Wer uns kennt, oder Kay und mir auf Instagram folgt, weiss, dass wir Katzenmenschen sind (wir mögen aber auch Hunde!): der rote Kater Noboru Watya und die kleine Makerel sind unsere Mitbewohner. Nicht jeder, der auch gerne einen haarigen Mitbewohner haben würde hat die Möglichkeit dazu: sei es Platzmangel, Zeitmangel, Bindungsangst, oder ein menschlicher Mitbewohner mit Katzenhaarallergie. In Asien gibt es schon länger Katzencafés: Cafés in denen man Kaffee und Kuchen bestellen und gleichzeitig Katzen beschmusen kann. In London liefen wir erst noch an einem vorbei, um dann in Tokyo eine halbe Stunde in einem Katzencafé voller Rassekatzen zu verbringen. Jetzt bringt uns Lenny Popelier ein Katzencafé nach Amsterdam! Kattencafé Kopjes feiert heute seine große Eröffnung. Gestern Abend durften wir Lenny netterweise noch ein paar Fragen stellen.
Als ich Lenny letzten Sommer das erste mal sah, hatte sie das beste Katzentshirt überhaupt an. Sie war mir also sofort sehr sympathisch. Ihr Kuchen war auch lecker und somit war ich vollkommen überzeugt ihre Idee ein Katzencafé zu eröffnen mit einer Spende unterstützen. Das Spendenziel wurde erreicht und sogar übertroffen.
Gestern radelten wir nach Amsterdam West und wurden freundlich empfangen. Der erste Eindruck, noch bevor wir die Katzen sahen: alles mit nach Hause nehmen! Katzenkissen, Katzentassen…und leckeres Gebäck. Nachdem wir uns die Hände desinfiziert hatten, ging es in den geräumigen und hellen Raum in dem nun sieben Katzen wohnen.
Die Einrichtung ist nicht nur für Katzen toll, denn es schaut aus wie ein liebevoll eingerichtetes Wohnzimmer, wo man es sich auf vintage Sesseln, Stühlen und Sofas gemütlich machen kann. Neben der Einrichtung für Menschen gibt es auch genug Platz und auch Plätze für die Vierbeiner. Rückzugsorte und auch Spielzeug, Kratzbäume und Klettermöglichkeiten.
Mit einem Kaffee machen Lenny und ich es uns auf einem der Sofas gemütlich (übrigens hatte sie eine tolle Bluse mit Katzenprint an). Wir bleiben aber nicht lange zu zweit, denn nach ein paar Minuten gesellt sich eine der Katzen zu uns und bleibt auch die ganze Zeit zwischen uns liegen. Später merke ich, dass ihr schnurren auf den Aufnahmen zu hören ist.
Wer ist Lenny?
Wow! Eine Frage, die sich nicht um Katzen dreht! Ich bin Lenny, 31 Jahre alt, Catlover extraordinaire und nun die stolze Besitzerin von Kopjes. Gerade arbeite ich schon mehr als fulltime hier. Recht wenig Schlaf, spät ins Bett mit hysterischen Gedanken „ich muss noch dies und das machen!„. Ich muss noch Katzenprofile machen! Bilderrahmen habe ich schon gekauft und gestern Abend wollte ich eigentlich Anfangen Fotos zusammen mit einer Bio zu jeder Katze zu machen: Name, Bio, Karakter. Gerade ist echt viel los, aber ich bin auch sehr glücklich.
Morgen ist also die Eröffnung!
Ja, und ich habe noch immer eine Liste mit Sachen, aber die meisten Menschen merken es sicher nicht. Die kleinen Sachen. Jetzt ist alles gut und fertig und vielleicht passen wir am Menü noch etwas an, sonst ist es etwas doof, wenn wir sagen müssen: „Willkommen, aber das hier haben wir nicht und das hier haben wir gerade nicht mehr!„.
Was heisst eigentlich ‚Kopjes‘?
Kopjes ist das Niederländische Wort für das, was Katzen machen, wenn sie sich mit dem Kopf an dir reiben. Aber auch das Niederländische Wort für Kaffee- oder Teetasse: kopje koffiee. [Es folgte eine Diskussion was und ob es überhaupt ein Deutsches Wort für Kopjes gibt. Gibt es eins?]
Die Frage, die du heute sicher schon zwanzigmal beantworten musstest: warum? Warum wolltest du ein Katzencafé eröffnen?
