BUCHTIPP // „Girl’s Can’t Code“
– Pah, „We Love Code!“

girls can code neuneu

Websites, Apps, Programme: Kennen wir alle. Aber wie sieht es mit den Codes dahinter aus? Das Buch We Love Code! will neugierig machen aufs Programmieren – Bühne frei für Ada Lovelace, Brainfuck und 2-Schritte-Authentifizierung.

Manchmal denke ich an meine Schulzeit zurück und ärgere mich: Hätte ich mal Informatik als Fach gewählt! Dann könnte ich heute vielleicht programmieren, hätte vielleicht einen super bezahlten Job und mein Leben wäre vielleicht generell – besser. Hätte hätte Fahrradkette. Statt Informatik wählte ich Erdkunde-Sozialwissenschaften, was jetzt auch nicht schlecht, aber auch nicht so richtig cool war. Informatik hingegen war cool. Das wurde mir spätestens in dem Augenblick bewusst, als wir mit dem Französisch-Kurs im Computerraum hockten und Vokabelübungen machten. Plötzlich färbte sich mein Bildschirm pechschwarz, in der oberen linken Ecke erschien eine giftgrüne Schrift: „Follow the white rabbit“. Und in der letzten Reihe lachten sich zwei meiner Mitschüler schlapp, weil ihr kleiner Trick („Trojaner“ genannt) so gut funktioniert hatte. Was soll ich sagen: Einer der beiden Herren arbeitet heute für Google. 

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Mehr als zehn Jahre nach jenem Ereignis fühle ich mich nicht nur wahnsinnig alt, sondern bin in Sachen Programmieren immer noch auf dem Stand von damals. Gut, dass seit einiger Zeit ein Buch auf meinem Schreibtisch liegt, das Abhilfe schaffen könnte: We Love Code! Das kleine 101 des Programmierens von Julia Hoffmann und Natalie Sontopski. Julia ist Medienwissenschaftlerin und arbeitet an einem biowissenschaftlichen Forschungszentrum, Natalie ist freie Autorin und betreibt den wunderbar lesenswerten Blog Endemittezwanzig. In Leipzig haben die beiden die Code Girls ins Leben gerufen: eine Gruppe von Frauen, die sich alle 14 Tage trifft, um Programmieren zu lernen. Oder, cooler: Coden. Coach Lucas sorgt für’s nötige Fachwissen.

Auf der Suche nach der passenden Programmiersprache

Mit We Love Code! wollen Natalie und Julia neugierig machen aufs Programmieren. Das Motto des stylish in pink-weiß-schwarz gehaltenen Buchs: „Du nennst es Programmieren, wir nennen es Rock’n’Roll“. Na dann mal los. Erstmal geht es um Mathe, was ich als ehemalige (und aktuelle) Mathe-Niete natürlich nicht so prickelnd finde (beim Eckenrechnen blieb ich immer als Letzte übrig), aber ich sehe ein, dass Mathegrundkenntnisse vielleicht nicht ganz unnütz sind. Weiter geht es mit Programmiersprachen und da darf Ada Lovelace natürlich nicht fehlen. Sie entwickelte die erste Programmiersprache, und das bereits im 19. Jahrhundert. Heute findet jährlich im Oktober der Ada Lovelace Day statt, an dem die Werke von Frauen in Wissenschaft, Technik, Ingenieurswissenschaften und Mathematik gefeiert werden.

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Ich will jetzt erstmal herausfinden, welche Programmiersprache zu mir passt. Gut, dass We Love Code! dafür einen Test bietet. 15 Fragen, die direkt ans Eingemachte gehen: Was ist deine größte Jugendsünde? Mit wem würdest du gerne für einen Tag tauschen? Welchen Drink dürfen wir dir ausgeben? Heraus kommt dabei ganz knapp PHP, was nicht nur nicht so schön klingt wie die anderen Programmiersprachen (Brainfuck! Ruby on Rails!), sondern auch irgendwie die Langweiler-Programmiersprache zu sein scheint („Deine Freunde schätzen dich als verlässlichen und grundsoliden Kumpel“). Wie damals, als ich beim Test „Welcher Boy passt zu dir?“ in der BRAVO Girl unbedingt den „Sunnyboy“ wollte – und den „Denker“ bekam. Ich bin einfach langweilig.

