Ich liebe jede einzelne meiner Freundinnen und meistens auch deren gut gemeinten Wein-trunkenen Ratschläge, bloß manchmal, zum Beispiel gestern, da fühle ich mich im Angesicht diverser Tipps wie ein Käfer, den man umgeschubst hat. „Also wenn du mich fragst, dann würde ich zu diesem Outfit höhere Schuhe kombinieren, du hast ja gar keine kurzen Beine, aber nunja, so wirken sie doch ein bisschen gestaucht.“ Versteht mich nicht falsch, besagte Dame meiner Träume hat durchaus mehr im Kopf als Pfennigabsätze und hätte ich sie nicht nach ihrer Meinung zum neuen Fummel gefragt, sie hätte keinen Piep gemacht. Aber diesmal traf sie ins Schwarze, ich weiß nämlich schon mein halbes Leben lang, dass meine Beine nicht einer Giraffe nachempfunden sind, bloß interessiert mich dieser Umstand selten mehr als die Bohne. Vielmehr frage ich mich immer wieder, wer eigentlich diese bescheuerte Regel erfunden hat, dass unsere Haxen laaang sein müssen und Kleidung zu allererst vorteilhaft aka „streeeckend, kaschierend, Schokoladenseiten betonend“ sein sollte. Hallo. Ich möchte sowas nie wieder hören, bittebitte. Kleidung muss zuallererst gefallen und sich gut anfühlen.
Wo wir auch schon beim wahren Haken des gestrigen Outfits angelangt wären: So schlicht es auch wirken mag, selten habe ich mich derart alt und so wenig Nike-mäßig gefühlt.
Sarah Jane war ominöser Weise komplett gegenteiliger Meinung: „Jeans, Top Cardigan – was soll daran nicht passen?“ – aber das ist es ja genau. Für gewöhnlich scheitere ich doch an solch einfachen Outfit-Missionen, schon allein deshalb, weil ich so gut wie keine T-Shirts oder Cardigans besitze, ich Basic-Flasche. Sei’s drum, mir blieb schließlich immer noch mein Fransen-Geschenk, an das ich mich eisern klammerte: Cardigan: thanks to STILLS // Top: ROSEMUNDE COPENHAGEN // Hose: LEVI’S // Schuhe: CLARKS // Tasche: thanks to BY MALENE BIRGER