Erst vergangene Woche hatte David Bowie sein 25. Album „Blackstar“ herausgebracht, an seinem 69. Geburtstag. Letzte Nacht erlag er im Kreise der engsten Familie seiner Krebskrankheit, gegen die er 18 Monate lang angekämpf hatte.
Heute wollen wir „Danke“ sagen. David Bowie hat nicht nur eine ganze Popwelt geprägt, die Mode, die Kunst und noch so viel mehr, sondern auch uns. Am allermeisten mit „Heroes“, dem Soundtrack zu meinem ersten Jahr in Berlin, der Lieblings-WG und weingetränkten Küchennächten mit Miracoli. An verregneten Tagen schlenderten wir durch Schöneberg, um Halt an seiner einstigen Lieblingsbücherei zu machen, wir feierten Feste, manchmal mit Blitzen im Gesicht oder Sternen auf den Schuhen, ganz im Sinne von „Space Oddity“.
Bowie, du Tausendsassa, dass du wirklich und wahrhaftig einer der “einflussreichsten Popkünstler der jüngeren Musikgeschichte” warst, und zwar auch in modischer Hinsicht, leuchtete mir erst etwas später ein und zuletzt 2013, als Jean Paul Gaultier eine Hommage an dich über den Laufsteg schickte oder Kate Moss uns als Ziggy vom VOGUE Cover entgegen lächelte, 2014 widmete der Martin-Gropius Bau dir eine eigene Ausstellung, zu Ehren der wunderbaren Liebesgeschichte zwischen dir und Berlin. 2015 lagen dir Hedi Slimane mit Saint Laurent und etliche weitere große Designer dieser Welt zu Füßen hat, sie tauchten ganze Kollektionen in deine Aura und auch sonst hatte sich nicht viel geändert, du führtest noch immer ein Leben für die Musik und sangst „Where are we know?“.
Very sorry and sad to say it’s true. I’ll be offline for a while. Love to all. pic.twitter.com/Kh2fq3tf9m
— Duncan Jones (@ManMadeMoon) 11. Januar 2016
1947 wurdest du in Großbritannien geboren, mit Jazz und Rock’n’Roll-vernarrten Verwandten an deiner Seite. 1969 war dein großes Jahr, lieber “David Robert Jones”, damals brach die wohlverdiente Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dich ein, der Weltraumballade “Space Oddity” sei Dank. Bis dahin war die Welt wohl einfach noch nicht reif für deinen psychedelischen Pop, der manchmal wirken konnte, als stamme er von einem anderen Planeten. Dann bahnte sich der Glam Rock einen Weg in dein Leben, dieses schillernde Gender-verwischende Phänomen, das du mit deinem Alter Ego “Ziggy Stardust” hervorbrachtest – eine Figur, dessen Ruhm im Album “The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars” gipfelte, eine Figur, die zwischen Bisexualität, Sexsymbol und Ambivalenz umher taumelte.
Mitte der 70er schlich sich der Funk und auch ein bisschen Soul in deine Kompositionen, du zogst gemeinsam mit deinem Freund Iggy Pop nach Berlin, der Krautrock verdrehte dir den Kopf. Das in der Hauptstadt Erlebte schriebst und sangst du in “Low”, “Heroes” und “Lodger”,der Berliner Album-Trilogie, der auch Brian Eno sein Talent beisteuerte, nieder. Du, der blonde Schmächtling, erfandest parallel dazu die Rolle des Thin White Duke. Neuer Lebensabschnitt, neue Klänge, neues Alter Ego. Man konnte nie voraussehen, was du als nächstes planen würdest, aber es war immer gut. Es war immer auch Bowie. Außer ein Mal, denn neben dem Ruhm schneite es Kokain.
Die Drogen waren irgendwann wieder passé, du wurdest lauter und rockiger, die 80er Jahre brachen an und als Bowie liefertest du den Soundtrack zum Kult-Film “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo”, du arbeitetest hier und da mit Queen zusammen und verschriebst dich schließlich der experimentellen Popmusik. Und hättest du nicht schon immer über dieses irrsinnige Talent verfügt, allem und jedem deinen ganz eigenen Sound zu verpassen und Genres miteinander zu vermählen wie kein zweiter, man hätte dich wohl als Kommerz-Popper verschrien, so berühmt warst du plötzlich. Und außerdem einer der prägenden Künstlern der Zeit und Welt. Du bliebst also verschont, zu Recht. Und es ging immer weiter.
In den 90ern prägten sogar Hip Hop, Jazz und elektronische Klänge deine Musik, das Ergebnis war und ist ein eklektisches Stück Musikgeschichte. Aber deine Reise war noch lange nicht vorbei, ’99 erschien “hours….”, 2001 trenntest du dich von deinem gierigen Plattenlabel und wechseltest zu ISO. Auftritte beim Hurricane Festival folgten, aber dann wurdest du krank. Als Idol und unerschöpfliche Quelle der Inspiration wurdest du 2006 für dein Lebenswerk ausgezeichnet, es schien dir wieder gut zu gehen.
2011. Gerüchte über ein neues Album, genauso wie ein, zwei und drei Jahre zuvor. 2014 war es dann so weit, Bowie was back, und du hattest sogar Tilda Swinton mit im Gepäck. Am 30. Studioalbum „The Next Day“ schieden sich die Geister. Aber so ist das wohl immer, wenn Helden nicht gehen wollen. Du wolltest bleiben. Und das wirst du, für immer. Danke.
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David Bowie – ‚Space Oddity‘ original video [1967] from Naga Shadow on Vimeo.
„Ziggy Stardust“ 1973 from David Bowie on Vimeo.