Egal ob Mamas oder Papas, die Großeltern, die tollsten Tanten und Onkels, die Geschwister oder aber die Nachbarn von nebenan: Wir haben alle unsere kleinen Tiny Talks Geschichten mit den Kleinsten dieser Welt. Wie meistern sie ihren Alltag, was haben sie für Tipps und Tricks und wie wohnt es sich mit den Minis daheim? Wir stellen die Fragen – und kriegen die Antworten.
Diese Woche haben wir Working Mom Isabel Robles Salgado von Little Years geplaudert – und was sie zu erzählen hat, das lest ihr hier:
1. Wer bist du und was machst du?
© Lina Grün
Ich bin Isabel und Mit-Gründerin von Little Years. Außerdem arbeite ich Teilzeit für die Wissenschaft, für die demografische Forschung genauer gesagt, und schreibe frei Texte für verschiedene Kunden.
2. Wie heißt dein Kind?
Xaver, er ist zweieinhalb. Baby Nummer 2 ist unterwegs und kommt, wenn alles gut geht, im Mai.
3. Was hat dir Xaver beigebracht?
Wie belastbar ich dann doch bin und wie schnell ein Tag rumgehen kann. Wie viele verschiedene Arten von Baggern es gibt. Dass eine halbe Portion Mensch die dreifache Menge an Wäsche produzieren kann. Und dass das Leben NIE wieder langweilig sein wird!
4. Wie wohnt ihr?
© Hejm Interiorfotografie für Houzz.
Wir wohnen auf 120 m2 in Kreuzberg in einem typischen, mittelmäßig gut renovierten Berliner Altbau mit großer Wohnküche.
5. Warum sind Eltern Helden?
Puh, ich finde eigentlich nicht, dass Eltern Helden sein sollten, sondern würde mir eher wünschen, dass Kinder und Familie haben etwas ganz Normales und Natürliches ist, das einen nicht heldenhafter, toller, aber auch nicht weniger interessant oder leistungsfähig macht.
Aber natürlich leisten viele Eltern jeden Tag sehr sehr viel, denn wenn man nach getaner Arbeit müde nach hause kommt, geht eben Job Nummer zwei los und man kann nie die Füße hochlegen. Die Verantwortung, die große Liebe, die vielen Aufgaben und Zuständigkeiten, es ist eine Menge! Wenn man es dann noch schafft, trotzdem den Humor zu behalten und die ganze Kinder-Sache und das Chaos, das sie mit sich bringt, nicht zu ernst nehmen, das ist vielleicht ein bisschen heldenhaft. Ich habe viele Eltern im Freundeskreis, die allesamt Großes leisten und Vorbilder auf der ganzen Linie sind, leider habe ich (insbesondere durch meinen Job) aber auch schon viele sehr kleinkarierte, verbohrte Eltern kennengelernt, die die Sache meiner Meinung nach zu ernst nehmen und permanent auf sehr hohem Niveau jammern. Also, so einfach ist es mal wieder nicht 🙂
6. Was hat sich verändert, seit du ein Kind hast?
Alles außer ich würde ich sagen. Mein Leben ist anders strukturiert, die Prioritäten haben sich verschoben. Ich ticke auch ganz anders, aber im Herzen bin ich immer noch die Selbe wie vor fünf Jahren. Ich kann auch noch genauso unvernünftig und bescheuert sein, das ist zwar manchmal etwas unreif, aber es beruhigt mich immer total.
7. Haltet ihr euch an eine klare Rollenverteilung?
Nein, klar nicht und erst recht nicht klassisch. Wir hatten schon immer eine sehr gleichberechtigte Beziehung, und so ist es auch mit Kind. Wir teilen alle Pflichten, Kosten und auch Freiheiten. Wir versuchen, uns den Rücken gegenseitig freizuhalten und dem jeweils anderen im Beruf und auch privat alles zu ermöglichen. Auch was die Erziehung unseres Sohnes angeht, sind wir natürlich beide stimmberechtigt. Wir machen und entscheiden buchstäblich alles gemeinsam. Nur so funktioniert es auch für mich. Ich glaube mit einem Mann, der konservative Rollen gut findet, also quasi von mir erwartet hätte, dass ich den Großteil Haushalt und Erziehung alleine schmeiße, hätte ich niemals eine Familie gegründet.
© Hejm Interiorfotografie für Houzz.
