Das mit den Kopierkatzen ist natürlich so eine Sache und darüber streiten bringt im Grunde wenig, denn die einen sprechen seit Jahren von der herrlichen Demokratisierung der Mode, andere von Raub und dann sind da noch all jene, die von dem ganzen Abschauen und Inspirierenlassen profitieren, nämlich Unternehmen wie Gina Tricot & Co, und natürlich wir, die Verbraucher. Oft genug kann ich die Aufregung nachvollziehen, denn niemand wird gern geklont, keine Frage.
Was ich aber vom „Trio-Klau“ halten soll, das weiß ich bis heute nicht.
Ich weiß nur, dass all jene, die sich am lautesten über die Kopien ihrer einzigarten Céline Tasche beschweren, ironischer Weise häufig bei Zara, dem Copycat-Profi Nummer eins, shoppen – ganz ohne schlechtes Gewissen. Und dass Céline die Trio Bag tatsächlich nicht erfunden hat. Die hing nämlich schon bei Mutti im Schrank, vor ca. 20 Jahren.
Wir halten also fest: Das Luxus-Label Céline mit seinem unermesslichen Begehrtheitswert, kramt das Design von damals wieder raus und schmeißt damit die It-Bag des Jahrzehnts neu auf den Markt, in wunderschöner Ausführung, inklusive güldenem Schriftzug. Wir sind verzückt bis zum geht nicht mehr, auch wegen der Form, aber Hand auf’s Herz, am meisten wohl eher wegen des Namens und des Hypes dahinter. Wer Resistent bleibt, hat Glück gehabt, denn das Prachtstück kostet ab 600 Euro. Ein Preis, den nicht jeder zahlen möchte, oder kann.
Nach dem Obererfolg der „Trio“ ziehen sämtliche Designer und Nicht-Designer natürlich fix nach und produzieren ähnliche Modelle.
(Tasche von Coccinelle, gesehen in den Galeries Lafayette)
Ein Aufschrei geht durch die Céline-Anhängerschaft. Fragt sich bloß: Warum?
Für mich gibt es da nur wenige Möglichkeiten, die mir allesamt ein wenig spanisch vorkommen:
1. Arroganz. Getreu dem Motto: Wer’s sich nicht leisten kann, darf nicht mitspielen.
2. Scheiße. Ich habe 600 Euronen ausgegeben, dabei sehen all die anderen Modelle genau so hübsch aus. Aber das goldene Logo! Der Name! Bin ich wirklich so Marken-fixiert?
3. Oh nein, ich werde kopiert und nun feiert mich niemand mehr, weil ich das Original besitze.
4. Ich hab‘ Michael Kors schon immer gehasst.
5. Ich hätte 400 Euro sparen können, um meinen Balkon zu bepflanzen.
Jetzt mal ehrlich: So erkläre mir doch bitte jemand dieses Hass-Phänomen und all die Meckereien. Ich stehe diesmal wirklich auf dem Schlauch.
All meine Freundinnen, die in Besitzt einer Céline Trio sind, freuen sich nämlich noch immer ein Loch in den Bauch, bei jedem Anblick ihres Schätzchens. Weil sie wissen, dass der Name „Céline“ es vermag, an der Vernunft zu schrauben, weil sie finden, dass man ab und an bescheuert sein darf und wissen, dass es ganz phantastisch sein kann, sich selbst zu belohnen, ab und an. Keine einzige von ihnen regt sich über „Look-a-likes“ auf, wirklich nicht. „Wenn da ein anderer Name drauf steht, wenn die Form ein bisschen anders ist, oder was auch immer, dann ist es doch eine andere Tasche, also wieso sollte ich schimpfen?“, erklärt mit G. Klingt logisch. „Wer meckert, der fühlt sich wohl schlichtweg ertappt oder hat ein Loch im Selbstbewusstsein durch Geld-Protzerei zu stopfen“. Leuchtet auch ein.
Und ich? Ich liebäugle noch immer mit Céline, wohlwissend, dass ich vollkommen gebrainwashed wurde. Zum Kauf wird es deshalb wahrscheinlich nicht kommen, aber wer weiß, man soll ja niemals nie sagen. Müsste ich mich aber für eine Alternative entscheiden, ich würde mich für eine Tasche der australischen Designerin Annabel Ingall entscheiden. Ihre „Jojo“ Bag ist nämlich zauberschön – auch ohne güldenes Logo:
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Oben im Bild: Taschen von Annabel Ingall, Liebeskind, Rika (hier auch) & Michael Kors.