„Das ist kein Film über eine wahre Geschichte, sondern ein Film über ein wahres Gefühl.“ (Quelle: Süddeutsche)
Thomas Vinterberg lebte bis zu seinem 19. Lebensjahr in einer Kommune. In seinem Film „Kollektivet“ verarbeitet der dänische Regisseur das Erlebte. Obwohl er noch heute an vielen der herrlichen Erinnerungen festhält, verheimlicht er seinen Zuschauern nicht, dass das bedingungslose Miteinander vor allem eins zerstört: Das eigene Ich. In seiner von echten Erlebnissen inspirierten und doch fiktiven Geschichten ist es Anna, die aus Liebe zur Gemeinschaft irgendwann nicht nur ihren Mann verliert, sondern auch den Verstand. Am Anfang steht also wie sooft eine wunderbare Idee voller Ideale, die am Ende an Naivität zerbricht. Und doch bleibt mit dem Abspann der Gedanke an ein besseres Miteinander zurück, eine kleine Hoffnung darauf, dass es mehr gibt als nur das eine klassische Bild der Vater-Mutter-Kind-Familie.
Ich zum Beispiel kann mir durchaus mehr vorstellen als das gängige 3-Zimmer-Küche-Bad-Modell. „Ein fantastisches Haus sollte mit fantastischen Menschen gefüllt werden“, heißt es zu Beginn des Dramas voll komischer Momente. Vielleicht liegt meine Wahrheit ja wirklich irgendwo zwischen den Extremen, nämlich da, wo man zusammen weniger allein sein kann, ohne an Selbstbestimmung einbüßen zu müssen. Ganz gewiss muss man für das Prinzip der Erwachsenen-WG gemacht sein, Eigenbrötler hätten es womöglich schwer. Bin ich aber nicht – bei der nächsten Riesen-Wohnung, die frei wird, schnappe ich vielleicht einfach zu und hoffe darauf, dass es niemandem so ergehen wird wie Erik, dessen tief sitzende Bürgerlichkeit sich mehr als einmal an seiner utopischen Vorstellung vom unbeschwerten Kommunen-Leben reibt. Irgendwann wird aus dem Mann, der womöglich lange gegen seinen patriarchalischen 50-er Jahre Vater rebelliert hat, selbst ein Tyrann. Noch schlimmer ist aber vermutlich die Tatsache, dass vor lauter Peace-Love-and-Happiness-Dogmatismus niemand in der Runde die Courage besitzt, rechtzeitig zu intervenieren. Vermutlich sollte man also schon vorher festhalten: Scheitern erlaubt.
Ab sofort im Kino. Am besten im Original mit deutschem Untertitel schauen ♥