Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor ein paar Jahren in meiner damaligen WG im Kreis 5 mit ein paar guten Freundinnen an dem viel zu kleinen Küchentisch saß und wir nach ungefähr drei Flaschen Rotwein plötzlich beim Thema „Feminismus“ angekommen sind. „Na klar, Feminismus ist wichtig!“, da waren wir uns alle einig. Einstimmig waren wir auch der Meinung, dass es den Feminismus nicht gibt, genau so wenig wie es dieFrauen gibt.
Aber würden wir uns denn selbst eigentlich als Feministinnen bezeichnen?
Die Meinungen gingen auseinander. „Braucht es denn überhaupt noch Feministinnen?“ „Irgendwie klingt Feministin immer ein wenig beleidigend.“ „Ab wann nennt man sich eigentlich Feministin?“ „Wir sind alle Feministinnen!“. Die Diskussion wurde hitzig und wahrscheinlich ist es der vierten Flasche Rotwein zu verdanken, dass ich nicht mehr weiß wie das Gespräch sein Ende nahm. Die ganz persönliche Erkenntnis die ich jedoch an jenem Abend hatte:
Ja, ich bin eine Feministin.
Ich bin eine Feministin, weil ich mich nicht unwohl fühlen möchte, sobald ich abends alleine in einen leeren Bus einsteige. Weil ich irgendwann Kinder haben und gleichzeitig Geld verdienen möchte. Weil ich es nicht okay finde, dass irgendjemand mir erklärt, was ein schöner Körper ist, wo Haare gut aussehen und wo eher nicht. Weil ich genau gleich viel Lohn bekommen will wie meine Arbeitskollegen. Und weil ich es nicht in Ordnung finde, wenn mir fremde Menschen auf der Straße hinterherpfeifen. Nur weil ich per Zufall zwei Brüste mit mir herumtrage. Und ja, unsere Mamas und Großmamas haben damals schon ordentlich vorgekämpft, doch die Welt bleibt nicht stehen. Sie verändert sich und gleichzeitig auch wir und unsere Bedürfnisse.
Ich bin eine Feministin und noch ganz viel mehr. Denn Feminismus heißt für mich, auch über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sich für andere Menschen stark zu machen. Migrant_innen, Homosexuelle, Trans oder intergeschlechtliche Menschen sind zum Beispiel ähnlichen oder sogar noch unfaireren Bedingungen ausgesetzt.
Als Feministin gehe ich mit einem Bewusstsein durch die Welt, dass da Draußen nichts selbstverständlich ist. Ich hinterfrage Dinge und haue auch einmal laut auf den Tisch wenn ich nicht einverstanden bin. Dafür muss ich hin und wieder meine Wohlfühlzone verlassen – das gelingt mir manchmal besser, manchmal schlechter. Oft genügt aber auch nur schon ein Wort, ein Blick oder ein Handzeichen im richtigen Moment.
Feminismus ist herausfordernd und spannend. Wild und unberechenbar. Vor allem ist Feminismus aber eines: Das, was du daraus machst.