Dass man beim Thema „Sneaker“ gern den Überblick verliert und im Laufe der Jahre womöglich jedes große Unternehmen schon mal beim Konkurrenten „geklaut“ hat, nein Moment, „sich hat inspirieren lassen“, ist längst ein altes Toastbrot und selbst Experten geben sich kaum mehr große Mühe, nach Copy Cat-Tätigkeiten zu fahnden. Vor ein paar Tagen, oder fast schon Wochen, schoss eine Designerin, die viele begeistert und ebenso viele nervt, allerdings über das Ziel hinaus und sorgte für Sprachlosigkeit und Augenrollen: Isabel Marant präsentierte ihren „Bart“ Ledersneaker.
Wir mussten zwei mal hinschauen, weil wir nicht begriffen, was wir da sahen, auf den Bildern konnten wir nämlich bloß einen adidas Stan Smith erkennen. Aber nein, Obacht! Es gibt tatsächlich minimale Unterschiede. „Bart“ ist also wirklich ein waschechter Marant und zugleich Symbol für einen Marken-Wahn wie man ihn eigentlich nur zelebrieren kann, wenn das Hirn sich längst vom Acker gemacht hat. Oder?
Zum Vergleich:
Isabel Marant „Bart“: 280 €.
adidas Stan Smith: 85 €.
„Ach du Scheiße“ und „arme Gestalten“ schallt es zunächst in meinem Kopf, wenn ich an potentielle „Bart“-Schuh-Trägerinnen denke, aber dann, irgendwann, setzt auch das Verständnis ein. Wir modeaffinen Menschen sind ja zuweilen alle ein wenig schräg unterwegs und ganz und gar nicht Label-resistent. Ein weiteres Argument FÜR die teure Version: Man kann nur vermuten, dass Marants Produktionsbedingungen ein wenig anders ausschauen als jene von adidas. Aber an dieser Stelle möchte ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, viel war hier nämlich nicht heraus zu finden.
Sagen wir es also so: In diesem Fall ist zumindest meine persönliche Schmerzgrenze erreicht. Und auch das Kopfschütteln dauert noch etwas an, war es doch Mademoiselle Marant selbst, die mit ihren Wedge-Sneakern gnadenlos kopiert wurde. Rache? Mag sein. Vor allem aber ist dieser Turnschuh-Schachzug ein äußerst cleverer, der die Marant’sche Kasse ganz gewiss ordentlich klingeln lässt.
Die einzige „böse“ Copy Cat im Modekosmos ist die Stan-Smith-Diebin aber natürlich auch nicht. Valentino, Saint Laurent, Céline (siehe oben), Karl Lagerfeld, ja so gut wie jedes große Modehaus mischt längst auf dem Sneakermarkt mit – die wenigsten allerdings mit ganz eigenen Modellen. Hier noch ein Beispiel aus dem Jahr 2009:
Und relativ aktuell: Karl vs. New Balance:
Und wie haltet ihr es mit den Design-Dieben?
Infos: Sneakernews.