Ich bog gerade mit meinem Fahrrad um die Ecke, da bemerkte ich, wie meiner Freundin Jule das Gesicht entgleiste, sie sah in etwa so aus wie das Emoji mit den weit aufgerissen Kulleraugen. Meine Schuhe jedenfalls mauserten sich binnen weniger Sekunden zum neuen Dekolletee, als ich eine Cowboy-mäßige Vollbremsung vor ihr hinlegte, sagte sie nämlich nicht mir hallo, sondern den Primärfarben-Boots an meinen Füßen. Dann ein schallendes Lachen, aber eines der herzliche-verwirrten Art: „Junge, Junge, Junge – ich schnall ab, sind die granatenmäßig.“ Ein paar Stunden später fand ich mich an der Supermarktkasse wieder, alle Blicke der Wartenden vor und hinter mir klebten auch diesmal unterhalb des Knöchels, manch einer konnte augenscheinlich nicht fassen, worin ich da gen Einkaufsbong schlurfte, andere zwinkern mir mit erhobenen Daumen und durchaus aufmunternd zu. So ist das immer wenn ich Schuhe wie diese trage, eines Tages legte ich für einen kurzen Augenblick lang sogar den Secruity-Check-In lahm, die Herrschaften vom Flughafen mussten nämlich erst einmal genau nachschauen, was da so funkelt. Ich mag das. Weil ich mir ziemlich sicher bin, dass die Geschmacksverirrungen hin und wieder für kurzfristige gute Laune bei meinen Mitmenschen sorgen, und sei es nur, weil sie meinen, es mit einer Verrückten zu tun zu haben. Ist ja durchaus möglich.
Ich mache jedenfalls meine jetzt über ein Jahr zurück liegende Schwangerschaft für diese neue Passion verantwortlich, irgendwo auf dem Weg zur Brut müssen mir wirklich ein paar Hormone durchgebrannt sein. Aber seis drum, mein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk an mich selbst, das mir übrigens der Mörder-Sale im KaDeWe bescherte, könnte kaum unvernünftiger und gleichzeitig erquickender sein:
Mantel: thanks to Weekday // Bluse: H&M // Jeans: Weekday //
Boots: MSGM // Tasche: Chanel Vintage