liegt der Titel nun also auf meinem Nachttisch, Lesebändchen auf Seite 50. Was ich bisher gelesen habe, könnte auch eine Episode der Serie GIRLS der bereits erwähnten la Dunham sein. Auch dort kann man sich verblüffend gut mit den beschriebenen Personen identifizieren und fühlt sich genau im richtigen Ton angesprochen. Apropos: Hetis Freundin Margaux Williamson hat als Gegenstück zum Buch den Film „Teenager Hamlet“ gedreht, in welchem auch Sheila eine Rolle besetzt!
Seit dem 7. März ist der Roman auch unter dem Titel „Wie sollten wir sein?“ im Rowohlt Verlag erhältlich.