Weil ein ganz besonders liebenswerter Schlingel sein Mittwochs-Mixtape aus Gründen nicht rechtzeitig einreichen konnte und ich, Fuchs wie ich bin, vor lauter Geburtstag keine Alternative in petto habe, bin ich kurzer Hand der Bitte einiger Leser_innen gefolgt, doch endlich auch mal selbst eine Playlist als Medley meines bisherigen Lebens zusammen zu stellen. Natürlich hätte diese Liste endlos werden können, mir wird also erst jetzt bewusst, was ich meinen Vorgängern da überhaupt aufgehalst habe. Aber keine Panik, es wird natürlich trotzdem weiter gehen – sofern ich mir den Begriff „Vorproduzieren“ denn dann mit meinen 27 Jahren auch wirklich mal hinter die Ohren schreibe.
Dort oben seht ihr übrigens mich, vor Steinen stehend. Steine mag ich nämlich fast so gern wie Musik:
Hole – Celebrity Skin
Es ist ja an den meisten Schulen so, dass jeder Abiturient ein Lied für die Zeugnisübergabe auf der Bühne einreichen darf – ich hätte es fast verbummelt, in letzter Sekunde landete dann aber doch noch „Celebrity Skin“ beim DJ. „Hey, so glad you could make it / Yeah, now you’ve really made it / Hey, so glad you could make it now“. Dabei war ich eigentlich traurig darüber, dass plötzlich alles vorbei sein sollte.
William Bell – Everyday (will be like a holiday)
William Bell lief jahrelang immer morgens zum Frühstück, wenn wir auf Klappstühlen Nutellatoast im Festival-See knabberten.
Rage against the machine – Killing in the name
Nase gebrochen vor dem ersten Wellenbrecher, 2008.
Incubus – Wish u were here
Mit Brandon Boyd habe ich irgendwann aufgeholt, was ich in der Grundschulzeit verpasst hab: Verknallt sein in einen Star und kurz davor sein, Schlüppis auf die Bühne zu werfen.
Guru ft. Damian Marley – Stand Up (For Something)
Es gab mal ein paar Jahre, da hab‘ ich fast ausschließlich Rap und Reggae gehört und mir in den Ferien Dreadlocks gedreht.
Freundeskreis – Erste Schritte
„Esperanto“ wird immer zu meinen Lieblingsalben gehören, komme was wolle. „Erste Schritte“ erinnert mich nämlich an meinen allerbesten Freund – ich glaube, er hat mir damals die Platte dazu geschenkt.
Amadou & Mariam – Je pense a toi
Awesome Tapes From Afrika ist Schuld an meiner Liebe zu Bongotrommeln. Amadou & Mariam sind Schuld daran, dass ich monatelang nur noch an diesen Jemand denken konnte, der eines lauen Sommerabends an meiner WG-Tür klingelte, mich runter rief und mir seinen zweiten Kopfhörerknopf ins Ohr fummelte, um mit mir zu „Je pense a toi“ durch den Regen zu tänzeln. Nicht erfunden!
Smashing Pumkins – Today
Mein Freund Tobi ist mit seinen Eltern nach Seattle gezogen, als wir gerade einmal Dreizehn waren. Nach dem Abi habe ich es endlich geschafft, ihn zu besuchen – von dort aus sind wir dann nach Kanada gesegelt. Meinen ersten Wal hab‘ ich gesehen, als gerade „Today is the greatest day I’ve ever known“ aus meinen Walkman kam.
Olli Schulz und der Hund Marie – Nimm mein Mixtape, Babe
Meine ersten Mitbewohnerinnen Accy und Riccy waren die größten Indie-Heldinnen aller Zeiten. Immerzu Miracoli und Olli, mehr muss ich nicht sagen.
The Pains Of Being Pure At Heart – „Everything with you“
Der schönste Bandname in meiner Playlist.
Lily Allen – Who’d have known
Erster halber Herzschmerz, weil nur halber Freund, ihr wisst schon. Lily Allen lieferte den Soundtrack zur Vogelfreiheit.
Bright Eyes – First Day Of My Life
Hach, Bright Eyes. Klappt immer bei Wein und Mädchengesprächen, die etwas länger dauern müssen. Seit immer.
Wombats – Moving to New York
Das Pretty Vacant in Düsseldorf war sowas wie unser Wohnzimmer während des Studiums. Die Playlist veränderte sich im Grunde nie und war damit jahrelang die schönste Konstante in unserem Schnapsdrossel-Leben. R.I.P.