Ich war in Tokio in einem Katzencafé und dachte „wow, dass ist echt toll! Vielleicht kann man das auch in den Niederlanden machen!“ Ich sah das ganze vor mir als ein Ort an dem Menschen und Katzen miteinander umgehen können und wo Menschen sich auch einfach nur entspannen und leckeren Kaffee trinken können. Lecker Mittag- und Kuchenessen, Zeitschriften lesen, solche Sachen. Natürlich auch mit Katzen spielen.
Ich finde es bei dir gerade schon gemütlicher als in dem Café in dem wir in Tokio waren. Da waren alle Leute sehr, sehr still und die Atmosphäre war entspannt, aber gleichzeitig auch recht steif. Hier ist es gezellig [gemütlich]!
Ja, so ein wenig steril ist es dort! Gezellig ist echt so ein typisch Niederländisches Wort und genau so soll es hier auch sein! Entspannt!
Du dachtest dir also Amsterdam braucht ein Katzencafé?
Ich wollte es natürlich selbst sehr gerne, aber ich dachte mir auch, dass es es sicher ein Bedürfnis danach gibt. So richtig Nachforschungen habe ich nicht gemacht. Es kam mehr durch das Crowdfunding. Ich dachte mir, wenn das gut läuft, wird es schon gut gehen, dann gibt es auch eine Nachfrage.
Was möchtest du mit dem Café erreichen?
Was ich schon sagte, ein Ort zum entspannen, einen Ort zu dem Menschen kommen können. Und auch den Katzen, die alle aus dem Tierheim kommen, ein schönes Heim bieten. Zuneigung von Menschen bekommen, wo sie glücklich sein können. [Wir unterbrechen uns immer selbst durch „oh schau was die Katze da gerade macht“ Zwischenrufe. Catladies!]
Was war der ganze Prozess, von deiner Idee bis hin zu heute?
Am Anfang, als wir in Tokio waren, dachten wir „cool, das machen wir auch!„. Schon während der Reise haben wir schon über einen Namen nachgedacht und ob es hier auch funktionieren könnte. Als wir zurück waren musste ich darüber nachdenken, ob ich es wirklich machen möchte. Ich hatte zu der Zeit auch noch Vorstellungsgespräche, da ich hiervor einen ganz anderen Job hatte. Ich wusste also nicht genau, ob ich mich nicht doch einfach nur bewerben sollte und einfach wieder einen ganz normalen Job haben wollte. Dann habe ich den Businessplan geschrieben und geschaut welche Cafés es in Europa, den USA und Kanada schon gab. Dann sah ich, dass die Frau in London für ihr Café Crowdfunding gemacht hatte. Ich hatte hiervon schon was gehört und dachte mir, dass versuche ich auch!
Das Crowdfunding ging gut, das Geld war da und dann musste ich noch einen passenden Standort finden. Das dauerte wirklich lange! Ich war teilweise schon am verzweifeln, da ich nichts finden konnte was bezahlbar und schön war. Dann fand ich dieses Ladenlokal, in dem vorher ein recht kriminelles Café war, was für ziemlich viel Probleme in den Nachbarschaft gesorgt hatte. Es gab Festnahmen, Schiessereien…
Es gab einen Informationsabend für die Nachbarschaft, denn es war eigentlich abgesprochen, dass hier nichts mehr Gastronomisches reinkommen sollte. Sie hatten auch Angst, dass ich vielleicht nicht lange hier bleiben würde und es dann doch wieder ein Ort für ein zwielichtiges Café werden würde.
Es war wirklich ein Prozess, auch mit der Gemeinde. Aber jetzt ist alles gut.
Würdest du anderen Leuten auch raten Crowdfunding zu machen?
Ja, sicher! Ich weiss natürlich nicht, was es für einen Unterschied gemacht hätte wenn ich kein Crowdfunding gemacht hätte, aber jetzt gibt es viele Menschen, die sich wirklich beteiligen und es ist eine Art Gemeinschaft entstanden. Menschen die sehr begeistert sind von der Idee. Ich würde es wirklich auch anderen empfehlen. Es kostet nur was: du musst auch etwas Zeit und Arbeit hineinstecken, aber dann bekommst du auch etwas dafür zurück!
Gab es eigentlich auch negative Kommentare?