8. Kind und Karriere – ein Mythos?
Finde ich nicht. Bei mir klappt es eigentlich ziemlich gut. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich gerade groß Karriere mache, aber ich arbeite viel und recht erfolgreich und meine Arbeit erfüllt mich. Zumindest in guten Zeiten, natürlich versinke ich auch manchmal im Chaos und nichts klappt. Ich halte viel von Sheryl Sandbergs Satz: Die wichtigste Karriereentscheidung für Frauen ist die Wahl des Partners. Erfüllende Arbeit (muss man es „Karriere“ nennen..?) und Familie zu vereinbaren, funktioniert nur mit einem Partner, der eine erfolgreiche Frau will. Außerdem muss die Betreuung der Kinder zu aller Zufriedenheit geklärt sein. Und neben dem Mann spielt das Umfeld auch eine große Rolle: Ich persönlich vertraue auf ein großes, großartiges Netzwerk aus Kita, Freunden, Familie, Nachbarn und Haushaltshilfe. Also, ich finde es ist kein Mythos, aber es bedarf einer guten Struktur, viel gegenseitiger Unterstützung und, das muss ich ganz klar sagen: es funktioniert auch nur in einem flexiblen Job, der keine 80-Stunden-Wochen und ständigen Geschäftsreisen erfordert.
Wenn mich Leute fragen, wie schaffst du das alles? Sage ich immer: ich habe viel Hilfe, einen tollen Mann und ich befasse mich nicht 24 Stunden am Tag mit meinem Kind… Funktioniert nicht bei jedem, aber bei uns läuft es sehr gut!
9. Wie unterstützt ihr euch im Freundeskreis / in der Familie?
Wie gesagt: sehr viel. Ich habe viele tolle Freunde, mit und ohne Kindern, die auch mal auf Xaver aufpassen oder auch einfach nur akzeptieren, dass es bei uns jetzt anders läuft, und dann mal mit Essen und Wein vorbeikommen, wenn wir keinen Babysitter haben. Bei uns haben Viele gleichzeitig Kinder bekommen, wir haben jetzt eigentlich fast genauso viel Sozialleben, nur eben eher tagsüber als nachts und eher zuhause als in Clubs. Xaver hat außerdem drei Opas und zwei Omas, eine ist in town und er ist oft und sehr gerne bei ihr. Die anderen kommen zu Besuch und geben dann alles und versuchen so viel Zeit wie möglich mit ihm zu haben. All das ist nicht nur sehr schön, sondern auch eine unheimliche Erleichterung!
10. Wann sind andere Eltern Segen, wann Fluch?
Wenn sie so sind wie unsere Freunde, sind sie ein Segen! Ich habe alle meine Freundinnen schonungslos zum Thema Baby und Geburt befragen dürfen, da gab’s keine Tabus und vor allem keine doofen Ratschläge oder Dogmen und Ideologien. Wir lassen uns alle sehr so sein, wie wir eben sind und das mag ich. Fluch sind andere Eltern eigentlich nur im Internet (und in der Krabbelgruppe im Prenzlauer Berg vielleicht auch, haha!) und ehrlich muss ich sogar sagen: es sind nur die Mütter. Sie können wahnsinnig fies und böse sein, einem immer wieder das Gefühl geben, man mache etwas falsch oder bemühe sich nicht genug. Schrecklich! Vermutlich waren sie das aber auch schon ohne Kind, insofern: einfach ignorieren.
Ich finde, wir Eltern sollten uns viel öfter gegenseitig sagen, dass wir alle einen tollen Job machen, denn das tun wir.
© Hejm Interiorfotografie für Houzz.
11. Wie würdest du dich selbst als Mutter beschreiben?
Pragmatisch-liebevoll sage ich gerne. Ich versuche, mein Kind ernst zu nehmen, kann aber auch herzlich über ihn lachen. Ich kann wahnsinnig streng sein und sehr laut schimpfen, viel lieber knuddele ich mich aber stundenlang mit ihm zusammen und wir haben einfach eine gute Zeit. Ich bin einfach ich und das eben mit ihm, würde ich sagen! Mittlerweile kann man mit ihm schon richtig tolle Sachen machen, wir gehen zusammen ins Museum, essen Kuchen, unterhalten uns. Wie zwei alte Kumpels, haha!
Ich mag den Spruch: Wurzeln und Flügel – das sollen wir den Kindern mitgeben. Soll heißen, dass ich sehr darauf achte, dass es ihm gut geht, dass wir ihm ein Zuhause bieten, in dem er sich sicher fühlt, und in dem er ganz er sein darf. Es ist mir aber genauso wichtig, dass Xaver sich frei und selbstständig entwickeln kann, dass er die Welt auf eigene Faust entdecken kann, wenn er das will. Ich werde nie eine der Mütter sein, die ihr Kind jeden Tag zu irgendwelchen Kursen fährt und bis ins Klassenzimmer begleitet. Im Gegenteil, ich wünsche mir, dass Xaver viel frei spielen und seine Umwelt erkunden kann – ohne dass seine Eltern ihm viel reinreden.