Auch Models programmieren jetzt

Frustriert von dieser Erkenntnis widme ich mich den nächsten Kapiteln. Ich lerne die vier berühmtesten Hacker kennen und natürlich steht auch das leidige Thema „Big Data“ auf der Agenda. Natalie und Julia fassen meine Haltung dankenswerterweise zusammen: „Eigentlich lebt es sich sehr gut im eigenen digitalen Zuhause. Doch wissen wir inzwischen, dass sich manchmal ungebetene Gäste einschleichen, die wir noch nicht mal bemerken.“ Für Menschen wie mich, die sich zwar Gedanken um Datensicherheit machen, aber natürlich trotzdem fröhlich Gmail nutzen (um nur ein Beispiel zu nennen), gibt es ein paar Expertentipps, von Passwörtern über 2-Schritte-Authentifizierung. Traurig aber wahr: „Der Mensch hinter dem Computer ist meist die größte Sicherheitslücke“.

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Der letzte Teil von We Love Code!  ist auf die Praxis ausgelegt: Wie organisiere ich eigene Programmier-Workshops? Welche Lern-Programme gibt es? Und wie lege ich endlich los? Zur Programmiererin bin ich durch die Lektüre (noch) nicht geworden, aber das kann ein kleines Buch ja auch gar nicht leisten. Gelernt habe ich aber jede Menge, vor allem über verschiedene Persönlichkeiten: Computerpionierin Grace Hopper, den Chaos Computer Club oder Apple-Mitgründer Steve Wozniak. Eigentlich gibt es für mich nun keine Ausrede mehr, Programmieren zu lernen – selbst Model Karlie Kloss hat mit Kode with Klossy nun ein Code-Camp für Mädchen gegründet. Was für eine Programmiersprache wohl für Karlie beim Test herausgekommen wäre? Irgendwie ahne ich: Sie ist eher der Ruby on Rails- als der PHP-Typ.

We Love Code! Das kleine 101 des Programmierens, Koehler & Amelang, Leipzig

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Von Julia Korbik

Julia Korbik ist freie Journalistin und Autorin. Das Kompliment vom Sportlehrer, sie mache Liegestütze so gut wie ein Junge, fand Julia Korbik schon in ihrer Schulzeit daneben. In Frankreich und Deutschland studierte sie European Studies, Kommunikationswissenschaften und Journalismus – und ärgerte sich über Leselisten, die nur männliche Autoren enthielten. Bevor es sie 2012 nach Berlin und zum Debattenmagazin The European verschlug, arbeitet sie u.a. für die WAZ und Cafébabel. 2014 erschien Julias Buch Stand Up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene (Rogner & Bernhard). 

4 Kommentare

  1. anne

    Wow, Frauen können sogar (!) programmieren lernen… o_O Das ist fast so neu wie die Tatsache, dass Männer ein Gurkensalat-Dressing auch ohne Tütchen hinbekommen. Und auch gerne mal weinen (können!). Also nichts für ungut, aber dieser Buchtipp schlägt für mich eher in die Kerbe „Feminismus für Grünschnäbel“ … Es gibt so viele tolle Bücher, die entdeckt werden wollen, gerne (JA bitte!) auch feministisch. Ich freu mich auf den nächsten Tip!! Meiner bis dato wäre ein ganz klassischer, wenn nicht umbedingt klassisch feministisch, wenn nicht sogar eher anti: Das Unbehagen in der Kultur, vom Freud – erläutert sehr deep (natürlich…) seine Theorie über unser allgegenwärtige Depression – unser Trieb als Ursprung allen Übels, u.A. die Rolle der Frau in dieser ganzen Chose und natürlich auch mit Fluchtansätzen. Keine leichte Kost, aber mega bildend und schlau und so …