Baths – Lovely Bloodflow
Mein erstes Jahr Berlin in einem Album zusammengefasst.
Seabear – I sing I swim
Wenn ich nicht weiß, was ich hören soll, krame ich Seabear raus. Wenn mich der Regen stört, krame ich Seabear raus. Wenn ich lesen will, krame ich Seabear raus. Wenn nix mehr geht: Immer Seabear.
Ariel Pink – Baby
Beim Konzert in Brooklyn ist mir mein Herz fast oben raus geflutscht. Eines der Lieder, die ich am Wochenende in Dauerschleife laufen lassen kann. Gern auch zum Schachspielen. Oder Abendessen. Oder einfach nur so. Tut fast weh vor Schönheit.
Brian Eno – Baby’s on fire
Umzug in die WG auf der Sonnenallee. Große Liebe und immer noch Vermissung.
The Whitest Boy Alive – Courage
Erlend kennengelernt, nach Sizilien geflogen, Pasta gegessen bis zum Platzen und irgendwann wieder in der Realität angekommen. The Whitest Boy Alive werde ich noch meinen Enkeln vorspielen.
Frank Ocean – Forest Gump
Frank Ocean bleibt für mich trotz Übersättigungs-Gefahr einer der besten Musiker unserer Zeit. Bahnfahrtöne.
Patti Smith – Redondo Beach
„Just Kids“, die Biographie von Patti (und Robert Mapplethorpe) ist ganz großes Wort-Kino und eines der Bücher, das völlig zurecht gehypt wurde – wenn man mich fragt.
Devendra Banhart – Lover
Einer meiner liebsten Freunde lebt inzwischen in Innsbruck – er hat mich irgendwann einmal ganz verliebt in Devandra Banhart gemacht und manchmal weiß ich nicht, ob er Lieder aus meiner Playlist klaut, oder ich aus seiner. Zwei Menschen, ein Musikgeschmack.
Neil Young – Heart of Gold
Eigentlich gehören „The Smiths“ ja in jede Playlist. Diesmal entscheide ich mich trotzdem für Neil Young. „I wanna live, I wanna give, I’ve been a miner for a heart of gold, it’s these expressions I never give, that keeps me searchin‘ for a heart of gold, and I’m gettin‘ old.“ So viel Wahrheit.
Elliott Smith – Between the bars
„Drink up baby, stay up all night / With the things you could do, you won’t but you might“ – immer dann, wenn es mal wieder an der Zeit ist, unvernünftig zu sein.
ESP – It’s you
Diese Anfangswochen, in denen man sich zweideutige Lieder schickt. Und Vocal House, obwohl man Vocal House hasst.
Tocotronic – Jackpot (Kompakt Remix)
Du bist der Jackpot meines Lebens. Du, du, du.
Rio Reiser – Für immer und dich
Wir wollen hier ja ehrlich sein: Rio Reiser kenne ich nur, weil ECHT so lieb waren, „Junimond“ zu covern. Ich war richtig enttäuscht, als ich heraus fand, dass Kim Frank des Song gar nicht selbst geschrieben hat.
Gnash – Coco
Ein aktuelles Beispiel aus der Reihe „Verpeiltheiten des Lebens“. „Mama, Papa, schön, dass ihr zu Besuch seid, ich mach mal Musik an.“ -„Ehm Nike, das ist aber SCHÖÖÖN.“ – „Ja, lustig oder? Ich glaube, es geht um Kokosnüsse und Backpulver, irgendwas mit Backen jedenfalls. Stell dir mal vor, man würde über sowas auf deutsch singen“. Amen.
Tomemitsu – In Dreams
Für Traumtänzer mit wenig Anspruch auf Abwechslung.
Sleater Kinney – Modern Girl
Bestes Konzert des bisherigen Jahres. Und der Soundtrack zu einer großen Freundschaft. Sleater Kinney lief im Proberaum unserer Band rauf und runter. Ich finde es noch immer nett, dass niemand auf die Idee kam, uns darauf aufmerksam zu machen, dass wir wirklich wenig mit Punkrock zu tun hatten, trotz Auftritten beim Rockmarathon.
Erobique & Jacques Palminger – Wann strahlst du
… weil wir dem Leben alle das Leuchten in unseren Augen schulden.