12. Lebt ihr in einer kinderfreundlichen Gesellschaft?
Mal ja, mal nein. Ich finde, wir dürfen uns in Deutschland, insbesondere ein Berlin, nicht beschweren. Wir haben sehr schnell und problemlos eine großartige Kita mit tollen Erziehern gefunden, es gibt viele Spielplätze, Elterngeld, Kindergeld und viele Benefits. Mittlerweile sind auch Kinderstühle in Restaurants und solche Dinge Usus und ich habe das Gefühl, es geht in eine richtige Richtung. Trotzdem beschwere ich mich oft darüber, dass Kinder in Deutschland immer so „funktionieren“ müssen. Sie sind eigentlich nicht so gerne gesehen, passen nicht immer und sollen wenn möglich immer schlafen, ruhig sein und sich benehmen. Alles andere wird schon schnell als störend empfunden. Tja, so ticken Kinder aber eben nicht! Und ich habe oft den Eindruck, dass es in anderen Ländern einfach normal ist, dass Kinder dabei sind, zum Leben gehören, das sie im Restaurant, im Supermarkt, auf öffentlichen Veranstaltungen, eben überall, wo es passt, dabei sind. Und: die Kinder fühlen sich dann auch wohler und benehmen sich besser, ich bin mir sicher! Hier ist also noch viel Luft nach oben.
© Lina Grün
13. Hat sich dein Stil verändert, seit du Mutter bist?
Eigentlich nicht! Wobei: am Anfang schon, erst war ich dick, dann stillend, dann eine Weile sehr praktisch. Mittlerweile finde ich mich sogar stilsicherer als früher und ich trage genau das, was ich auch früher getragen habe. Ich mache auch keinen Rückzug vor Seidenblusen und weißem Kaschmir. Kann man alles waschen! Jetzt werde ich ja leider wieder dick, das ist schon eine große Einschränkung, insbesondere weil der Bauch beim zweiten Mal so schnell riesig wird. Aber ich mache bislang das Beste daraus…
14. Was hat dir niemand über das Elternsein verraten?
Mh, ich habe ja so ehrliche Freunde, ich wusste eigentlich alles, das Schöne und das Grauenhafte. In der Intensität, in der ich das jetzt aber alles erlebe, hatte ich es nicht erwartet. Mein Leben ist so INTENSIV geworden! Das Glück, die Erschöpfung, die Sorgen, die Freude. Alles fühlt sich mehr an als vor dem Kind. Und: Kinder kriegen macht süchtig. Ich bin eine dieser Frauen, die eines nach dem anderen bekommen könnten, weil mir Familie haben einfach so Spaß macht. Weil es so toll ist, den Kleinen beim Wachsen und Sich-Entwickeln zuzusehen. Allerdings ist die zweite Schwangerschaft bisher so grauenhaft, dass ich wohl doch nach Nummer zwei durch bin.
15. Und welches Klischee stimmt überhaupt nicht?
Ich halte prinzipiell nichts von Klischees, wirklich überhaupt nicht. Vor allem stimmt es nicht, dass das Leben vorbei wäre oder das Kinder einen so wahnsinnig einschränken würden. Ist alles eine Frage des Wollens und der Flexibilität. Oder dass man spießig und angepasst würde. Entweder man ist so, oder eben nicht! Obwohl wir jetzt bald eine Familienkarre leasen werden, das ist schon wirklich schrecklich spießig, also vielleicht ist da doch was dran…
16. Und zuletzt: Warum sollte man Kinder bekommen?
Ach, ich will das gar Niemandem vorschreiben. Ich kenne Frauen und Männer, die einfach keinen Wunsch danach verspüren und auch das darf sein! Ich glaube sogar, dass kinderlose Menschen ganz wichtig sind für die Gesellschaft, nur muss der Austausch zwischen Familien und ihnen besser klappen, es ist völliger Humbug, dass beide Parteien sich bekriegen. Aber für mich ist Kinderhaben eben doch das größte Glück. Es erfüllt mich ungemein und mein Leben hätte sich ohne wahnsinnig unfertig angefühlt. Ich habe mir, seit Xaver da ist, NIE wieder irgendwelche Sinnfragen gestellt. Das ist doch Grund genug!
Liebsten Dank, Isabel <3
Und nur das Schönste für die Schwangerschaft.