Marcus Werner kann eigentlich alles. Geschichten erzählen aus aller Herren Länder, Kleinigkeiten auf dem Weg zum Bäcker entdecken, an denen die meisten anderen Menschen in gewohnt ignoranter Manier vorbei dackeln, Philosophieren, am liebsten über uns und die Gesellschaft, in der wir uns bewegen, er kann selbst den emotionslosesten Tänzer mit seinen DJ-Sets zu absurd-euphorischen Verrenkungen motivieren (demnächst holt er sogar den Paartanz zurück in unseren Kosmos!), Turban tragen ohne dabei auszusehen als käme er von einem anderen Planeten, er kann mindestens so engagiert über Ungerechtigkeiten schimpfen wie er Pasta kocht, er kann Stimmungen auf Fotopapier festhalten, als sie nie eine Linse zwischen ihm und dem Moment gewesen. Marcus ist so einer, der das Beste aus den Leuten, die er trifft und vor allem seinen Freunden rausholt, einer der liebenswertesten Berliner der Stadt, einer, der sich selbst ganz bescheiden als Regisseur und Producer bezeichnet, obwohl man die Liste passender Berufsbezeichnungen noch ewig weiter führen könnte.
Und weil ich selbst Marcus aka DT64 aka einfach „Maggi“ nicht nur eine ganze Menge, sondern auch lange Nächte mit feinsten Tracks aus dem A’MILLION Potpourri verdanke, kam ich nicht umher, seinen wahnsinnigen Musikgeschmack für eines unserer Mittwochs-Mixtapes bündeln zu lassen. Es ist uns eine Ehre, du alter Romantiker.
Foto: Johanna Tagada
Maggi, was bedeutet dir Musik?
Für mich ist gute Musik, wenn es richtig weh tut und mitten ins Herz trifft. Man bekommt kurz keine Luft mehr, schließt die Augen und merkt, wie einem die Gänsehaut den Körper entlang fährt. Oft sind meine liebsten Lieder zutiefst melancholisch und cheesy. Sie erinnern mich an bestimmte Punkte in meinem Leben und ich bewahre sie mir auf wie einen kleinen Schatz, den ich nur raus hole, wenn ich mich ganz und gar auf ihn einlassen kann.
Meine Playlist ist deswegen auch wenig modern oder cool. Entgegen meinen Klub-Nächten, in denen ich als DJ immer nach neuen, treibenden und progressiven Sounds suche, höre ich zu Hause fast ausschließlich ruhige Sachen wie Jazz oder Soul. Ich mag flächige und deepe Melodien, in die ich eintauchen kann. Ich liebe die alten Klassiker und danke dem Musikgott, dass es Spotify und Shazam in meinem Leben gibt.
Avalon ist ein Track der alten Schule. Man fühlt sich direkt in die Sommerferien irgendwo an der französischen Mittelmeerküste zurückversetzt. Mehr Klasse als Brian Ferry geht auch gar nicht. Die Platte habe ich auf einem Berliner Flohmarkt entdeckt. Der Track lief auf einem alten Mono-Plattenspieler und man konnte ihn über den halben Platz hören. Ich hab sofort zugeschlagen und den Plattenspieler gleich mitgekauft.
The Rolling Stones – Play With Fire
Beatles oder Rolling Stones? Eindeutig Stones! Die größte Mission meines Vaters war es, in der DDR an deren Platten zu kommen. Als sie dann 1990 kurz nach der Wende nach Ost-Berlin gekommen sind, ist wohl der größte Traum von ihm war geworden und er hat sie in Weissensee live gesehen. „Play with Fire“ ist eines ihrer frühen Stücke aber war schon damals eine klare Ansage ans Establishment. I like that!
This Mortal Coil – Song to the Siren
Song To The Siren ist einer der Tracks, den man auf Kophörern mit Augen zu hören muss. Es ist alles, was Musik braucht, eine unglaubliche Stimme und eine Melodie, die einem direkt ins Herz fährt. Es ist der Track, bei dem man in Herzschmerz-Momenten ohne Chance losheulen muss.
Devendra Banhart – Bad Girl
Ich hab Devendra vor ein paar Jahren in der Passionskirche in Kreuzberg live gesehen. Er stand auf dem Altar und vor ihm lagen die Mädchen auf den Stufen und haben ihn angeschmachtet. Nach dem Konzert hat eine Freundin zu mir gesagt, dass wir jetzt in der Devendra Hülle seien. Besser kann man seine Musik auch nicht beschreiben.
M83 – Coleurs
M83 erinnert mich an eine sehr intensive Zeit in meinem Leben, in der ich nach einer neuen Richtung gesucht habe. Damals habe ich mit einem Freund mehrere Monate in einem kleinen 12qm Zimmer in Kreuzberg gewohnt und wir saßen Nachts auf dem Fensterbrett und haben das Saturdays = Youth Album hoch und runter gehört. Good Times.
Meine heimliche Liebe gilt ja alten Soul- und Disko Klassikern. Seichte, poppige Melodien die mit ihren Samples eine wichtige Grundlage für die moderne Musik von heute bilden. Sehr bald startet in Berlin auch unsere neue Partyreihe „Hit-Programm“ die ich mit einem Freund als DJ-Duo „Smooth Operators“ hoste. Wir versuchen klassischen Paar- Ausdruckstanz zurück auf den Dancefloor zu bringen. Watch out!
Lucky Paul – Thought we were alone
Der Gadi Mizrahi Remix von „Thought We Were Alone“ ist einer dieser Tracks der Dir am Sonntag Abend in der Panorama Bar den letzten Rest gibt. Danach kannst Du nach Hause gehen und das Wochenende hat sich gelohnt.
Autre Ne Veut
Mal ernsthaft. Autre Ne Veut ist sooo ein Übertreiber. Ich hasse seine Videos, aber seine Tracks sind leider so genial, dass man ja nicht hinschauen muss. Hinhören lohnt sich aber umso mehr. Am Besten Laut! Sehr laut!
Ben Khan – Youth
Ben Khan steht für mich stellvertretend für die neue englische Wunderkind Generation. Es ist wirklich unglaublich, was die Insel an qualitativ hochwertigen Musikern hervorbringt. Ben Khan ist erst 21 und hat es mit nur 2 Tracks geschafft direkt mal die internationale Musikwelt aufhorchen zu lassen. Definitiv der Mann für 2015.
Miles Davis – Nuit Sur Les Champs-Elysees
Einer der großen Klassiker. Ich erinnere mich, wie ich vor ein paar Jahren in NewYork vor einem sommerlichen Regenschauer in einem Buchladen Zuflucht suchte. Ich stand da so im Eingang, schaute den nassen Menschen beim Pfützenspringen zu und im Hintergrund lief „Nuit Sur Les Champs-Elysees“ als Soundtrack zur Szenerie. Mehr New York Moment ging nicht.
Marvin Gaye – Let’s get in on
„Lets get it on“ ist der Track der Tracks. Und Marvin Gaye ist der unbestrittene King in meiner Plattensammlung. Nuff said.
Hier lang geht’s zu Marcus‘ Website ♥ Angucken!