…rückt in den größten Schuhen, die man sich vorstellen kann, näher – und mit ihm die Anspannung in der ganzen Familie. So richtig ausflippen mag hier keiner so recht – das kommende Schulkind weint oft, vermisst seinen geliebten Kinderladen, seine Erzieherinn, seine Freunde, den vertrauten Alltag. Und die kleinen Brüder wundern sich, warum sie schon wieder „arbeiten“ gehen müssen, während der große Bruder wie ein Pubertist bis zehn Uhr im Bett liegen bleibt und nur selten verschlafen am gemeinsamen Frühstückstisch erscheint.
(Schulranzen von Kundschafter Berlin)
Wir riechen es alle: die große, große Veränderung steckt in den Startlöchern. Das Schlumperleben hat ein Ende und nun heißt es um halb sieben: Aufstehen – also wirklich aufstehen! Keine Snooze-Taste mehr drücken, sondern raus aus den Federn. Keine einfach mal so freien Tage, kein spontanes „Wir fahren morgen ans Meer“-Ferien mit 1000 anderen. Wir sind ALLE ab sofort festgelegt und ab jetzt wird alles größer, lauter, schneller und die Erwartungen an mein Kind steigen, ohne dass ich meine schützende Hand über ihn halten kann. Ab Montag gebe ich ihn am Schultor ab, eventuell darf ich ihn noch ein zwei Monate Umarmen und ihm zum Abschied einen Kuss geben, allerdings ahne ich es schon: Das wird ziemlich schnell vorbei sein – und mein Kind wird mit 420 anderen Kiddies den Weg über den Pausenhof in sein Klassenzimmer gehen wird.
Bis vor einem Jahr dachte ich immer: Ach komm, der erste Schultag ist doch bombe. Warum machen sich alle so wild mit dem Thema Schule. Jetzt kurz vor knapp kann ich es so verstehen: Mir ist so mulmig, dass könnt ihr euch nicht vorstellen. Ich habe Pudding in den Knien, mir ist nach Landflucht, nach „Komm‘ wir lassen es doch doch noch schnell zurückstellen, unser Kind“ und nach einfach kurz mal die Zeit anhalten wie es Meister Hora in Momo kann.
Nochmal kurz durchatmen. Nochmal schnell alles machen, was wir vor der Schule doch nicht geschafft haben. Einmal noch das große Kind festhalten und genau anschauen, um es dann gut gehen lassen zu können. Schule fühlt sich groß, unbekannt und wie der größte Cut im Leben meines Kindes an. Wir gehen durch eine Tür und ich weiß nicht, was dahinter auf alle wartet. Da war die Sache mit der Geburt irgendwie leichter für mich. Ja, sogar das Kind in den kleinen Kinderladen einzugewöhnen, wo er warm, offen und fröhlich empfangen wurde, war irgendwie einfacher. Ich werde genau dass vermissen – zu wissen wie es meinem Kind eigentlich geht, während der vielen Stunden die wir uns nicht sehen.
In all dem Kopfchaos und Gefühlgebummel bin ich ziellos zu Modulor gesaust und habe ohne Plan eingekauft. Stifte, Schere, Malkasten, Tatoos, Kleber, buntes Papier, einen Schultütenrohling.
Mit der riesigen Taschen unterm Arm und nach 14 Stunden Dienst, habe ich mich mit Sina verabredet um im neuen Jäll und Tofta Studio in der Sonne Schultüten für die gleichaltrigen Kinder zu basteln. Wir haben geschnippelt, überlegt, gemalt, Kaffee getrunken, auf dem Bürgersteig gehockt und gezaubert, was das Zeug hielt. Heißklebe-Pistolen und Sprühkleber waren unsere besten Freunde, auch wenn ich ihn eher unprofessionell über die ganze Straße versprüht habe und Sina mir unter lautem Lachen einen kleinen Aufrischungskurs in „How to use Sprühkleber und Heißklebepistole“ gegeben hat.
Gefüllt habe ich die Tüte mit allem an Schnabbelzeug was ein Kinderherz begehrt – und davon richtig übertrieben viel. #ersterschultag?#istdochnureinmalimleben. Daneben viele Tatoos (zB hier), einem neuen Schnitzmesser (z.B. hier), ein bischen Kleinkram und diesem tollen Zirkus.
Es war das erstemal seit Wochen, dass ich mal einen Tag einfach nur gebastelt und mich sogar tatsächlich auf den großen Tag gefreut habe und ich hoffe, dass das Schulleben meines ersten Kindes bunt, warm und wunderbar wird.