Tiny Talks // Mit Alleskönnerin & Mama Stefanie Luxat von Ohhh… Mhhh…

18.02.2016 Allgemein, Tiny Talks

Warum man Kinder kriegen sollte oder eben nicht, wie es wirklich ist, Job und Kind unter einen Hut zu bringen und was wir von den Kleinsten noch lernen können? Diese Woche bei Tiny Talks: Buchautorin, Interior-Spezialistin, Mama und DiY-Königin Stefanie Luxat von Ohhh… Mhhh mit Antworten auf so viele Fragen:

Wer bist du und was machst du? 

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Ich bin Stefanie Luxat, 36, Journalistin, Buchautorin und Bloggerin, Ehefrau, Mama zweier Kinder (Tochter ist gute eineinhalb Jahre alt, Sohn noch im Bauch, kommt aber in den nächsten drei Wochen raus), Gutelauneliebhaberin, Serienschauerin, Partypupserin – sprich: ich schaffe es selten zu Parties, aber immer auf die Couch. Ich bin Designliebhaberin, Vielundgernegutesserin und sehr gern Weintrinkerin, wenn nicht gerade schwanger.

Wie heißen deine Kinder?

Unsere Tochter heißt Ruby und unser Sohn trägt noch den Arbeitstitel Rudi.

Was hat dir deine Tochter beigebracht?

Irre viel in so kurzer Zeit. Das nur ganz wenig wirklich wichtig ist im Leben. Vor allem das glücklich sein. Und das man dazu nur ganz wenig braucht. Zum Beispiel etwas wirklich Gutes zu essen und keine quersitzenden Pupse.

Wie wohnt ihr? 

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In einer 4,5 Zimmer-Altbauwohnung. Als unsere Tochter auf die Welt kam, haben sie und ich eine Wohngemeinschaft gegründet in meinem Arbeitszimmer. Mittlerweile hat sie ihr eigenes Zimmer, in das dann irgendwann ihr Bruder mit einzieht. Ich bin gespannt, wie das wird, stell‘ es mir aber sehr gemütlich vor. Ich habe es früher immer geliebt, bei meinen größeren Schwestern zu schlafen. Aber mal abwarten, sonst denken wir uns was Neues aus.

Warum sind Eltern Helden?

Sind nicht alle Menschen Helden? Ich finde, meine Noch-Nicht-Mutter-Freundin, die gerade im Job das Karriereleiter-Gemobbe von Kolleginnen wegstecken muss und eine Freundin, die dem Krebs täglich versucht den Mittelfinger entgegen zu strecken, genauso, wenn nicht sogar viel heldenhafter als Eltern. Ich liebe die Superheldengefühle beim Eltern sein, wenn man schwierige Situationen meistert und dann mit Heldengefühlen belohnt wird. Aber manchmal finde ich das Theater, das mittlerweile ums Eltern sein und Kinder kriegen gemacht wird, sehr übertrieben. Ich bin sehr demütig, ein gesundes Kind zu haben und wenn genau das ein ganz normales Leben führen wird, wird mich das schon sehr glücklich machen. Vor allem, wenn es überlebt, dass bei uns nicht alles Bio oder aus Wolle-Seide war und wir weder Lust auf Pekip noch Chinesischkurse hatten.

Haltet ihr euch an eine klare Rollenverteilung?

Ja, wir sind beide berufstätig, lieben was wir tun und deshalb übernimmt jeder fünfzig Prozent und wenn bei dem anderen gerade viel los ist auch mehr. Wir sind in allem gleichberechtigt, was die Kinder angeht, es sind ja unsere gemeinsamen. Mein Mann hat von Anfang an genau so selbstverständlich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit angepackt wie ich und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich ihn dafür liebe. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig Männer das wirklich tun und sich schon dafür feiern, dass sie ein Mal die Woche ihre Kinder in die Kita bringen oder von dort abholen. Aber: jeder wie er mag und kann und wie es ihm gut tut. Wenn ich eine Sache beim Thema Eltern sein und Kinder kriegen nicht leiden kann, ist es, anderen zu erzählen oder selbst zu hören, was angeblich richtig und falsch ist. Wer kann denn das wirklich wissen?

Kind und Karriere – ein Mythos?

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Nö, glaub‘ ich nicht dran. Lass ich mir auch nicht einreden. Die Frage ist, wie man Karriere für sich definiert. Ich tue es mittlerweile so, dass Karriere und Erfolg für mich ist, dass ich das tun kann, was mich glücklich macht – beruflich und privat – und ich damit trotzdem schaffe, mein Leben zu finanzieren. Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung und von Freundinnen, dass die Karriereleiter in Unternehmen, selbst in denen angeblich so viel für Frauen in Führungspositionen getan wird, Müttern nach wie vor schwer gemacht wird. Gern auch von anderen Frauen, auch von anderen Müttern. Aber wessen Traum es ist in einem Unternehmen Karriere zu machen, der sollte sich von niemandem Steine in den Weg legen lassen und es durchziehen. Wenn einen das glücklich macht, schafft man es auch.

Wie unterstützt ihr euch im Freundeskreis und in der Familie? 

