Paris ist die Stadt der Liebe und der schönen Kleider. Paris ist der Himmel für Kunst und Poesie. Paris ist wie ein Gemälde, sagt man. Ich war schon oft da, aber richtig ankommen durfte ich nie, bloß hetzten, von A nach B. Das sollte diesmal anders werden. „Paris is always a good idea“, fand schon Audrey Hepburn. Auch zum Abschalten und Staunen und treiben lassen. Ich habs versucht, drei Tage lang. Und noch nie ist es mir so gut gelungen. Ganz ohne Termine, aber mit einem lieben Menschen an der Hand. Wenn es regnet, dann schlafe ich von früh bis spät, habe ich mir zuvor geschworen, das macht mir gar nichts. Aber die Sonne schien, manchmal brannte sie sogar, zum Beispiel als ich im Jardin des Tuileries zwanzig Minuten lang zwei Enten beim Küssen beobachtete. Deshalb tun mir jetzt ein bisschen die Beine weh. Aber auf die gute Art. Zwar nicht von Abenteuern, aber von guter Musik. Von einem Maccaron-Pfad quer durch Marais, vom Bummeln und Trödeln und Füße übereinander schlagen.
Wenn ich verreise, will ich ganz nah dran sein an meiner Stadt, Hotelzimmer machen mich unglücklich, jedenfalls meistens. Seit meines Ausflugs nach New York bin ich nun also auch dem Airbnb-Tourismus verfallen, eine Erfindung aus dem Himmel, wenn man mich fragt. Da steht der frisch gerpresste Orangensaft im eigenen Kühlschrank, man atmet ein bisschen Alltag der hier Lebenden ein, entdeckt Bildbände, gesammelte Gemälde und versteht ein bisschen mehr, was es heißt, eine Pariserin zu sein. Oder ein Pariser, so wie Colas, dem ich für seine Wohnung am liebsten die Füße küssen würde. Ich weiß nicht, was er den lieben langen Tag lang macht, aber ich ahne es. Überall liegen Magazine über die schönen Künste der Welt verteilt, Ölfarben strahlen von den Wänden, nichts wirkt neu, alles fühlt sich nach alten Seelen an, nach Liebe zum Detail und einem ausgesprochen geschickten Händchen für Flohmarktfunde, die das Früher ins Jetzt katapultieren. Ich hätte noch viel länger bleiben können, aber Märchen gehen nunmal irgendwann vorbei. Das Gute ist aber: Man kann die Seiten immer wieder aufschlagen. Oder einfach wiederkommen, irgendwann.
Das Apartment:
„Luxury & Cosy Flat“ von Colas.
Es folgt:
Ein Guide zum Nachmachen, der viel Raum für Eigenes lässt und alles will, außer anstrengend sein:
Samstag:
10.00 Uhr:
Ausschlafen. Und auf der Rue La Boétie ein Pain au chocolat besorgen. Oder zwei. Oder drei.
11.00 Uhr:
Bummeln und für ein, zwei Stunden in die Rolle der adretten Pariserin schlüpfen, an teuren Stoffen schnuppern und sich von textiler Schönheit berieseln lassen. Die Av. Montaigne ist zu Fuß nur etwa zehn Minuten entfernt. Chloé, Dolce & Gabbana, Gucci, Loewe, Céline, Chanel, Marni, usw. – alles da und zum Träumen bezaubernd.
14.00 Uhr:
Noch ein bisschen Touri sein. Ab zum 100 Meter hohen Riesenrad am Place de la Concorde und dann geradewegs hereinspaziert in den Jardin des Tuileries. Hier lässt sich prima ein Sonnen-Nickerchen machen, auch das französische Buch, das ihr schon immer mal durcharbeiten wolltet, liest sich hier mit Leichtigkeit. Irgendwann gelangt man zum Arc de Triomphe du Carrousel, hinter dem sich das Palais du Louvre erstreckt. Typische Sehenswürdigkeit hin oder her – ich hätte stundenlang dort stehen und staunen können. Wer mag: Im Musée des Arts Decoratifs gleich neben dem Louvre ist gerade die „Fashion Forward“ Ausstellung zu sehen. Im Telescope gibt es danach feinsten Kaffee in gemütlichem Ambiente. Danke, Paula, für den Tipp!