Ja, ein paar. Es ist ein wenig zweigeteilt, Menschen, die es super toll finden und Menschen, die es kritischer sehen. Oft sind es dann aber auch Menschen, die noch nicht wissen wie es hier aussehen wird und welche Hausregeln es gibt. Schon eine Meinung haben, bevor sie etwas gesehen haben. Katzen sollten nicht zur Unterhaltung da sein, was sie hier auch nicht sind. Obwohl ein Haustier ja eigentlich immer eine Art von Unterhaltung ist, Entertainment. Sie sind aber mehr Gesellschaft auch für einen selbst. Es funktioniert recht zweigleisig.
Und was waren schöne Dinge die bis jetzt passiert sind?
Da muss ich eben nachdenken…eine richtige Anekdote habe ich jetzt nicht. Es gab eine Katzenverhaltensforscherin, die mir schrieb, dass es in ihren Kreisen negative Reaktionen gab, aber dass sie es toll findet was ich mache; das die Hausregeln gut seien und die Einrichtung. Einfach, dass ich mich nicht verrückt machen lassen soll. Sehr lieb!
Letzte Woche gab es auch was süßes. Ein siebenjähriges Mädchen hatte eine PowerPoint gemacht, ich weiss gar nicht warum eine siebenjährige schon so etwas machen kann! Heutzutage geht das anscheinend so einfach! Sie musste was für die Schule präsentieren und ihre Präsentation ging über Kopjes. Ihre Eltern hatten mir die Präsentation gemailt. So niedlich! Mit einem Foto von mir und Sachen über die Katzen.
Du wolltest ja erst ein Ladenlokal in Amsterdam Noord finden, dann wären wir jeden Tag vorbeigekommen, aber bist du mittlerweile hier vollkommen zufrieden?
Ja! Ich bin glücklich. Ich hätte gerne in Noord eröffnet, war auch mit der Gemeinde in Kontakt. Sie waren von der Idee begeistert, aber gerade entwickelt sich dort recht viel und es war noch nichts passendes frei. Jetzt bin ich aber echt glücklich mit diesem Standort und der Nachbarschaft hier. Es ist noch sehr divers hier, noch nicht so wie in de Pijp [ein Stadtteil von Amsterdam mit Wochenmarkt und vielen Cafés und Bars]; so Nachbarschaften mit denen ich mich persönlich nicht identifizieren kann. Ich muss nun natürlich eine halbe Stunde mit dem Rad her, aber eigentlich ist das auch nicht weit. Immerhin besser als mit dem Zug fahren zu müssen, oder mit dem Auto im Stau zu stehen. Nur wenn ich eben schnell hier sein will…[eine Katze, die mit ihrem eigenen Schwanz spielt, bringt uns aus dem Konzept]
Wie wurden die Katzen eigentlich ausgewählt?
Sie wurden alle durch das Tierheim ausgewählt. Ich war die ganze Zeit mit ihnen in Kontakt, sie wussten, dass ich gerne Katzen aus dem Tierheim haben wollte. Als das Café soweit fertig war, bin ich hingefahren und habe nochmal mit ihnen geredet und dann haben sie geschaut welche Katzen gerade im Heim waren und wie deren Karakter ist. Sie stellten mir ein paar Katzen vor und ich fand alles gut. Ich hatte ja auch keinerlei Wünsche was das Aussehen der Katzen betrifft. Ich wollte ja nur, dass die Katzen hier glücklich werden.
Wir haben jetzt sieben Katzen hier, eigentlich wollte ich acht. Bei einer Katze dachten sie dann doch, dass sie nicht so gut mit anderen Katzen auskommen würde, also kam sie doch nicht zu uns.
Hast du auch eine Lieblingskatze hier, oder eine mit einer besonderen Geschichte?
Diese dort ist schon ein wenig meine…naja, ich finde alle lieb. Diese Katze hier ist manchmal etwas komisch. Die beiden da sind Bruder und Schwester und wurden auf der Strasse gefunden, diese wurde an der Autobahnabfahrt gefunden, die beiden schwarzen wurden in Noord gefunden. Mutter und Sohn haben wir auch, der Sohn hat Diabetes. Er war erst total kahl und ist noch etwas dünn. Ich peppel ihn nun auf. An ihm merke ich aber, dass er den höchsten Jagdinstinkt von allen hat. Er mag gerne nach draussen, aber dann würde er zu viel essen, was nicht gut wäre für seine Krankheit. Was mich wiederum beruhigt, weil ich weiss, dass es ok ist, dass er drinnen bleibt. Wir haben auch eine, Tiny, die ein Auge verloren hat. Sie und ihre Schwester kommen aus einem zu Hause mit 37 Katzen.
