Ende letzten Jahres veröffentlichten wir einen Artikel, in dem wir uns mehr oder weniger darauf einigten, die Arbeiten des vielleicht erfolgreichsten Modefotografen der Welt fortan zu ignorieren. Suchte man zum damaligen Zeitpunkt online nach „Terry Richardson und „Rape“, spuckte Google rund 247.000 Treffer aus. Anschuldigungen aufgrund sexueller Nötigung waren seit Jahren bekannt – was bis dato allerdings fehlte, waren handfeste Beweise. Und das, obwohl 2010 allerhand Zeugenberichte folgten, die den harmlosen Onkel Terry plötzlich als ziemlich perversen Onkel dastehen ließen.
2013 meldeten sich weitere Opfer zu Wort; ein medialer Shit Storm folgte. Und schließlich forderte die britische Designerin Alice Ehrenfried in einer Petition auf change.org: “Vogue, H&M, Mango, Supreme und alle anderen Marken: Hört endlich auf, den mutmaßlichen Sexualstraftäter Terry Richardson als Fotografen zu buchen. Wer das tut, billigt sein Verhalten.” Prominente Freunde hingegen verteidigen ihren Terry bis heute.
In einem offenen Brief äußerst sich Richardson jetzt selbst zu den Vorwürfen: „Correcting Rumors“ lautet der Titel des Huffington Post Beitrags ganz passend – sofern man selbigem denn Glauben schenken mag. Ob man genau das nun sollte oder eben nicht, liegt nicht länger in unserem Ermessen. Wir sind weder Richter noch Henker und was wirklich wahr ist, weiß zum jetzigen Zeitpunkt wohl niemand außer der Beteiligten selbst.
Richardson meint: „People will always have strong opinions about challenging images, and the dichotomy of sex is that it is both the most natural and universal of human behaviors and also one of the most sensitive and divisive. Over the course of my career, I have come to accept that some of my more provocative work courts controversy, and as an artist, I value the discourse that arises from this. I can only hope for this discourse to be informed by fact, so that whether you love my work or hate it, you give it, and me, the benefit of the truth.“
Solange es weiterhin keine Beweise gibt, werden wir uns so oder so davor hüten, Stellung zu beziehen. Wir werden weder spekulieren, noch Partei für die eine oder andere Seite ergreifen. Ist aber auch kaum nötig, denn die Fakten, die seit jeher offen liegen, machen es uns ohnehin schwer, Richardsons Visionen zu unterstützen. Wir halten es daher weiterhin wie unsere gute Freundin D.:
“(…)makes me so sad & angry everytime i think about this frontrowing asslicking game and that people are playing it!!!! i mean, yeah, you can always say “It’s not your or our problem”, but it is(…) This dude is really the total figure in the showbiz defining so much of the popculture visualization nowadays and shit is just so fucked up. Word Annie Strand, “Girls, just say NO!”! That is the first thing one should do. Like, I mean, duh.”
Stellt sich nur die Frage: Ist Terry selbst wirklich das Problem, oder sollte man endlich damit anfangen, die Auftraggeber des „Skandal-Künstlers“, nämlich all die wunderbaren Hochglanzmagazine, an den Pranger zu stellen?