Die Sache mit …//
…der Suche nach geistiger Reife

13.05.2015 Wir, box2, Baby Jane

reifeWenn man früh Mutter wird, dann hagelt es von allen Seiten Kommentare, gute und schlechte, solche, die man als Lobhudelei verbucht und andere, die den Denkapparat zum Knirschen bringen. Womöglich kann man „Mutter“ an dieser Stelle auch gut und gerne durch Ist-Zustände wie „wenn man älter wird / wenn man einen guten Job hat / wenn man in einer Beziehung steckt“ ersetzen. Am Ende kommt immer das Gleiche dabei heraus: Die große Frage, ob man annähernd so reif ist, wie man sollte. Als sei der Grad des geistigen Erwachsenwerdens ein Glücksbarometer, sowas wie der Schlüssel zur lasterlosen Erleuchtung. Höchstwahrscheinlich bin ich etwas schief gewickelt, aber mich beschleicht immer mehr das Gefühl, dass alles genau anders herum ist. Dass unsere Sozialisierung hin zur Vernunft zwar zweifelsohne gesund, aber ganz gewiss nicht der ultimative Weg oder gar abenteuerlich ist, wo das Gegenteil von Abenteuer doch im besten Fall als Routine bezeichnet werden kann. Wer das will, hat Glück. Wer nicht, dem gehts wie mir. Weil ein bisschen Krawall durchaus erquickend sein kann. Und wichtig für die wilde Seele.

Nehmen wir beispielsweise das vergangene Wochenende. Plötzlich saß ich da und wollte gar nicht viel, bloß raus und zwar alleine. Wein trinken, Hirngespinsten Luft machen, eine Tonne Pizza verdrücken, mit extra Mascarpone, und in der Nacht verloren gehen. Nichts Besonderes, nur das, was man eben so macht, wenn man zwei Beine, gute Freunde und ein bisschen Freizeit hat. Bis ich eine wirklich weit entfernte Bekannte traf, die in etwa so viel Ahnung von Spaß hat wie ich von Stochastik. Wo sind denn deine Jungs, musst du nicht gleich nach Hause, einen Kater kannst du dir doch jetzt wirklich nicht erlauben. Typisches Moralapostelgejaule im Deckmantel der freundlichen Besorgtheit. Ich frage mich dann immer, ob es denn wirklich so schwer ist, zu begreifen, dass in meinem Körper noch genau der selbe Mensch sitzt, wie all die Jahre zuvor. Jedenfalls erinnere ich mich nicht daran, jemals ein Heimscheißer gewesen zu sein.

Am nächsten Morgen natürlich die Quittung, ein Kater aus der Hölle, Belag auf der Zunge, ein Blitz im Kopf. Aber ich habs ja gewusst. Wie schön, denke ich. Alles wie immer und früher und vorher. Bloß ist es noch dunkel draußen, als ich geweckt werde, weil neben mir eine kleine Hand auf dem Kissen herum patscht und nach dem Schnuller sucht. Und die Erschöpfung? Halb so wild. Fühlt sich nach lebendig sein, nicht nach Katastrophe an. 

Achtung, Schnittchen auf 12 Uhr, mit Bart und Knackpo dran. Ich sage sowas manchmal. Weil ich Männer mag und Gucken ja sowieso erlaubt ist, sogar nach zehn Jahren Ehe. Ehm, du weißt aber, dass du hast ein Kind zuhause sitzen hast?! Danke für den Reminder. Meine Augen gehören aber schon noch mir, oder wie ist das jetzt? Scheuklappen und totale Selbstaufgabe? Kenn ich aus Büchern und üblen Anekdoten, dass ich aber heilfroh bin, nicht selbst von dieser Pest betroffen zu sein, kommt mir nur selten über die Lippen. Betroffene treffen nämlich gern auf Gleichgesinnte. Wer nicht mitreden kann, dem klebt deshalb sehr schnell ein Rabenmutter-und-Freundin-Stempel auf der Stirn. Wasserfest, da hilft auch verbales Rubbeln nicht.

