Wir haben den Weltfrauentag verschlafen, und zwar zu großen Teilen mit Absicht, denn es ist ein wenig wie mit diesem Valentinstag, eigentlich sollten wir immerzu über unsere Stellung nachdenken, darüber, wie gleichberechtigt wir wirklich sind und was wir weiterhin tun können, um nicht kurz vor dem Ziel stehen zu bleiben. Ich begegne nämlich noch immer Menschen, die glauben, Feminismus sei nur etwas für Verzweifelte, eine Bewegung, die ausschließlich für unzufriedene Frauen erdacht wurde und längst nicht mehr vonnöten sei, dabei leben wir im Jahr 2016, wo doch klar sein müsste, dass es hier vor allem darum geht, Menschen nicht in Schubladen, Kategorien, Rassen oder Geschlechter zu unterteilen. Wer schlichtweg dem Begriff „Feminismus“ überdrüssig ist, der darf auch gern zu „Humanismus“ greifen. Ist im Prinzip gehupft wie gesprungen, die Achtung vor der Würde des Menschen hat womöglich so oder so zu viele Gesichter für eine einzige Definition.
Gleichberechtigung und Chancengleichheit sind jedenfalls die Essenz des Ganzen – ein Konzept, das phantastisch und logisch klingt, aber hier und da dennoch nach ein bisschen Pflege verlangt. Es ist nämlich ganz und gar nicht selbstverständlich, dass Männlein und Weiblein und alles Wunderbare dazwischen miteinander arbeiten als gäbe es die veralteten Mechanismen der gesellschaftlichen Sozialisierung nicht, als trete man beispielsweise Müttern und Vätern ebenbürtig gegenüber, mal ganz abgesehen von all den immer noch unverschämten Gesetzgebung hinsichtlich der sogenannten „Homo-Ehe“, widerlich ist das. Eine Ehe sollte eine Ehe sollte eine Ehe sein. Ganz gleich, welcher sexuellen Orientierung man obliegt – Frisch gebackene Papas müssen vor Nase rümpfenden Vorgesetzten und Kollegen noch immer für das Recht auf ihre wohlverdiente Elternzeit kämpfen, bekommen aber Applaus für öffentliches Wickeln. Als seien sie Teilzeit-beschränkt und dem Können einer Frau Maman ohnehin massiv unterlegen. Man tätschelt gern auf ihren Schultern herum und neigt zu degradierenden Komplimenten wie „Hat Ihre Frau heute Ausgang, das machen Sie aber toll.“ Wann immer sich also Rollenklischees auflösen oder verschieben, haben die Protagonisten und Protagonistinnen des modernen befreiten Lebens mit Vorurteilen zu kämpfen und auch mit Kritik. Man nehme beispielsweise die abreitende Mutter, die selbst aus den eigenen Riegen noch immer allzu häufig mit Argwohn beäugt wird, ich selbst könnte Bände über mein Raben-Dasein schreiben. Ein bisschen sollte man also schon darauf achten, dass alles noch weiter ins Lot kommt. Denn was Oma und Uroma erkämpft haben, ist groß. Aber noch immer viel zu klein um als Status quo akzeptiert werden zu können.
Justin Trudeau, der Premierminister von Kanada wird nicht rein zufällig von der halben Welt gefeiert. Warum die Hälfte der Delegierten im Parlament Frauen seien, wurde er kurz vor den Wahlen gefragt. Seine einfache wie schlagfertige Antwort: „Weil 2015 ist.“ Es kann so einfach sein, Stellung zu beziehen. Und etwas zu verändern.
Veränderungen treten nunmal nicht von allein ein. „Ist doch alles ok so wie es ist“, kontert da die Anti-Fraktion. Ist es, selbst rein faktisch gesehen, aber nicht. Alltagssexismus ist präsent wie eh und je, genau wie die Überkriminalisierung des Mannes, über Gender Pay Gaps brauchen wir auch nicht mehr zu sprechen, sie sind real und nicht Teil einer dickbusigen Verschwörungstheorie, bloß existieren sie nicht selten, weil wir uns allzu gern unterschätzen. Selbst Schuld? Wohl kaum. Wir machen, zumindest zu großen Teilen, was wir gelernt und erlernt haben, es ist also an der Zeit, weiter umzudenken – Simone de Beauvoir hat das gesellschaftliche Konstrukt Frau/Körper/Natur versus Mann/Geist/Kultur doch längst als hohles Abstrakt uralter Biologismen entlarvt. Wirklich und wahrhaftig zusammen halten, statt sich aus reiner Freude Patches an die Jeansjacke zu kleben, das wäre ein erster Schritt. Girl Power muss mehr als eine hole Phrase sein, denn zusammen ist man auch ohne Natalie Gawenda weniger allein. Eigentlich ein Wunder, dass gegenseitiger Support noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, wir erleben das hier jeden Tag. Je erfolgreicher man wird, desto einsamer ist man, Ellenbogen sieht man dagegen wie eh und je. Womöglich ein Grund dafür, dass der mediale Postfeminismus recht häufig an die Frauenwelt adressiert ist. Slut Shaming, also das Verurteilen von Frauen, die sich gern ihrem luftigen Geschmack entsprechend kleiden oder Sex überaus gern mögen, ist darüber hinaus in etwa so stark vertreten wie Body Shaming. Hier trifft es mittlerweile die Dicken wie die Dünnen – dass Körper in allen Formen und Farben daher kommen, scheint also offenbar selbst beim ach so weltoffenen Mitteleuropäer_innen noch nicht ganz angekommen zu sein. Die Liste des Ungleichgewichts scheint schier endlos, ich könnte noch zwei Tage weiter tippen. Alles, was ich aber sagen will, ist: Jeder denkende Mensch sollte Feministin sein. Oder Feminist. Gerade jetzt. Ich gehe nämlich schwer davon aus, dass wir alle selbst entscheiden wollen, wer oder wie wir sind – ganz gleich, ob da unten nun ein Penis baumelt oder eine Vagina blüht.
REGULAR GIRL BY STICKY BABY
PATCHES OH DEER ASOS
BÜGELBILDER ASOS
HOT LIPS CLUTCH SKINNY DIP
SAILOR iPHONE CASE IPHORIA
iPHONE CASE CACTUS
DENIM TOP AND OTHER STORIES
RING SABRINA DEHOFF
BOOTS DORATEYMUR
BLUSE TOPSHOP