Am vergangenen Mittwoch durfte ich während der VOGUE Fashion’s Night Out ganz unverhofft ein paar unserer Leserinnen persönlich treffen, ohne Bildschirm dazwischen, das war pures Glück. Allesamt schlau und schön und wahnsinnig herzensgut, ich konnte kaum reden und wenn, dann viel zu viel, es ist nämlich ein bisschen verrückt, wenn aus virtuellen Klicks plötzlich echte Menschen werden. Eine von ihnen, Julia (hallohallo!), klopfte mir kurz auf die Schulter und gab mir ein ernst gemeintes verbales High Five für das, was wir hier seit fünf Jahren nieder tippen. Das war lieb, aber komisch, denn: Vor ein paar Tagen, da warf man uns hier vor, diese Seite würde, wie so viele andere, allmählich zur unreflektierten Konsumhölle verkommen. Was soll ich sagen – wenn man nicht ganz genau hinschaut, dann ist an dieser Kritik sogar was Wahres dran. Komplimente anzunehmen fällt da schwer, denn es gibt nur eine Instanz, dessen Schlagkraft noch etwas heftiger wirkt, als fremde Meinungen: der eigene Anspruch.
Ab und zu bleibt einem dennoch nichts anderes übrig, als Dinge, die sich nicht ändern lassen, zu akzeptieren – vor allem, wenn es das Leben ist, was dazwischen funkt. Und wenn Durststrecken der Neusortierung dienen.
Sarah und ich haben uns dazu entschieden, die allermeisten Dinge, die bei Jane Wayne und unserer Consulting Firma anstehen, noch nicht aus der Hand zu geben. Wir machen also vieles anders, als sämtliche Business-Profis der Welt es sich für uns wünschen würden. Weil wir den engen Kontakt, vor allem zu euch, nicht verlieren wollen.
Trotzdem beschäftigen wir drei feste freie Redakteurinnen, inklusive Tiny Jane, die jeweils in etwa einen Post pro Woche liefern, drei bis sechs gehen aber insgesamt pro Tag online. Was wir schnell brauchen, ist ein frischer Redaktionsplan, neue Rubriken (Wünsche?) und vielleicht noch ein paar Schreiberinnen zum Thema „Feminismus und Gesellschaft (macht gerne piep!)“, damit euch hier nicht langweilig wird vor lauter Mode. Zwischen Baby Eins, das gerade Eingewöhnung bei seiner raketentollen Tagesmutter hat und Baby Zwei, das sich in jeder dieser Sekunden auf den Weg machen könnte, muss derzeit also viel geplant werden. Ein neues Büro steht in den Startlöchern, Unterstützung im Sales-Bereich, pipapo eben. All das macht, dass unsere Hirnkapazitäten zuweilen nicht konstant für außerordentlich weisen Output sorgen können. Aber auch diese Zeiten werden vorüber gehen, versprochen. Sogar schon sehr bald.
Bis dahin werde ich Sarah Jane dazu zwingen, das Liegen und Liegenlassen zu lernen, manchmal gibt es nämlich Wichtigeres als Steuerberaterpapiere und Emails. Ich werde mich selbst darin üben, loszulassen, auch dann, wenn meine beste Freundin und Partnerin für einen kurzen Moment aus dem Internet verschwinden wird, um für ihre Familie da zu sein. Ich werde mir auferlegen, nicht zu streng mit uns zu sein. Den Weg der Selbstständigkeit haben wir nämlich vor allem gewählt, weil wir frei bleiben wollen, wennmöglich für immer, auch in unseren Köpfen. Dazu gehört wohl auch temporärer Müßiggang und die Erkenntnis: Man kann nicht immer alles schaffen. Aber was man schafft, muss von Herzen kommen.
Wenn ich beim nächsten Mal also wieder das Bedürfnis verspüre, über Schuhe, statt über Gesellschaftsprobleme zu schreiben, dann denke ich an das Mantra „The next cool thing will be being your self“ und tippe einfach los.
Wir danken euch von Herzen fürs Dasein, für Kommentare und Kritik. Und hoffe, dass ihr mit uns groß werdet, in klugen wie in Bananen-Zeiten.