Mit 14 waren meine Erbsen und ich kurz davor, einen Push Up bei New Yorker zu klauen, um aus dem flunderflachen Vorbau einen üppigen Busen-Balkon zusammen zu quetschen. Man wollte ja nichts weiter als erwachsen und endlich im geschlechtsreifen Alter sein, da gehörte ein anständiger Vorbau zumindest in dieser pubertär-naiven Vorstellung fest mit zum Entwicklungs-Prozess dazu. Als es irgendwann von selbst und womöglich auch durch die Pille zur Mops-Explosion kam, steckte ich die Dinger fortan in knatschenge Spaghetti-Träger-Tops, um sie wie zwei vergoldete Trophäen über den Pausenhof zu schleppen. Zehn Jahre und ein Baby später ist so gut wie nichts mehr übrig vom prallen Haut-Apfel Glück, ganz zur Freude der Modebranche, die ohnehin nur Augen für A-Körbchen hat.
Genau wie etliche gut bestückte Frauen weltweit, die im Angesicht all der flachbusigen Models in Existenzkrisen verfallen, einschnürende Sport-BHS in XS überziehen und mit Buckel durch den Sommer laufen, damit das Dekolleté möglichst dezent ausfällt.
Es ist beinahe so, als sei der Mini-Busen zum Äquivalent der blassen Haut einstiger Blaublütig avanciert, als sei Frau ausschließlich dann von Format, wenn sich in der Lage zeigt, sämtliches Bindegewebe um die Nippel herum gewissenhaft in Schach zu halten. Ich kenne mittlerweile sogar Endzwanzigerinnen, die keineswegs mehr wegen ihrer Oberschenkel diäten, sondern neuerdings dem Traum der nicht existenten Brüste zuliebe. Der allgemeine Brust-Stolz scheint verschwunden, ihm haftet längst ein frivol-abstoßendes Image an, das höchstens auf dem Cover der Sportswear International oder im Dirndl ins Positive umgekehrt werden kann. Wie verrückt kann es noch werden? Als sei der weibliche Körper nicht sonst schon allzu häufig Zielscheibe abstruser Idealvorstellungen.
Und so hagelt es auf der anderen Seite weiter Tipps für das Tragen von Kleidung trotz großer Johnnies. Vornehmlich sind es selbstredend Ratschläge zum geschickten Kaschieren, was dem Zeitgeist entspricht, aber doch nun wirklich nicht der Natur der Sache. Es ist zweifesohne hochgradig verrückt, dass Brüste offenbar nicht mehr wie selbstverständlich zur Mode und auch zum Selbstbewusstsein mit dazu gehören, kaum ein anderes Körperteil kommt schließlich in so prächtigen und facettenreichen Formen, Farben und Größen daher. Ich höre immer wieder, dass Freundinnen mit C,D oder E Körbchen (ich selbst hatte zuletzt übrigens immer ein üppiges C) ob der gerade omnipräsenten Schnitte verzweifeln. Ist ja alles gemacht für Hungerhaken, höre ich dann, wenn ich das jetzt drüber ziehen würde, wie sähe das denn dann aus? Anders, sage ich dann. Aber bitte keineswegs schlechter. Und hier liegt womöglich wirklich die Krux verborgen.
Es ist nämlich nicht unwahrscheinlich, dass ein ganz schön ausschlaggebender Teil der Abneigung, die manch ein zauberhaftes Busenwunder gegenüber busenbetonender Super-Outfits empfindet, nichts weiter als ein durch Medien eingeprügeltes Hirngespinst ist. Ein beliebtes Beispiel ist etwa die High Waist Jeans – wie sexy sind denn bitte zwei ordentliche Hupen zum bauchnabelhohen Jeanshosen-Bund, frage ich da einfach mal in die Runde. Ich finde: mordsmäßig. Und alle Igelschnäuzchen hier werden das vermutlich sehr ähnlich sehen. So ist da ja häufig – man will, was man nicht haben kann.
Heute wäre ein überaus guter Zeitpunkt, damit aufzuhören. Für mehr #BreastPeace, Ladies. Zeigt her eure, großen, kleinen, feinen Möpse – aber bitte mit Kleidung drüber. #Freethenipple dann vielleicht demnächst am Badestrand.