„Karl, für dich würde ich bis zum Mond anreisen“. So lautete meine mir selbst eingepflanzte Parole nach dreizehn Stunden Berlin-Hamburg-Berlin Autobahntour in Zeiten des absoluten, überhaupt nicht chanelligen, Bahnstreiks. Die Parolen, die Karl Lagerfeld die Models auf der Pariser Show der Frühjahrs-/Sommerkollektion 2015 schreien ließ, hatten da einen ganz anderen Charakter – erinnert ihr euch?
In der Chanel Feminismus-Ausgabe demonstrierten Mädchen und Damen mit Megaphonen und Schildern bewaffnet, recht überspitzt und doch perfekt inszeniert durch den „Boulevard Chanel“. Gleichberechtigung und Freiheit hieß das große Thema „Make Fashion, not War“, „Be Different“ und ganz vorn „Ladies First“. Eine Inszenierung, die so manchem aufstoß, gleichzeitig aber auch für ganz schön Wirbel und ordentlich Diskussion sorgt. Geht das hier in die richtige Richtung? Hat Monsieur Lagerfeld uns Frauen wirklich verstanden oder sprechen wir hier ausschließlich von einem geschickten Werbeschachzug? Fragezeichen.
Alles auf einen Blick:
Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für das Thema ist gut – auch, wenn wir unsere anfängliche Euphorie kurz nach der Schau mit ein paar najas und och schade aufs Urteil na gut herunter korrigierten. Hätte uns Karl nicht auch nachhaltiger ein bisschen beeindrucken können? Ist er mit inhaltsleeren Parolen vielleicht ein bisschen am Ziel vorbei geschrabbt? Und: Nimmt er das Thema wirklich ernst, spricht er hier wirklich von Gleichberechtigung und Rechten für Frauen oder passte eine an der oberflächen kratzende Inszenierung und dem Kontext einfach besser zur Show? Viele Fragen – kaum Antworten. Eines allerdings ist geblieben: Diese Kollektion trifft einmal mehr den Nagel auf den Kopf – und reiht sich nahtlos in die vergangenen Schätze des Traditionshauses ein.
Zu den Press-Days in Hamburg durfte ich jedenfalls das allererste Mal dem Schrei des Karlhahns folgen und die Kollektion aus nächster Nähe begutachten. Die aufregendsten Teile habe ich euch gleich mal mitgebracht – und die haben ausnahmsweise mal für ein minibisschen Sprachlosigkeit gesorgt:
Goldtreter, ich kann nicht genug davon haben – die hier sind doch ein Träumchen oder?
Einmal alles zum Mitnehmen Karli, danke dir! Blumenmuster, Stickereien, bunter Bouclé Stoff. Und seht ihr die Jacke? Das war das absolute Lieblingsteil von Jederfrau im Showroom – meins auch!
„Ich bin nicht im Sale“ – Statement Box-Bag und bunt besprenkeltes Kostüm – mögt ihr’s?
Coco selbst sagte doch „Schmuck sollte einen nicht wohlhabend erscheinen lassen, sondern schmücken“ et voilà.
Die Klassik nebst Statement Box-Bag „Oser sans Poser“ – ich bleibe bei links.
Hier meine Damen und Herren ein Outfit aus der Reihe:
Wenn ich könnte würde ich jeden Tag so rumlaufen
Der Sportständer, wie ich ihn liebevoll nenne, erfreute sich ebenfalls großer Beliebtheit
Bei denen hier musste ich an Nike Jane denken, warum? Warum denn nur?
Nachhilfe á la Chanel
Ich bekam Wurzelgemüsesuppe von dem wohl schönsten Kellner der Stadt gereicht, Herzflatter. So viel Zeit muss sein.
Mal richtig schön einen wegtrillern mit Chanel?
Es folgen Schuhe, von denen ich seither nachts träume:
Schön habt ihrs hier oben, im Stilwerk.
Details, Baby!
In der Masse leicht zu verwechseln mit einem Kindergeburtstagstisch – im Detail ganz feine Accessoires mit Gravuren, Gliedern und hübschen Verzierungen.
Herzallerliebst? Herzallerliebst!
…und dich nehm‘ ich auch.
Danke Chanel, Tschüssi Hamburg, du Perle – bis bald, du bist was ganz besonderes und um mit Cocos Worten abzuschließen: “Ich kann nicht begreifen, dass eine Frau das Haus verlassen kann, ohne sich hübsch gemacht zu haben. Sie könnte gerade an diesem Tag ihrem Schicksal begegnen”