Wie lange bleiben die Katzen hier? Gehen sie auch in den Ruhestand?
Die Idee ist, dass sie hier ihr ganzes Leben bleiben. So lange es ihnen gut geht. Wenn ich merke, dass es einer hier nicht gut geht…wir versuchen alles, dass sie nicht gestresst werden. Vielleicht kommt noch eine Katze dazu, aber mehr nicht und auch nicht sofort. Ich will die Gruppendynamik jetzt nicht durcheinander bringen. Vielleicht, wenn das Tierheim in ein paar Monaten sagt, dass sie eine Katze haben, die hier super gut reinpasst.
Wie sorgst du dafür, dass die Katzen glücklich bleiben?
Viele verschiedene Dinge. Es gibt hier Hausregeln für Menschen, damit nichts getan wird, was die Katzen nicht mögen. Auch die Einrichtung; wir geben ihnen Möglichkeiten, um die Höhe des Raumes zu nutzen. Es gibt auch einen Raum in dem sie sich komplett zurückziehen können, genug Katzenklos; wir haben nun acht. Sie bekommen biologisches Futter von Yarrah und sind bei Petplan versichert. Wenn es irgendwas gibt gehen wir auch sofort zum Tierarzt mit ihnen. Und natürlich Liebe und Aufmerksamkeit!
Und die Menschen, wie haltet ihr die glücklich?
Mit Kuchen! Mit leckerem Kuchen und gutem Kaffee! Maximal können hier zwanzig Menschen gleichzeitig rein, es gibt fünfundzwanzig Sitzplätze, aber ich denke zwanzig ist schon viel, oder eher: dann ist es voll. Wir werden auch dafür sorgen, dass nicht zwanzig Leute auf einmal in den Raum kommen. Es liegt auch an den Menschen. Manche sind recht laut, andere mehr entspannt. Manche werden sich auch einfach nur mit anderen unterhalten und andere sind sehr fokussiert auf die Katzen. Es kommt drauf an.
Als ich im Dezember in London in einem Katzencafé war, war ich alleine und trank in ruhe meine Tasse Kaffee. Wenn eine Katze zu mir kam, habe ich sie auch ein wenig gestreichelt, aber ich war nicht aktiv mit den Katzen beschäftigt. Andere Menschen war echt total auf die Katzen fokussiert und teilweise dachte ich echt „wow„! Wenn es hier einen guten Mittelweg gibt, wird es gut gehen. Natürlich ist es auch schön, wenn die Leute mit den Katzen spielen.
Gibt es noch Sachen, die du hier vermisst?
Eigentlich nicht, ich habe ganz tolles Katzenspielzeug bei Tux & Tabby bestellt, welches ich gesponsord bekomme. Echt stylische, natürliche Sachen. Ich hoffe die Sachen sind unterwegs nicht verloren gegangen! Sie hat sie letzte Woche verschickt und jeden Tag warte ich gespannt auf die Post.
Was ist dein Traum für die Zukunft?
Ein noch größerer Raum wäre auf jeden Fall toll, aber jetzt bin ich ja gerade hier und finde es toll. Noch mehr Sachen für die Katzen bauen, dass sie auch von oben in den extra Raum können in den sie sich zurückziehen können. In dem Raum würde ich gerne auch noch mehr anpassen, noch mehr Klettermöglichkeiten bieten.
Wir spielten noch ein wenig mit den Katzen bevor es mit einer Kopjes Goodiebag glücklich zu unseren eigenen nach Hause ging.
Wenn ihr also mal in Amsterdam seid und die Kombination von Kaffee, Kuchen und Katzen mögt: besucht Lenny und die Katzen! Das Café ist Mittwochs bis Sonntags geöffnet. Hier könnt ihr eine Reservierung machen (die Seite ist auf Niederländisch, aber es sollte navigierbar sein; ansonsten fragt in den Kommentaren).
‚Bedankt‚ nochmals an Lenny en heel veel success! Wir sehen uns Anfang Mai an unserem ersten offiziellen Besuch im Café!
Hier noch ein paar Eindrücke von Kopjes: