Schon ein paar Mal habe ich überlegt, euch ein kurzes Update über den Kugelbuch und alles, was da noch mit dran hängt, herunter zu tippen, bloß wusste ich partout nicht, was es Spannendes zu erzählen gebe. Und eigentlich weiß ich das auch noch immer nicht. Es hat sich nämlich, entgegen aller wahnwitzigen Prognosen, noch immer so gut wie nichts in meinem Leben geändert, man kann zum Beispiel noch sehr lange sehr gut ausgehen, tanzen und quatschmachen. Soeben stolperte ich allerdings ganz unverhofft über einen Text, den eine Blogger-Kollegin anlässlich ihres persönlichen Schwangerschafts-Endspurts veröffentlicht hatte. Ich las dort von grausigen Gefühlsschwankungen und vielen Krisen. Und davon, dass ich selbst offenbar Opfer meines eigenen Gedächtnisschwunds geworden war: „Ein Verschleierungswunder“ nennt die Dame nämlich den Zustand einer unproblematischen, glückseligen Schwangerschaft. Kann ja schließlich alles gar nicht sein. Dass der Bauch nicht nervt. Und all die Tränen. Hier und da mal in einen Supermarkt brechen, komm schon. Das muss doch drin sein.
Ich sitze jetzt also hier und frage mich: Bin ich wirklich ein Meister der Verdrängung? Keineswegs. Eine Frau bin ich aber sehr wohl. Und die ticken eben sehr, sehr unterschiedlich. Eine Erkenntnis, die sich manch ein Klugbold wohl endlich hinter die Ohren pinseln sollte. Ich würde nämlich auch niemandem, der durch seine persönliche Hölle geht, womöglich auch noch Stützstrümpfe tragend, sagen: Stell dich doch verdammt nochmal nicht so an.
Mein Bauch wächst und wächst jedenfalls, und wenn alles rund läuft, im wahrsten Sinne des Wortes, dann macht’s in ungefähr acht Wochen plopp. Die derzeit am häufigsten gestellte Frage: Geht es dir NOCH gut? Aber ja doch.
Es ist nämlich so: Ganz selbstverständlich bringe ich mittlerweile stattliche Pfunde auf die Wage, mein Hintern explodiert aus allen Hosen und T-Shirts spannen nicht nur an meinen Wahsninns-Brüsten, sondern auch an den Oberarmen, da brauchen wir uns nichts vormachen. Ich könnte mich jetzt also vor den Spiegel stellen, an meinen Wassereinlagerungen zupfen und ob der gewonnenen Kleidergrößen über eine Bauchstraffung am Tag nach der Bohnen-Geburt nachdenken, während ich Rotz und Wasser in ein Taschentuch pruste. Ich mache das aber sehr bewusst nicht, denn Mutti hat mich schon früh gelehrt: Die allermeisten Wehwechen sind Einstellungssache. Ich stehe also nicht heulend vor dem Spiegel, sondern lachend. Dank des Po-Specks kann ich jetzt nämlich zum Beispiel hervorragend twerken, kein Scherz. Und Herrgott, Gewichtszunahme bedeutet: Alles roger, das Kind gedeiht. Wann hören wir also endlich auf, so streng mit uns selbst und unserer Umwelt zu sein?
Weiter zur emotionalen Achterbahnfahrt, von der so viele Schwangere erzählen, wir haben es hier nämlich mit einem realen Phänomen zu tun. Aber auch hier ticken Frauen sehr unterschiedlich. Während ich zum Beispiel ein verdammter Perioden-Leider und -Flucher bin, blieb ich während der letzten 32 Wochen von mieser Laune, Schrei- und Heulkrämpfen verschont. Vielleicht ist das ausgleichende Gerechtigkeit, vielleicht auch pures Glück. Was ich aber gut kann: Mich totlachen, dann Tränen heulen und anschließend Nasenbluten bekommen. Einfach so, ohne Grund und ohne Trauer. Auch ein Klassiker: Pipimüssen und zwar ständig. An die nächtlichen Ausflüge ins Bad gewöhnt man sich aber recht schnell, versprochen. Ich könnte die Liste der (natürlich auch oftmals wahren) Klischees nun unendlich weiter führen und allen Nicht-Gebährenden hier die Laune am potenziellen Kinderbekommen in nur wenigen Sätzen verderben, aber wiesoweshalbundwarum denn bloß?
Nichts lässt sich voraussehen, wenig planen, aber so gut wie alles dramatisieren. Oft heißt es: Na, wieso ist denn niemand ehrlich und haut mal richtig auf die Kacke, wieso sagt denn keiner mal, wie nervig es ist, schwanger zu sein? Ich frage mich das Gegenteil: Wieso sind Foren vollgestopft mit Panikmachern, weshalb leidet die eine immer noch ein bisschen mehr als die andere, warum all die seltsamen Regeln und die übertrieben Vorsicht, wieso drehen so viele werdende Mütter am Rad und weshalb sagt denn mal niemand: Es ist alles gut. Go for it.
Es gibt sie nämlich wirklich, die schönen, heiteren, unbeschwerten Schwangerschaften, vor denen sich niemand fürchten muss. Schwangersein kann zum Beispiel bedeuten, zu sich zu finden und ganz bei sich selbst zu sein. Wer aufhört, sich über alles Sorgen zu machen und die Dinge stattdessen einfach passieren lässt, der spürt im besten Fall sogar die tiefste Tiefenentspannung seines Lebens.
Was allerdings immer nervig bleiben wird: Ikea-Einkäufe. Und dann bemerken, dass man doch tatsächlich die Tier-Bordüren vergessen hat.