Wenn das Kind erstmal da ist, ist dein Leben echt vorbei. Schlaf auf jeden Fall schonmal vor und geh nochmal richtig aus, das ist dann alles Schnee von gestern. Wenn man nicht am Leben interessiert ist, dann bestimmt. Ansonsten gibt es Väter, Tanten oder Babysitter. Wie war das noch gleich mit der elendigen Floskel „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied?“ Wahre Worte, ganz im Gegensatz zu den soeben voran gegangenen. Tausend Mal gehört, tausend mal zu den Ohren wieder raus gekotzt. Ein Scheiß ist vorbei. Und zwar nur der, auf den man ohnehin keine Lust mehr hatte, weil 1000 und eine Nacht erlebt. 

Ein anderer Tag. Ich sitze mit einer Tragik-besudelten Freundin beim Spanier. Als ich gerade heimlich und genüsslich an der ersten Zigarette des Jahres ziehe, obwohl ich eigentlich längst Nichtraucherin bin – die Umstände und die Frechheit des Auslösers der Tragik trieben mich für einen kurzen Moment in die Sucht zurück -, faucht jemand am gegenüberliegenden Tisch „Die kenn ich aus dem Internet, die ist Mutter und jetzt pafft die hier.“ Erwischt. Mein Kind ist zwar 30km weit von meinem Rauch entfernt, aber dennoch beschleicht mich ein schlechtes Gewissen. Trotz Pfefferminzkaugummis und der Zahnbürste, die daheim auf mich warten, um jegliche Spuren rechtzeitig zu verwischen. Ich bin noch immer nicht erwachsen, das ist der Beweis. Erwachsene benehmen sich anders, immer den Erwartungen entsprechend, nie daneben. Gibt es überhaupt Erwachsene? Wenn ich so darüber nachdenke, dann kenne ich keinen einzigen. Ich kenne bloß Menschen unterschiedlichen Alters, die alle mal im Dunkeln tapsen. Der Kniff liegt allerdings darin, die Taschenlampe nicht zu vergessen. Damit man pünktlich zurück auf die Straße der inneren Reife gelangt.

Am Ende bin ich vielleicht nicht unreifer als gedacht, aber erwachsener als vermutet. Weil ich meine eigenen Entscheidungen treffe, statt unbefriedigt jeglicher Konformität zu folgen. Weil ich erhobenen Hauptes sämtliche Konsequenzen trage, statt verbittert nach fremden Fehlern zu jagen, um meine eigenen zu überbieten. Weil ich es lieber wie Hunter S. Thomson halte: 

“Life should not be a journey to the grave with the intention of arriving safely in a pretty and well preserved body, but rather to skid in broadside in a cloud of smoke, thoroughly used up, totally worn out, and loudly proclaiming „Wow! What a Ride!”. Amen.

36 Kommentare

  1. Svenja

    Wie immer sehr guter Artikel, auch wenn ich mit meinen 21 Jahren und Studenteneben bei manchen Sachen einfach noch keine Erfahrung habe um aus eigener Erfahrung sprechen zu können. Aber dieser Gedanke, dass Kind und Mann in unserer Gesellschaft das Ende des lustigen Lebens bedeuteten sollen find ich ziemlich traurig. Und ich fest davon überzeugt bin, dass eine Mutter die sich nur noch auf ihr Kind fixiert (wenn man das so will ist das natürlich auch völlig in Ordnung) nicht zwangsweise die beste Mutter ist. Es geht doch auch darum seinem Kind vorzuleben was es bedeutet glücklich zu sein und seine eigenen Lebensregeln abseits Gesellschaftsnormen erfinden zu dürfen.

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  2. Patricija

    Liebe Nike,
    ich wünsch dir noch viele Zigaretten und Kater und alles, was du sonst noch gern magst. Und Ohropax gegen das fiese Geschrabbel von anderen. Liebesohropax sozusagen!

