Wenn ein Norweger, durch dessen Körper reinste Pop-Zellen schwimmen, ein paar Jahre lang in Berlin lebt, um schließlich doch Richtung Sizilien und Sonne auszuwandern, dann sollte man vielleicht erst gar nicht versuchen, dessen Musik noch zu verstehen – egal, wie lange man selbiger schon lauscht. Irgendwo hört der Verstand sowieso auf. Und zwar genau da, wo das Fühlen anfängt, wo für minimalistische Instrumentalisierungen ausnahmsweise kein Platz mehr ist.
„Garota“ klingt anders als alles, was wir von Erlend Øye kennen, pompöser und voller. Bläser, Percussion und Orgeln tänzeln um einen Text, der es sich wagt, von Obst zu sprechen, obwohl das Leben gemeint ist. Und dann: „Choose the life you want to live, give the love you want to give.“ Es ist wie immer bei Erlend – So einfach und trotzdem verdammt schwer.
„Garota“ erinnert an Pop Hymnen der 70er und 80er Jahre und bleibt trotzdem Freigeist – Keine Klischees, dafür Kopfkino. „Garota“ klingt, als würde man mit einer Ledertasche voll alter Urlaubsfotos durch die Großstadt irren, nach Schwermut im weißen Smoking und nackten Füßen, nach Dazwischensein, nicht ganz hier und nicht weit weg, nach der Gewissheit, dass man eigentlich genau weiß, aber das Gegenteil macht, nach audiovisuellen Pulsschlägen und Rotwein-Momenten.
Am Ende von „Garota“, passiert also doch noch etwas ganz typisches: Erlend Oye lässt den Hörer selbst entscheiden: Zuversicht oder Melancholie? Es kommt eben ganz drauf an.
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