Gott sei Dank toll. Sowohl in der Familie meines Mannes als auch in meiner, sind unsere Kinder als Nummer fünf und sechs auf die Welt gekommen, beziehungsweise tun es gerade. Da könnte man fast denken, dass das Interesse da nicht mehr so riesig ist, aber glücklicherweise ist dem nicht so. Wir werden sehr lieb unterstützt. Da die Großeltern aber leider nicht in Hamburg wohnen, gibt es auch viele Situationen, in denen Freunde oder ein fantastischer Babysitter helfen. Besonders jetzt zur Geburt von Kind Nummer zwei ist das ein großes Thema: Wer nimmt Kind eins, wenn die Geburt losgeht? Es stehen diverse Freunde bereit, sich um unsere Tochter zu kümmern, bis die Großeltern da sind. Ich bin sehr gespannt, wie das an dem Tag/ in der Nacht laufen wird.

Wann sind andere Eltern Segen, wann Fluch?

Segen: wenn sie Humor haben, besonders im Bezug auf sich und ihre Kinder. Fluch: wenn dem nicht so ist.

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Wie würdest du dich selbst als Mutter beschreiben?

Natürlich wären wir gern wie viele Eltern, die lässigen, total entspannten, coolen, die die richtigen Erziehungsmaßnahmen auf Lager und alles im Griff haben, is’ klar. Ich glaub, oft gelingt uns das auch. Aber oft eben auch nicht ganz. Was wir aber immer und in jeder Situation schaffen, ist: unserem Kind zu zeigen, dass wir es sehr, sehr lieben, nicht alles gleich ein Drama ist, Lachen die beste Medizin und Improvisieren eine tolle Lösung für vieles ist.

Lebt ihr in einer kinderfreundlichen Gesellschaft?

Soweit wir das beeinflussen können ja. Und unsere Tochter gibt ihr Bestes, strahlt die meisten Menschen an und lacht viel. Trotzdem gibt es manchmal Begegnungen der dritten Art. Als meine Freundin und ich mit unseren Babies und den Kinderwagen unterwegs waren, fuhr eine Fahrradfahrerin an uns vorbei, knallte mir den Ellenbogen in die Seite und schimpfte irgendwas von „Ihr scheiß Mütter!“. Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich mir durchaus bewusst bin, was für ein Riesenpanzer so ein Kinderwagen ist und ich schon fast krankhaft aufpasse, nirgendwo im Weg zu stehen.

Generell war ich am Anfang etwas geschockt, wie wenig Menschen von allein auffällt, dass man leider nicht allein in die meisten Züge einsteigen kann mit Kinderwagen und Kind und die meisten erst bei Nachfragen helfen. Gut daran ist, dass ich dieses Ich-will-alles-alleine-schaffen-Ding dadurch etwas ablegen musste und jetzt einfach häufiger mal um Hilfe fragen muss. Doof ist nur, dass wenn mir dann jemand hilft, ich Hormonschleuder (wie gesagt: schwanger mit Kind zwei) gleich Tränen in den Augen habe vor Rührung.

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Hat sich dein Stil verändert, seitdem du Mutter bist?

Nicht im Sinne von: Ich trag‘ jetzt nur noch praktisch. Aber die Kompromisslosigkeit, die sich durch viele Bereiche zieht, seitdem ich Mutter bin, ist irgendwie auch an meinem Kleiderschrank angekommen. Ich kaufe noch weniger Quatsch, setze noch mehr auf Lieblingsteile, wirklich gute Qualität. Und ich genieße es, mir etwas Schönes anzuziehen. Mich für Meetings oder einfach nur für mich hübsch zu machen. Weil das in den ersten Monaten mit Kind etwas zu kurz gekommen ist und oft aufgrund von Zeitmangel (ich hab in der Elternzeit mein viertes Buch geschrieben) kaum möglich war.

Was hat dir niemand über das Elternsein verraten? 

Wie unglaublich schön das ist. Über Schlafentzug, schlimme Geburten und wie hart das Elternsein für die Beziehung wird, habe ich tausend Geschichten gehört. Aber wie unfassbar schön es als Paar ist, sich jetzt Eltern nennen zu dürfen von einem Wesen, das einem so unglaublich viel Liebe, Freude, Einsichten in neue Welten, diese Riesenportion Leben gibt – das hat uns in der Form, glaub ich, niemand erzählt. Schon so was wie „Ach, das wird schön.“. Aber wenig, was genau daran denn so schön ist. Ich schreibe gerade an einem Artikel für meinen Blog dazu. Weil ich finde, dass man das mal in Worte fassen sollte, was genau eigentlich so toll ist am Elternsein.

Und welches Klischee stimmt überhaupt nicht?