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    1. Nathalie

      Stimme dem Artikel zu, das Leben ist doch nicht vorbei nur weil man Kinder hat? Was für eine traurige Ansicht!
      Nur sollte man tatsächlich nicht Rauchen während man stillt (falls du das denn tust)

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  3. Liz

    Huhu Nike,

    ich bin absoluter Fan Deines/Eures Blogs, aber ganz ernsthaft: musstest Du Dir vor dem Feiertag noch einen Blogpost aus den Rippen schneiden? Irgendwas?
    Leider der Uninteressanteste, den ich gelesen habe, scusi….
    Einen zauberhaften Feiervadditag morgen,

    Liz

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    1. Maria

      Mmmhhh, ich überlege gerade, ob Du die entfernte Bekannte mit dem „Wo sind denn Deine Jungs?“-Spruch oder die „Mamas dürfen nicht rauchen“-Tante aus dem Restaurant bist… Auf jeden Fall schwingen jede Menge negative Vibes und Missgunst in Deinem Kommentar mit. Schade!

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  4. Maria

    Liebe Nike, ich bin ganz bei Dir und fühle mit Dir!

    Warum sabotieren sich die Menschen eigentlich ewig gegenseitig, anstatt (jetzt mal überspitzt ausgedrückt) einfach Toleranz und Liebe zu leben? Diese ganzen Spaßbremsen und vermeintlichen Moralapostel (ist ja nicht wirklich eine Frage der Moral, wenn man mal ne Kippe durchzieht oder Freundinnen auf gute Typen in der Umgebung hinweist, also ehrlich!) mit dem erhobenen Zeigefinger oder den als Ratschläge getarnten Seitenhieben. Ich verstehe es genauso wenig wie Du, aber ich weiß, dass ich nicht mal halb so glücklich und erfolgreich wäre, wenn ich mich im Leben bisher nach diesen Leuten gerichtet hätte! Irgendwas haben die doch immer. Ich bin übrigens schon 35, gerade wieder Single und habe noch kein Kind. Auf dem letzten Familienfest hat mich meine Cousine mit dem lamsten Sachbearbeiterjob der Welt, aber Mann und zwei Kindern daraufhin behandelt, als hätte ich ein ein Bein verloren oder ähnlich Schlimmes… „Immer noch Single? Du Arme!!!!!!!!!! Woran liegt’s denn?????? Ach Mensch, ich könnte ja gar nicht alleine leben. Du tust mir soooooo leid!“ Das Ganze übrigens auch ungebeten. Bin nämlich ganz happy, weil ich mich gerade selbstständig gemacht habe und direkt ein spannendes Freelancer-Projekt bei nem großen Hamburger Unternehmen gelandet habe. Danach hat sie mich natürlich nicht gefragt. Und außerdem weiß doch jeder, dass die Liebe überall auf einen warten kann und jeder der bereit ist, sie irgendwann findet. Das wünsche ich mir jedenfalls für mich. Aber meiner Cousine werde ich, wenn es soweit ist, sicher nichts davon erzählen. Doofe Miesmacher überall! 🙂

    PS Und Respekt für Deinen wirklich großartigen Schreibstil!

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    1. Hanna

      Ich lach mich schlapp, Maria! 😀 Solch langweilige Cousinen stehen doch wirklich an jeder Ecke. Solche, die sich über andere und auf Teufel-komm-raus nicht über sich selbst definieren wollen. Ehm, schon mal auf die Idee gekommen, dass man so lebt, weil es Spaß macht?! Wenn mich Freunde meiner Eltern, Tanten, der Bäcker um die Ecke oder Arbeitskollegen mitleidig fragen, wie es denn sein kann, dass ich mit Anfang 30 „noch“ single bin, obwohl ich doch so toll aussähe (dann muss es wohl an meinem Charakter oder Intellekt liegen?), schreie ich innerlich: „weil ich gerade mit vielen verschiedenen Männern vögeln will! Ja, ganz ohne Commitment.“ Aber das will natürlich niemand hören, schon gar nicht aus dem Munde einer Frau, deren biologische Uhr doch nun wirklich langsam ohrenbetäubend laut ticken müsste. Ich verweigere mich keiner Partnerschaft oder Kindern, habe aber auch nicht den Drang, sie nur ansatzweise zu erzwingen. Wat kütt, dat kütt – sagt man in Köln. So halte ich es und bin glücklich damit. Und jetzt kommt ihr, langweilige Cousinen dieser Welt…

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  5. Liz

    Leeve Maria,
    oh no Missgunst mitnichten.
    Und nein, ich bei keine dieser Menschen,
    ich würde weder den Zeigefinger bei eine Zigarette, noch bei einer durchzechten Nacht erheben.
    Lass Dir gesagt sein, ich bin die Art Freundin,die mitmacht.
    Mir kommt dieser Artikel nur so „mal eben noch vorm Feiertag irgendwas verfassen“
    vor und ich finde in uninteressant.
    Thats it, Baby.

