Ich bin noch nicht lange ein Serienmensch, was nicht etwa daran liegt, dass ich selbige nicht sonderlich mögen würde, ganz im Gegenteil, ich weiß bloß um mein enormes Suchtpotenzial. Die brandneue Netflix-Produktion „Love“ jagt mir allerdings nur mittelviel Angst ein – wenn Breaking Bad das Heroin krasser Serien Junkies ist, wirkt Love eher wie ein seichtes Marihuanapflänzchen. Das ist keinesfalls schlecht, womöglich sogar besser, in jedem Fall aber sehr angenehm. Genau wie Mickey und Gus.
Die beiden Mittdreißiger sind zweifelsohne schräg, ein bisschen kaputt und trotzt üppig gepflückter Neurosen-Sträuße in etwa so nahbar und sympathisch wie der Lieblings-Nachbar, der uns gelegentlich mit Salz, Kerzen oder Butter aushilft. Man wundert sich womöglich über die ein oder andere Überreaktion und Kauzigkeit, ohne beides würde aber ganz gewiss etwas fehlen. Gus ist ein Bilderbuch-Nerd mit gebrochenem Herzen, Mickey frustriert, schlagfertig und frisch gebackener Single. Die zwei gebeutelten Anti-Hero-Protagonisten treffen zum ersten Mal an einer Tankstelle aufeinander. Weil Mickey dingend Kaffee und Zigaretten braucht, keine Mäuse dabei hat und deshalb kurz davor ist eine Straftat zu begehen, gibt Gus sich heldenhaft höflich wie immer und übernimmt die Rechnung der bis dato Fremden, die einen roten Badeanzug zur Jeans und rosa Söckchen in Adiletten trägt – vielleicht der Anfang einer Geschichte über echte, wahre Liebe?
„Love“ ist seit dem 19. Februar auf Netflix verfügbar.
Regie: Judd Apatow.