Bis heute hat erst eine einzige Frau den renommierten Academy Award in der Kategorie “Best Director” gewonnen. Überhaupt sind die meisten Preisträger im Bereich Film männlich, vor allem mit Blick auf die ganz großen internationalen Film Festivals – obwohl Unis in etwa exakt so viele Regisseurinnen wie Regisseure ausspucken. Seltsam, nicht? Findet jedenfalls auch Isabell Šuba, die mit ihrem Regie-Debüt „Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste“ auf genau diesen Misstand aufmerksam macht. Aber nicht schnöde und trocken und Klischee-behaftet. Sondern so, dass auch Branchen-ferne Nicht-Cineasten wie ich ihre Freude an dem charmanten 83-Minüter haben, versprochen.
Denn „Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste“ ist ein Experiment mit der Wirklichkeit, gedreht in nur fünf Tagen: Als die echte Isabell zu den 65. Filmfestspielen in Cannes eingeladen wird, beschließt sie, ihre Persönlichkeiten für die kommende Zeit in Frankreich an Schauspielerin Anne Haug abzugeben – die muss sich daraufhin an der Seite des chauvinistischen Filmemachers David durch eine Welt kämpfen, in der heimlicher Sexismus und Blingbling aufeinander treffen. Irgendwann können wir als Zuschauer selbst nicht mehr unterscheiden, was real ist, was geplant und oder gescriptet. Und genau hier fängt’s an, spannend zu werden.
„Unser Film entstand im Mai 2012 während der 65. Filmfestspiele in Cannes, als ich mit meinem Kurzfilm „Chica XX Mujer“ auf der „Kurzfilmrolle“ von Germanfilms eingeladen war. Meine Freude über die Einladung zum wichtigsten Filmfest der Welt wurde schnell getrübt, denn wie ich im Vorfeld mitbekam, lief im oðziellen Wettbewerb kein einziger Film von einer Frau. Wie ich nach etwas Recherche herausfand, scheint das die Regel: in den letzen sechzig Jahren hat nur einmal eine Frau die begehrte Goldene Palme gewonnen – und zwar Jane Campion mit „Das Piano“.
Kann es sein, dass Frauen immer noch in der Rolle feststecken, den roten Teppich eher mit einem schicken Kleid zu schmücken statt mit ihrem künstlerischen Talent?
Mich quälte die Frage, ob es in einem fairen Auswahlverfahren eines internationalen Festivals wirklich möglich ist, dass es über Jahrzehnte hinweg angeblich immer nur Filme von Männern auf die ersten Listenplätze schaðen. Zumal durch aktuelle Studien belegt ist, dass das Geschlechterverhältnis in Regie-, Kamera- und Produktionsstudiengängen inzwischen ausgeglichen ist. Aus reiner Enttäuschung über das Fehlen weiblicher Vorbilder beschloss ich die Sache an dieser Stelle selbst in Hand zu nehmen und ein Zeichen zu setzen.
Die Idee für die Geschichte entstand somit aus einem sehr persönlichen Konflikt: einerseits freute ich mich darüber, als junge Filmemacherin nach Cannes geladen zu sein, anderseits musste ich mich mit der Frage beschäftigen, wie realistisch die Chancen für weibliche Filmemacherinnen tatsächlich sind, im Filmbusiness Fuß fassen zu können. Ich nutzte also meine Einladung nach Cannes, um vor Ort einen neuen Film zu drehen. Und zwar mit einer Hauptfigur, die genau dieses rare aber wichtige Frauenbild erzählt: talentiert, selbstbewusst und kämpferisch.“ (Isabell Šuba)
Ganz besonders stolz sind wir übrigens auf unsere Freundin Lisa Glock, die zusammen mit Isabell Šuba das Drehbuch verfasst hat.
Ab 14. August im Kino //