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    1. Esra

      pfff. das musst du schon begründen, warum es dir so vorkommt.
      Sonst kommt es nämlich mir so vor, als wäre das Rummeckern die einzige Möglichkeit für dich, aus deiner Langeweile rauszukommen 😉
      lg
      Esra

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  6. Kathi.

    nike, ich liebe deine worte. dicken kuss aus d-town. komm mal rüber oder lass uns doch das nächste mal in b. zusammen mit blondi ein wenig mit tragik besudeln. hach!

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  7. Susi

    Liebe Nike
    Ich freue mich sehr für dich und wünsche viel Spaß! Lass ihn Dir bitte weiterhin trotz Kind nicht verderben.
    Ich hoffe sehr, dass was ich jetzt schreibe kommt richtig an. Mir geht es nämlich ganz anders und fühle mich manchmal etwas unter Druck gesetzt durch Texte wie diesen und Kommentare. Ich bin seit gut 5 Monaten Mami und bei mir ist es eben nicht so wie ich es gehofft hatte. Mein Leben ist komplett anders und ich war noch nie länger als 2 Stunden allein „draußen“… Ich muss alle 2 Stunden stillen, sonst gibt es Terror und trotz hochmotiviertem Milch abpumpen weigert sich das Kind auch nur einen Schluck aus der Flasche zu trinken.
    Ich will jetzt hier nicht jammern oder Mitleid oder Ratschläge!
    Ich wollte nur sagen, dass es bestimmt viele Mamis gibt, die nicht so schnell mal Ausgehen können und mit nem Wein und Zigarettchen mit Freundin beim Italiener sitzen (und ja ich nehme mein wunderbares Kind fast überall hin mit, aber das ist tatsächlich nicht das selbe!).
    Auch wacht das Kind seit seiner Geburt jede Nacht alle 2 Stunden auf und das zehrt langsam an meiner Energie.
    Ich hatte vor abends sehr viel mehr zu unternehmen, aber nix da. Ich habe einfach keine Energie.
    Ich würde mich als junge und normale Mami bezeichnen und manchmal fühle ich mich beim lesen von diversen Blogmamis irgendwie unter Druck gesetzt, weil es bei uns eben nicht so entspannt zu geht.
    Ich hoffe das war einigermaßen verständlich…

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Liebe Susi,
      ach du heiliger Bimbam, natürlich kommen deine Worte nicht falsch an.
      Es ist ganz wichtig, dass das, was ich hier schreibe, nicht für jede Mami gilt – es geht natürlich auch ganz anders. Und ich fühle ganz schrecklich mit dir, auch ich kenne nämlich diese Bratpfannentage:

      http://www.thisisjanewayne.com/news/2015/01/16/tiny-jane-die-sache-mit-den-kackaarschlochtagen/

      Ich finde es ganz wichtig, dass jede Mami einfach genau das tun kann oder sein lassen darf, was sie für richtig hält. Und bittebitte jammere! Auch das ist eine ganz große Schande, dass Mamis, die gestresst sind, am besten brav das Schnütchen halten sollen. Nein, alles rauslassen, bittebitte! Dann geht es direkt ein bisschen besser. Ich selbst fluche fürchterlich viel!

      Ich kann dir jetzt gar nicht viel sagen, außer: Ich bin mir ganz sicher, dass das Leben aus Phasen besteht. Das hilft mir jedenfalls. Alles nur eine Phase! Es wird besser werden. Deine kleine Maus ist erst fünf Monate jung und ich glaube ganz fest daran, dass der entspannte Teil bei dir ganz einfach noch kommen wird. Womöglich ist es bei mir anders herum – erstmal alles relativ locker und poom, jetzt bald mit dem Krabbeln rappelt es bei mir vielleicht auch so richtig im Karton.