Das man sich so irre verändert. Boah, was haben mich die Leute damit kirre gemacht. Ich traute mich schon gar nicht mehr, Jobs für nach der Geburt anzunehmen, feste Zusagen zu machen oder sonstiges, weil mir dieses „Du wirst ein anderer Mensch sein, andere Prioritäten setzen et cetera“ ständig überall erzählt wurde und ich irgendwann anfing, es zu glauben. Vielleicht ist das ja auch für manche so, aber für mich traf das nicht zu. Nicht in diesem großen Stil. Natürlich hab auch ich mich ein bisschen verändert, sehe Dinge anders als früher. Aber im Großen und Ganzen bin ich geblieben wie ich bin. Eine Freundin hat mich irgendwann ganz erstaunt angeguckt und gesagt: „Du bist irgendwie die alte Steffi nur einfach plus Kind aufm Arm.“ Das war ein schönes Kompliment für mich. Denn genau darüber sprechen nicht viele Frauen: in der Schwangerschaft und besonders, wenn das Kind auf der Welt ist, kann es schon passieren, dass man durch die ein oder andere Hormonhölle geht. Das sind miese Biester diese Hormone. Die können schon zwischendurch großen Scheiß erzählen an Winternachmittagen, wenn du allein mit dem Wurm im Wohnzimmer hockst und denkst, dass war’s jetzt mit meinem Leben wie ich es kannte. Ich werde immer so voll geklebt sein mit Kinderspucke, in Jogginghosen, fettigen Haaren und nichts Schlaueres mehr als „Hattatei“ herausbringen. Die größte Erleichterung für mich war nach dem Abstillen: Am Ende bin ich wieder ich. Und werde es auch immer bleiben. Nur eben mit einem großartigen Kind auf dem Arm. Oder bald sogar zweien.

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Und zuletzt: Warum sollte man Kinder bekommen?

Man soll gar nichts, finde ich. Wenn man Lust dazu hat, ist es eine sehr spannende und irre lustige Erfahrung. Aber ich glaub, die Menschen, die keine Kinder haben, können sich auch sehr wohl ein genau so schönes Leben machen. Wer sagt denn, dass das nur mit Kindern möglich sein soll? Glaub ich nicht. Ich glaub, man sollte nur eins im Leben: Glücklich sein. Wie auch immer das aussieht für einen.

Liebsten Dank, Stefanie <3

7 Kommentare

  1. Susanne

    Boah, ist das ein geniales Interview – sowohl die Fragen als auch die Antworten von Steffi. Ich verfolge schon so lange ihren Blog und bin jetzt durch dieses Interview noch so viel näher an ihr dran. Steffi ist einfach unglaublich sympathisch und „auf dem Boden geblieben“. Das finde ich richtig toll. Außerdem kann ich ganz ganz viele von ihren Ausführungen auch so für mich mit einem fetten JA beantworten. Danke dafür!
    Liebe Grüße, Susanne

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  2. Pingback: Wochenrückblick {KW 7.2016} | 1/12

  3. Heike

    Das war so schön zu lesen. Ich selber habe einen 9jährigen Sohn, der sich gefühlte alle 10 Minuten in eine andere Verkleidung stürzt und mein Leben vom ersten Moment an so bereichert hat. In den letzten Jahren hatte ich das Gefühl MICH immer öfter suchen zu müssen, weil ich zwischen meiner Teilzeitarbeit an einer großen Klinik im Labor, den Haushalt, die Schule, die Bedürfnisse meines Kindes, die Selbstständigkeit meines Mannes das Gefühl habe mich selbst zu verlieren bzw. in die Rolle schlüpfe, die gerade von mir gefordert ist. Wenn dann diese Momente, die Momente, in denen ich mich plötzlich wieder ganz wahrnehme, kommen, dann bin ich glücklich.
    Alles Liebe für dich und deine Familie!

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  4. Pingback: Lieblinge der Woche #37 - One Year of Sunday

  5. Lena

    Ein sehr schönes Interview! Ich finde Steffi nun sehr sympathisch. Was ich noch zum Thema Veränderungen sagen wollte: ich habe mich schon sehr verändert. Allerdings langsam. Am Anfang habe ich mich dagegen gesträubt, wollte unbedingt so weitermachen wie vorher und war irgendwie dauernd unglücklich. Irgendwann beim zweiten Kind habe ich dann gemerkt, dass diese Veränderungen vor denen man ja vorher solche Angst hat, und die glaube ich von den meisten, die noch keine Kinder haben, erstmal als Einschränkungen, dh. vor allem negativ gesehen werden, mich zu einer besseren Version meiner selbst gemacht haben. Ich verstehe mich zB. jetzt VIEl besser mit meiner eigenen Mama, habe eine ganz innige Beziehung wieder zu ihr, wir lieben es, uns über die Kinder auszutauschen und sie ist immer für mich da. Mit meinem Mann ist es auch anders als vorher, aber, auch hier ist es so schön zu sehen, wie das Teamwork funktioniert und man gemeinsam diese beiden süssen Wesen großzieht. Mit meiner Arbeit, die ich stark umgestellt habe, bin ich auch viel glücklicher. Manche Dinge fehlen mir auch, aber ich habe sie durch andere ersetzt, gehe zB mit meinem größeren Sohn wahnsinnig gerne in Konzerte, oder wir machen schöne Ausflüge. …es ist für mich eine Umstellung gewesen, aber ich fühle mich nun endlich erwachsen!

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