Menschen, die behaupten, Mode & Feminismus hätten nichts miteinander gemein, oder schlimmer noch, Mode & Feminismus könnten gemeinsamen erst gar nicht existieren, sich weder bestäuben, noch unterstützen, haben entweder den Feminismus nicht verstanden, vielleicht auch die Mode nicht, wahrscheinlich sogar weder den Feminismus noch die Mode. Das eine spielt für das andere nämlich seit jeher eine wichtige Rolle, in beiderlei Richtungen. In der aktuellen Ausgabe der Harper’s Bazaar schreibt Autorin Justine Picardie sich in knappen Worten den Groll gegenüber dieser Nichtverstehenwoller, denen sie schon zu Studienzeiten im rosafarbenen Ensemble entgegen trat, aus den Fingern. Wenn auch für meine Begriffe etwas zu zaghaft formuliert, steckt in diesem kleinen aber feinen Beitrag doch jede Menge Wahres.
„Kleidung hat wichtigere Aufgaben, als uns zu wärmen. Sie verändert unseren Blick auf die Welt und den Blick der Welt auf uns“. Eigentlich könnte mit diesem Zitat der wunderbaren Virginia Woolf längst alles gesagt sein, aber nein, die ewige Debatte geht auch 2015 weiter. Zuletzt allerdings, als Karl Lagerfeld einen Protestzug auf dem Laufsteg seiner Chanel-Schau inszenierte, in dem Cara Delevingne und ihre Kolleginnen Plakate mit Aufschriften wie „Feminism Not Masochism“ an der Front Row vorbei trugen. Der Guardian meckerte daraufhin „(…) eine alberne Show (…), weil die Modeindustrie und insbesondere die Fashion Week ungefähr so feministisch sind wie ein Obstkuchen“. Tatsache? Mademoiselle Picardie nimmt sämtlichen Nörglern daraufhin ganz nonchalant mit einem Verweis auf die Suffragetten des frühen 20. Jahrhunderts den Wind aus den Segeln. Selbige seien über eine derartige Haltung nämlich mit Sicherheit schwer erstaunt gewesen, denn die britischen Frauenrechtlerinnen von damals definierten sich mitunter sehr wohl über ihre Kleidung und die Farben der Women’s Social and Political Union – nämlich Purpur, Weiß und Grün.
So geht das dann noch ein bisschen, es wird über Coco Chanel und die Befreiung der Frau von Korsage und Humpelrock geschrieben, über Oscar Wilde und die lebendige Beziehung zwischen Mode und uns Frauen. Ein wichtiger, sehr beiläufig anmutender Satz lautet: „Ich fände es unfair (um nicht zu sagen: repressiv), der Mode das Recht abzusprechen, sich an der Diskussion feministischer Fragen zu beteiligen.“ Dabei könnte man es ruhig noch etwas deutlicher sagen; ein solches Handeln wäre nämlich nicht nur repressiv, sondern auch rückschrittlich, fast schon „hinterwäldlerisch“.
Gelinde gesagt hängt mir so manch eine Korinthenkackerei so dermaßen zu den Augen und Ohren heraus, dass ich im Angesicht wenig reflektierter Beiträge im Stil des Guardian-Verrisses zuweilen nur noch schreien oder wahlweise ziemlich laut heulen will. Feminismus und Mode können also nicht zusammen gehören? Wer das behauptet, dem kann in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr geholfen werden, der hat ganz offensichtlich noch immer nicht begriffen, dass Mode niemals stumm und Statement-los sein kann, dass Mode, ganz im Gegenteil, immer spricht. Und dass es ganz allein an uns ist, sie in unserem Sinne sprechen zu lassen.
In diesem Sinne: „Mode soll uns weder beherrschen, noch einschüchtern, sie gehört vielmehr zum weiblichen Werkzeugkasten des kreativen Ausdrucks“. Amen.