      Versprich mir nur, dass du dich niemals unter Druck setzen lässt – dadurch mutet man sich selbst viel zu viel zu. Es muss nicht immer alles glatt und ohne Tränen ablaufen. Eine gute Bekannte von mir, die hatte auch so einen Drops, der bloß den Mops wollte. Irgendwann wollte die Bekannte aber wieder ein bisschen Freiheit genießen und dann musste der Drops einen ganzen Tag lang weinen, trotz Tonen von Liebe und aufmunternder Worte. Dann abends hat es plötzlich Klick gemacht und Mini-Aggro-Maus hat plötzlich verstanden, dass das Fläschchen auch ein super Kumpel ist. Das war bestimmt für alle Beteiligten hart, aber der einzige Weg zu mehr Schlaf und Glück. <3 Das klingt vielleicht wirklich ein bisschen hart - aber von einer Mama, die bald im Stehen einschläft, hat ja auch niemand etwas. Und am wenigsten du. Ich schicke dir ganz viel Power rüber!

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      1. Susi

        Von Herzen vielen Dank für die nette Antwort!
        Da musste ich mir fast ein Tränchen verkneifen…
        Und ja, „das ist alles nur eine Phase“ ist mein neues Lebensmotto.

        Mach weiter so! Ich freue mich auf neue Texte aus dem Mamileben und Danke für die Power. Du bist super!

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    2. VM

      Liebe Susi,
      du Arme!! Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Auch ich fühle mich von Blogmamas manchmal unter Druck gesetzt, wenn man liest, wie toll und einfach doch alles ist!
      Aber wir zwei wissen ja: Jedes Kind ist anders – und jede Mama auch!!
      Du wolltest zwar keinen Ratschlag, aber vielleicht eine Ermutigung? Fang mit der Beikost an! Hat bei meiner Tochter zwar gedauert, denn das Dauerstillen liebte sie zu sehr. Mittlerweile haben wir aber alle Mahlzeiten ersetzt, so dass ich zumindest tagsüber babyfrei unterwegs sein kann. Wie ich allerdings nachts aus der Nummer komme, weiß ich noch nicht… :-/
      LG VM

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  8. Esra

    Du. Kannst. Einfach. So. Toll. Schreiben!!!
    Erwachsene benehmen sich immer den Erwartungen entsprechend?
    Ich denke, sich den Erwatzungen anderer entsprechend verhalten ist der größte Fehler. Es ist völlig egal und unwichtig, Erwartungen anderer zu erfüllen. Was hast du davon, wenn du im Grab liegst? Jeder hat sein Leben und die Verantwortung für sich selbst. Die Verantwortung, zu leben. Und nicht irgendwelche Erwartungen zu erfüllen. Das will uns die Gesellschaft nur einreden, damit wir gefügig werden und Angst bekommen.
    Toll, dass du dagegen hälst!!!!!
    lg
    Esra

    http://nachgesternistvormorgen.de/

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  9. Paula

    Danke, Nike, du sprichst mir aus der Seele. Die letzten 5 Jahre waren voll von diesen Sprüchen. In beide Richtungen und gern auch mal getarnt als Lob mit bitterem Beigeschmack wie ‚Wahnsinn, Du hast ein Kind im Studium bekommen, ist ja toll. da wär mir ja mein Studentenleben zu schade gewesen.‘ Oder auch ‚wie du gehst aufs Festival? Ich dachte du hast ein Kind?‘ Ja habe ich. Und auch ein Leben, und wenn ich glücklich bin, dann merkt mein quietschfideler Knirps das auch. Im besten Falle haben wir nämlich alle zusammen und auch mal allein eine tolle Zeit, damit keiner irgendwelche verlorenen Ideale kompensieren muss.
    Ich wünschte, es gäbe viel mehr Mütter wie uns. Die aussprechen, dass ein Kind mehr Abenteuer ins Leben bringt und keinesfalls eine völlige Selbstaufgabe der Eltern fordert, um glücklich zu sein. Manchmal ist es schwierig
    Einen wunderbaren sonnigen Gruß aus einem einmonatigen Urlaub in Costa Rica (wie, Mittelamerika mit Kind? 😉 zurück in die Heimat Berlin. Mach weiter so!
    Paula