16.00:
Zeit für eine süße Stärkung. Mit der M1 fährt man nur wenige Minuten bis zur Metro Station Hôtel de Ville im Stadtteil Marais. Dort kann man sehr, sehr lange die Rue Vieille du Temple entlang spazieren und sich treiben lassen. Himmlische Riesen-Maccarons warten bei Christian Vabret auf euch.
17.00 Uhr:
Kurzer Abstecher in die nachhaltigeren/transparenten Concept Stores Centre Commercial und Centre Commercial Kids in der 22 Rue Yves Toudic.
Nachdem ich eine Handvoll Schönes für Lio gefunden hatte, lag mein Augenmerk besonders auf den wunderbaren und nicht selten ironischen Prints des Labels G.Kero.
17.00 Uhr:
Wer mag, kann jetzt runter laufen zum Canal Saint Martin und dort aus etlichen schönen Cafés und Restaurants wählen. Wir hingegen waren faul und gönnten uns einen kleinen Weißwein vor dem Les Philosophes in der 28, rue Vieille du Temple!
19.30 Uhr:
Der schnelle Hunger! Nichts schickes, eher elegantes Fast Food, aber superduper lecker: Big Fernand auf der Rue Saint Sauveur! Burger aus dem Himmel.
20.30:
Wein. Oder Bier. Oder Cola (Das Essen ist auch sehr gut, aber wir waren schon so voll). Im Café Du Marche Des Enfants Rouges in der 37, Rue de Bretagne. Herrlich ist es, einfach nur dort zu sitzen, und das Treiben auf der Straße zu beobachten. Ist aber eine andere Ecke von Marais. Alternativ bleibt man in der Nähe des Burgers und lässt es sich in einer Bar gut gehen, es gibt dort nämlich sehr viele.
Bei uns ging es um 00.30 Uhr weiter mit einem Konzert von Nils Frahm und Olafur Arnalds im Louvre. JR erzählte zwischendurch eine kleine Geschichte. Um 6.20 Uhr ging die Sonne über der Glas-Pyramide auf. Ich bin noch immer ganz selig.
Sonntag:
10.00 Uhr:
Wieder Frühstück aus einer der zig köstlichen Boulangerien.
10.30 Uhr: Weils so schön war: Nochmal nach Marais. Kaffee und Salat im Le Pick-Clops in der 6, Rue Vieille du Temple.
11.30 Uhr:
Flohmarkt auf der Rue de Bretagne!
12.30:
Mittagessen im Café Charlot, gleich ums Eck. Die beste heiße Schokolade der Stadt gibt es dort auch, munkelt jedenfalls unser Freund Hien Le.
15.00:
Museen. Das Musée d’Orsay und das Centre Pompidou sind immer empfehlenswert. Oder ab in den Parc de Buttes Chaumont mit kurzem Stopp im Rosa Bonheur, ein weiterer Eins A Tipp einer unserer Super-Leserinnen. Von dort aus gelangt man auch nochmal ganz wunderbar zum Canal de Saint Martin, wo hervorragend getrödelt und spaziert werden kann.
17.00 Uhr:
Kaffee und Hmmlecker-Stärkung in einer alten Kirche (wieder ein Dank an Paula!). Das Ruage in der Rue de Carmes ist zugleich Co-Working-Space und Augenschmaus. Hier wird nicht nach Getränk bezahlt, sondern nach Stunde, und zwar 4 Euro. Ich glaub’s kaum. So schön dort, auch die Menschen.
Und jetzt schnell los zum Flughafen!
Tausend Dank, liebes Airbnb-Team für die fabelhafte Unterkunft-Unterstützung!
Es war (schon wieder) so schön.