Liebe Alexa,
wenn es ein Mädchen gibt, das für London die Stil-Trompete am lautesten trötet- dann bist du das (mal abgesehen von dieser Kate aber wer kennt die denn schon – Karl?).
Ich bewundere dich und erkenne genau, was du da treibst. Zu einer Marke machst du dich, machen alle dich – Miss Chung. Mit frechreizenden Bubikrägen und Kniestrümpfen um Storchenbeine, kicherst du dich mit eigenem Buch und Bag professionell neben deinen Uptown-Girls in die Front Rows dieser Welt. Obendrauf ein Frisürchen wie aus Alice im Wunderland – unheimlich perfekt aber immer mit dickem Augenzwinkern – ein richtiger Fuchs bist du. Aber ohne dieses eine wohl durchdachte Merkmal wärest du nichts, gar nichts – du wärest wie ein London Eye ohne Menschenmassen, Wie Tee ohne Keks, wie William ohne Kate. Alexa Chung ohne perfekten Katzenaugen-Lidstrich – unvorstellbar.
Und so rannte ich bei meinem Besuch letzte Woche in London hektisch in eine Selfridges Beauty Abteilung und bestand dort auf nichts anderes als DEN Alexa Chung Eyeliner.
Einmal Chung to go, pl ea see!
Stillschweigendes Nicken des Verkäufers und das heisere Versprechen, das er mir mit der Tüte über den Ladentisch reicht: „Der hält für immer“.
Ausprobieren und zwar s o f o r t!
Den Flieger zurück nach Berlin funktioniere ich zu Sari’s Schminkstube um, ich warte das Abschnallsignal ab – „pling“ – kann losgehen. Ein Versuch mich zu beruhigen scheitert: Ich erwartete ja nicht viel für 12 Pfund, vielleicht ein paar prompte Komplimente von Mitreisenden („aaaach danke jaaa ich weiß – wie Alexa“), spontanen 12 Pfund Kabinensex („zu dir oder gleich hier?“) oder eine Interview-Anfrage von der Teen-Vogue („nein danke, ich habe schon im Flieger gefrühstückt“) – nichts Großes – ein bisschen Alexa soll zumindest auch gleich hier an Ort und Stelle auf mich abfärben.
Lebenslinie unsichtbar
Kappe auf, riecht super, bisschen trocken, bisschen sehr trocken. Probestrich auf Handrücken, nichts passiert. Noch einer, nichts. 30 Weitere: Ausgetrocknet. Kontinuierliche Wiederbelebungsversuche bis zur Zerfusselung der Pinselspitze und dann: Landung. – Die Lebenslinie bleibt unsichtbar. Keine weiteren Turbulenzen. Enttäuscht entsteige ich dem Flugzeug. Als Sarah, nicht Saralexa Chung, und der Erkenntnis: Über den Wolken zerbrechen manchmal It-Girl-Träume.
Und so sitze ich hier und schreibe dir diese Zeilen und ich finde, zumindest eine handfeste, persönliche Entschuldigung sollte drin sein. Bis dahin warte ich und weine mir weiter die knopfigen, ganz und gar nicht katzigen, Augen wund.
Deine Sarah