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  10. Felici7as

    Hihi. Ich freu mich echt schon auf Tiny Jane.
    Ich kenne solche Kommentare seitdem ich verheiratet bin. Meine Schwangerschaft ist noch zu jung.
    Das ist bei mir das gleiche Nieveau wie das überhebliche ‚Das hab ich auch immer gedacht. Warte mal bis du… Dann wird es dir wie mir gehen!‘ Vielleicht! Vielleicht aber eben auch nicht. Ich bin nicht du. Ich hab das Recht auf eigene Erfahrungen….

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  11. Franzi

    Ich wurde übrigens von Eltern mit genau dieser (lockereren) Einstellung erzogen und das ist mal wirklich etwas, das ich ihnen absolut zugute halte. Sie haben mir Spaß am Leben, Risikofreudigkeit und auch ein bisschen Chaos vorgelebt. Genau deswegen hatte ich weniger Angst vor dem Kinderkriegen als manch anderer.

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  12. anna

    Liebe Nike, vielleicht machst du dir einfach zu oft Gedanken über die Ansichten und Meinungen anderer? Ich finde, das schwingt in den letzten Texten so mit. Natürlich gibt es immer Menschen mit anderen Meinungen, ungebetenen Ratschlägen und gerne ausgelebter Bosheit – aber darüber sollte man ab einem gewissen Grad an „Reife“ keinen Gedanken mehr verschwenden ;). Natürlich weiß ich, dass solche Themen nur der Aufhänger für deine Texte sind, aber wie gesagt, irgendwie schwingt da etwas mit.

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  13. selou

    toller artikel, tollstes fazit. da ich nicht warten will, bis ich auch mal unbekannter weise im restaurant am nebentisch sitze, prost und weiter so! 🙂

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  14. Pi

    word. leben und leben lassen. dieser druck, den sich manche frauen, und besonders mütter, gegenseitig machen und ihr bedürfnis, anderen ihre eigenen subjektiven vorstellungen als objektiv einzig richtige wahrheit verkaufen zu wollen, ist echt ganz mies. und das ist das letzte, was man gebrauchen kann, wenn man sich in das riesenabenteuer motherhood wagt. ich hab diese fiese tour schon ein paar mal in den neuen muddikreisen mitgekriegt, in denen man sich ja plötzlich bewegt, wenn man auf einmal selbst zum (werdenden) mamaclub gehört – und auch im netz schon oft gesehen, wie sich eltern gegenseitig runterziehen statt aufzubauen. hattest du nicht in diesem kontext auch schonmal satre zitiert mit „die hölle, das sind die anderen?“.

    wenn ich deine spannenden mama-artikel so lese, dann bin ich fast froh, dass ich als relativ spätgebärende schon so viele tolle mütter/eltern im freundeskreis habe, die der himmel statt die hölle geschickt hat. zwei der liebe- und aufopferungsvollsten mamas haben ihre kinder mit gerade mal einem jahr zu hause bei den papas gelassen, um mit unserer alten fünfer-mädels crew eine 9-tägige reunion bei uns san francisco zu feiern. *shocking*. auch viele andere meiner freundinnen nehmen sich öfter mal ne ein- bis mehrtägige tägige auszeit von der familie, um mal wieder richtig rocken zu gehen. dann fließen zwar auch manchmal schlechte-gewissen tränen, aber im endeffekt kamen die meisten, die zu ersehnten ausflügen ins alte leben aufbrachen, ein stück erholter und aufgeladener zurück nach hause, um sich dem abenteuer familie wieder voller energie widmen zu können.