    Antworten
  2. Karima

    Ich fühle mich dadurch leider auch etwas auf dem Arm genommen. Als würden wir Mädels nicht ein normales Buch zum Thema Programmiersprache in die Hand nehmen können. Als hätten wir unser 12-jähriges-Bravo-Mädels-Hirn noch nicht weiterentwickelt und bräuchten im 20 Jahre später irgendwelche Psychotests.
    Kein Wunder das wir uns selbst nichts zu trauen, wenn wir solche Bücher brauchen…

    Antworten
  3. Anne

    Super Artikel und soooo wichtig! Erstmal finde ich es super, dass ihr eine Platform bietet für solche „nerdy“ Themen. Zweitens, die Videos sind der Hammer und bei meinen Freunden und hier auf der Arbeit der Renner!

    Ich hätte niemals gedacht, dass ich irgendwann anfange zu coden. Ich habe Psychologie studiert, bin irgendwie in der Forschung gelandet, obwohl ich mich doch eigentlich immer eher als modeinteressiertes Girly gehalten habe. Ich bin ´ in der Gehirnforschung gelandet und in meinem Lab machen wir viel mit artificial intelligence und computer science generell. ZUM GLÜCK hat mein Schicksal mich zum Programmieren geführt. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich es absolut hervorragend kann (dennoch nicht generell schlechter als Jungs 😉 – aber ich LIEBE es!

    In erster Linie will ich DANKE sagen, dass ihr diese Themen hier bespricht. Denn ich empfinde es teilweise doch noch als sehr komisch als extrem modeinteressierter Mensch in der Forschung zu arbeiten. Der Sexismus der mir entgegnet wurde ist schon sehr ernüchternt. Ich würde zwar nicht so weit gehen, dass generell alle Männer in der Forschung Sexisten sind, aber wenn man schon eine Frau ist dann sollte man sich bitte nicht auch noch wie eine Frau verhalten, bzw. so kleiden. Das alles hat schon in meinen Research Master begonnen. Als einzige Studentin hatte ich gleichzeitig noch einen Nebenjob als Research Assitant. Am Anfang waren die meisten begeistert, dass ich mit einem Bachelorabschluss so einen Job habe ( = Traumjob für alle Forschungsinteressierten) und in der Lage war ihn auch noch erfolgreich neben meinem Master auszuführen. Allerdings war ich eine der SEHR wenigen modebewussten Mädchen in dem Master, was natürlich extra Angriffsfläche geboten hat – da für so „schlaue Kerle“ ein interesse an Mode nix als pure Oberflächligkeit bedeutet. Entgegen meiner Erwartung (ich habe mit Neid der Mädchen gerechnet) waren es in erster Linie die Jungs die mir das Leben hart gemacht haben mit Sprüchen wie: „Wie du bist die, die dort im Lab arbeitet? Wow, dass hätte ich ja nie gedacht wenn man dich so sieht. Wie bist du da nur dran gekommen? Also ernsthaft?“ -“ Mir wurde der Job angeboten…“ – „Ja, aber warum?“ – „… ich weiß nicht, vielleicht weil ich gut bin?!“ – „hahahaha…“ …. oder ein paar Wochen später, als der elektrische Schlüßel zu meinem Büro nicht funktioniert und ich einen Kommilitonen frage ob ich eben seinen ausprobieren kann „… ist ja schon komisch, dass dein Schlüßel nicht geht…“ – „naja, kann vorkommen, ne? “ – „Bist du dir sicher, dass die nicht vielleicht gefeuert wurdest?! haha?“ -„ähm, ja ich wurde definitiv nicht gefeuert!“ – „Sicher?! Ich bin mir da ja nicht so sicher …“

    Anyways, guter Artikel!

    Love from Amsterdam

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