Gewiss trifft Alexander Wang mit seinen Boxsport-Kreationen den Geschmack etlicher Sportskanonen, dass wir Janes selbst aber keine großen Fans der aktuellen Designer-Kollaboration aus dem Hause H&M sind, ist kein Geheimnis. Bisher bezog sich unsere Kritik allerdings ausschließlich auf subjektive optische Mecker-Makel. Seit die beiden Blogger, Künstler und Querschläger David und Jakob von Dandy Diary heute morgen aber ihren ganz persönlichen Beitrag zum Launch dieser Zusammenarbeit veröffentlichten, nämlich einen kurzen Clip aus dem Herzen Mumbais, reicht kein leises Ignorieren des Wang-Tammtamms mehr aus.
Jeder, der ernsthaft behauptet, er wisse nicht, dass ungefähr 99% unserer Kleidung unter Schweinsdrecksbedingungen produziert wird, lügt sich natürlich die Hucke voll. Dass wir, die Konsumenten, Fakten wie diese seit jeher gern ignorieren und beiseite schieben – geschenkt. Dandy Diarys „Alexander Wang x H&M – Fair Trade Fashion“ macht das Scheuklappentragen jetzt ein weiteres Mal unmöglich und zwingt uns dazu, hinzuschauen. Und nachzudenken. Aber auch zu handeln? Die Frage geht auch raus an euch: Wie reagieren?
Ich bin ehrlich gesagt entsetzt. Dass die Produktionsbedingungen wirklich aller großen Player so mies wie unverständlich sind, ist selbstverständlich klar. Hunderte Male haben wir dieses Thema hier bereits diskutiert und immer wieder sind wir zu dem Schluss gekommen, dass jeder von uns einen ganz eigenen Weg finden muss, mit diesem Fakt umzugehen. Für Sarah und mich heißt es deshalb unter anderem seit Jahren: Alle Inditex-Unternehmen, darunter auch Zara, werden komplett gemieden. Nicht, weil Inditex per se der Buh-Mann sein soll, sondern vielmehr um unseren eigenen Konsum einzuschränken, um überhaupt irgendwo anzufangen. An H&M hielten wir allerdings stets fest. In vielen Gesprächen und einem lagen Interview versicherte man uns einst, dass sich hinsichtlich der Produktionsstätten und -Bedingungen wirklich etwas tun würde. Übersetzt sollte das in etwa heißen: Vieles läuft noch immer richtig scheiße, aber ein Wandel passiert nicht über Nacht, sondern ist ein langer Prozess. Wir arbeiten daran. Wir versuchen, gemeinsam mit den Fabrik-Chefs Lösungen zu finden. Wir werden tätig. Es ist uns nicht egal. Wir wollen, dass sich etwas ändert und setzen uns jeden Tag dafür ein.
Und jetzt sowas? Waschechte Kinderarbeit? Oder ist das Video gar Fake? Eine „alternative Werbung“? Scheinbar schon. H&M, eine Erklärung ist jetzt trotzdem dringend nötig.
Mehr lest ihr auf Dandy Diary.
Ein Interview mit David hat Journelles geführt.
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Statement zu Video von Dandy Diary
Gegen das heute veröffentlichte Video von Dandy Diary geht H&M juristisch vor.
Die nach eigenen Angaben der Autoren in Indien aufgenommenen Videoaufnahmen zeigen nicht die Produktion von Teilen der Alexander Wang x HM Kollektion. Diese Kollektion wurde nicht in Indien produziert.
Zudem duldet H&M ausweislich seines im Internet unter
abrufbaren Verhaltenskodex ausdrücklich keine Kinderarbeit und bezieht sich dabei auf die UNO-Konvention über die Rechte des Kindes und die Konventionen 138 und 182 der ILO (International Labour Organization).
Alle unsere Lieferanten verpflichten sich mit ihrer Unterschrift, den Verhaltenskodex von H&M zu befolgen. Unter anderem bedeutet dies, der Forderung von H&M nachzukommen, unter keinen Umständen Kinderarbeit einzusetzen. Unsere H&M Auditoren führen regelmäßige Kontrollen durch, um sicherzustellen, dass keine Kinder in den Fabriken der Lieferanten arbeiten. //