    es gibt bei mir im bekannten- und familienkreis muddis, die ganz die alte geblieben sind und manche, die ganz neue seiten mit dem mamasein an sich entdecken und ausleben. manche waren früher voll die krachlatten und/oder karrierefrauen und gehen jetzt vollkommen in ihrer neuen rolle auf, widmen sich mit ganzen herzen dem kochen, versorgen und mutter/hausfrau sein. im kontrast gibts auch mamas, die den papa in elternzeit schicken und nach 8 wochen wieder vollzeit arbeiten gehen, weil sie einfach die ernährerin der familie sind. oder halt alleinerziehend und auf sich selbst gestellt. es gibt die abenteuerlustigen reisenden und fusion familiencamper und die häuslebauer auf dem dorf. und alle konzepte werden toleriert und als viable alternative akzeptiert. wer das nicht kann, ist doch eh zweifelhaftes freundes-material, oder? ich hab echt gelernt, dass man sich von missgünstigen und besserwisserischen menschen allein zum selbstschutz auch mal entkoppeln und entfernen muss.

    alle variationen des eltern-seins sind auf ihre eigene art mutmachende vorbilder, die mir das gefühl geben: wie auch immer ich es selbst machen werde, mein eigener weg ist gut und richtig für mich (und meine familie). im endeffekt kommt es ja auch immer drauf an, wie das kind und das umfeld grad so drauf sind, was einem in der jeweiligen situation für möglichkeiten und beschränkungen (und hormonelle einschläge ;D) vorgegeben werden, und wie man daraus das beste für sich machen kann.
    ich wünsche dir sehr, dass bei euch mit den jahren auch viele entspannte eltern im freundeskreis und umfeld hinzukommen, die das gefühl von „rechtfertigen müssen“ in solidarität umwandeln.

    (sorry, wenn das jetzt ein wenig zu „heile welt mäßig“ und optimistisch rüberkommt, aber ich bin als frische mama grad noch sehr verstrahlt und fasziniert von dem zusammenhalt, der liebe und den tollen gesprächen, die ich in meinem umfeld in den letzten monaten erleben durfte – ich erlebe das elternsein grad als secret club, der mich zwar schon immer interessiert und fasziniert hat, dem ich aber erst jetzt offiziell beitreten durfte. wie empathisch sich andere eltern mit und für einen freuen ist eine ganz neue welt)

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  15. ColouClub

    Ich glaube es kommt nicht auf die Reife an, es geht viel mehr um die Verantwortung, die mit der Geburt eines Kindes kommt. Jede Menge Verantworting!
    Ich selber bin Mutter von zwei: 1,5 und 5 Jahre alt. Reif genug bin ich noch lange nicht und ich weiss es nicht, ob je sein werde. Babysitter mag ich nicht und die Omis sind im Ausland. Ich kann nur sagen, meine Kinder bereichern mein Leben so sehr, dass es für mich alles andere egal ist, sogar was die anderen über mich denken.
    Ich habe mein Job als Wirschaftsprüferin gekündigt, um mehr Zeit für die Kinder zu haben. So habe ich vor drei Monaten meinen eigenen Blog gestartet und bin sehr froh, dass ich etwas mache, was mir Spaß macht.
    Ich habe aber ein erfülltes Studentenleben gehabt. Ich wollte mir noch einige Jahre gönnen, aber dann kam mein Sohn auf die Welt. Wenn ich dich beruhigen kann, sind die ersten zwei Jahre die schwierigste, aber die gehen sehr schnell vorbei 🙂 Wenn ich das Gefühl kriege, es ist mir zu viel, oder kurz gesagt ich drehe durch, dann nehme ich mir Zeit und unternehme etwas was mir gefällt.
    Es ist nicht leicht Kinder zu haben 🙂 Manchmal will ich sie einfach für zwei Wochen zu den Omis schicken, habe ich aber nie gemacht 🙂 Während ich jetzt schreibe hängt meine Tochter wie eine Affe an meinen Händen. 🙂
    Ich will dir nicht zu nahe treten, aber Kinder spüren wirklich alles! Sie sind das beste, was das Leben einem schenken kann!
    Wünsche dir ein erfülltes Abenteuer mit deinem Baby!

    Alles Liebe
    Borislava von http://www.colourclub.at

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  16. Lena

    Hallo Nike,

    ich bin auch Mutter von zwei Kindergartenkindern und muss sagen, dass ich mich selbst durch die Kinder doch sehr verändert habe. Weggehen ist trotz relativ großer Eigenständigkeit der Kinder immer noch von langer Hand zu planen; Omi oder Babysitter müssen vorher lange genug informiert werden, okay, oder man geht immer ohne den Partner weg, der dann zu Hause sitzt – ab und zu mal okay aber doch nicht immer der wahre Jakob.
    Aber ich stelle auch bei meinen Freundinnen (wenige sind es nur noch), die keine Kinder haben fest, dass sie nicht mehr so viel ausgehen, so sehr mit Job oder eben auch langjähriger Partnerschaft beschäftigt sind, dass durchtantzte Nächte nicht mehr so oft vorkommen.
    Der Freundeskreis hat sich übrigens auch geändert….
    Das ist alles nicht negativ gemeint, nur es ist eben anders als vorher und ich habe jetzt auch an anderen Dingen Spaß! Ich merke, dass ich ein größeres Interesse zB daran habe, meinen Körper und Geist frisch und fit zu halten, weil ich Zeiten der absoluten Unfitheit kennengelernt habe in einem Ausmaß, dass ich vorher nicht kannte. Überlege es mir also dreimal, ob ich Abends den Schwips haben will oder am nächsten Tag wie ein junges Häschen auf dem Spielplatz den Kids hinterhersprinte ohne Zusammenbruch. Naja.
    Solche konischen Hater gibt es aber in Charlottenburg eher wenige, solche Stories kenn ich eher von befreundeten Muttis aus Friedrichshain, wo viele anscheinend sehr pc sind. Bei uns werden auf dem Spielplatz noch die Haribo-Tüten gezückt und man sieht rauchende Omas am Rande des Sandkastens….naja, hat auch Nachteile!
    Alles Liebe Dir Nike und mach so weiter! Es ist wichtig, sich neben Kind und Arbeit auch Zeiten zum Abschalten zu gönnen, egal ob man das in der Kneipe oder in der Aerobic-Stunde macht. Freue mich auf neue tolle Artikel zum Thema!

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  17. sara

    Diese Moralapostel und Besserwisser sind kein neues und schon gar kein Berlin-Mitte-Xkölln-Phänomen. Meine Ma hat mir schon erzählt, dass ihr in den 80ern alle rein geredet haben und meine Oma immer drauf bestanden hat, dass man Babys schreien lassen muss und nicht ständig stillen darf und sich so und so verhalten muss. Und von den grauen Nachkriegszeiten und den gesellschaftlichen Zwängen, in denen sich Mütter damals befunden haben, ganz zu schweigen (man lese nur „der kleine Unterschied“). Heute sind wir da wohl definitiv besser dran. Aber es ist klar, dass man sich – vor allem alles junge Mutter, wenn noch alles neu und unbekannt ist – leicht verunsichern lässt. Ich glaube, Reife ist, wenn man dieses Thema reflektiert, sich vielleicht ärgert und sich Gedanken macht, und dann trotzdem seinen eigenen Weg geht.

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  18. kaj

    Dieser Artikel fast so ziemlich alles zusammen was ich versucht habe in Worte zu fassen. Ich bin jetzt 27 und hab Bekannte, Freunde und Verwandtschaft letzten Spätsommer/Herbst vor den Kopf gestoßen als ich aus heiterem Himmel anfing Jura zustudieren obwohl ich doch so eine solide Ausbildung zur Erziehein hab. Ja aber die hab ich ja auch noch nachm Studium und ja meine Komilitonen sind z.t. 10 Jahre jünger. Aber so what! Und dann finde ich auch noch in der ersten Vorlesung Woche raus, dass ich schwanger bin. Oh schreck. Und das auch noch gewollt. Wie verrückt ich doch bin, dass ich alles auf einmal will. Mein Studium läuft super und Geburtstermin ist in 4 Wochen. Ich freu mich aufs Mami sein und ich freu mich meinen Körper wieder für mich zu haben, auf ein Glas Wein und vielleicht dann auch mal wieder ne Zigarette. Ich bin noch nie so zufrieden mit meinem Leben gewesen und möchte gerade nichts daran ändern. Ich weiß dass das Luxus ist.

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