Ein Trend, der jedes Jahr so unerwartet auf uns zusprießt wie das ständige Revival der frechen Pony-Frisur – oder der nächste schlechte Tatort mit dem Schweiger Till. Man könnte sagen, der ein oder andere von uns hat es kommen sehen:
Warum diesen Sommer nicht mal komplett durchdrehen und florale Muster als Prints auf Kleidung drucken?! Das dachten sich nicht nur Flowerpower-Karl in Kuba und das noch kreativcheflose Designteam von Dornrosen-Dior für die Cruise 2017 Shows. Nein, auch ich bin seit ziemlich genau diesem Kleid hier mal wieder zu einer nach Nektar gierenden Hummel mutiert, die überall nur noch Blumen anvisiert wie blöde.
Das Blumenprint: Eine Verzierung, welche sich selbstbewusst als die Mutter aller Dekore bezeichnen darf – mindestens Stiefmutter – na gut, Stiefmütterchen. Bahnbrechend? Vielleicht diese Saison inzwischen nicht mehr so ganz, und dennoch nach wie vor ein jénialer Fashion-Kniff! Weil, – ja warum eigentlich?
Naja, so vielfältig umsetz- und einsetzbar, das muss dem „Mille Fleurs“ erst einmal jemand nachmachen. Hahnentritt und Paisley stinken mit ihren eingefahrenen Mustern ganz schön dagegen ab. Und dabei liegt es auf der Hand, warum wir Stadtaffen sogar und auch gerade erstrecht auf unseren textilen Alltagsbegleitern die fruchtbare Kraft der Botanik wuchern lassen möchten. Fest steht, der Mensch hat sich ganz besonders in den letzten 100 Jahren stark von den Zwängen der Natur befreit, gleichzeitig aber auch von ihr entfernt. Durch die ganze Urbanisierung und Landflucht ist die Natur, wie man sie auf einer Waldlichtung, auf grünen Hängen von Bergen und Hügeln oder am Ufer des Flusses erleben kann, den Menschen fremd geworden. Aber dank der allumfassenden Kultivierung der Blumen, können wir trotzdem jeden Tag mehr oder weniger duftende Flowerpower genießen. Im Blumenladen um die Ecke oder eben angezogen, unwelkbar. Flora, der Göttin des Frühlings und der Blumen,1 sei dank.
Dazu kommt die ohnehin allseits bekannte, von Dichtern beschriebene und Wissenschaftlern belegte, beruhigende Wirkung der Natur. Auch Kindheitserinnerungen vom Gänseblümchen pflücken auf der Wiese spielen beim Griff zum Blümchenmotiv eine Rolle. Wir dürfen wieder klein sein, schaukeln gehen und haben mit dem ganzen Kram der Erwachsenen nicht mehr am Hut, stecken wir erstmal in unserem plissierten Chiffon-Lieblingsteil. Die semantische Verbindung von Blumen zu schönen Ereignissen ist tief in uns verwurzelt und macht aus diesem Muster das wohl positivste aller Dekore.
Dior Cruise Collection 2017 © Vogue.
Aber Obacht, liebe urbanen Gärtnerinnen: Der vermeintlich unschuldige Floral-Print birgt eine Menge Gefahren. Auch hier spricht die Blumensorte beispielsweise eine tragende Rolle und auch hier gibt es Trends. Eine zu groß angelegte Knospe kann sowohl in der Botanik – als auch in der Textilversion eher beschweren, statt Leichtigkeit zu implizieren – oder schlimmer noch, die falsche Botschaft transportieren.
Resort 2017 Chanel © Vogue.
Also: Augen auf beim Blumenkauf. Was mich angeht, renne ich seit Nächten, träumend von DEM perfekten Blumenkleid, über alle Wiesen. Und ich sehe es ganz genau vor mir: Alltagstauglich sollte es sein, Mille Fleurs oder nur ein paar ganz kleine einzelne Gänseblümchen, Mohn oder Veilchen. Der Schnitt darf ruhig ein minibisschen bieder sein, nicht unbedingt der Diane von Fürstenberg Wickel aber auch kein grafischer Kasten. Um Romantik kommt man bei Blumen nicht drum rum, das muss der Trägerin stets bewusst sein. Bezahlbar wäre natürlich ein Sommernachtstraum. Und dann nur noch hübsch kombiniert mit Boots und ungekämmten Zottel-Haaren – so wird’s dann auch eine erwachsene Angelegenheit draus. Auch mir als alte Romantikerin ist inzwischen nämlich sehr wohl klar, dass da fashiontechnisch bestenfalls ein (Stil-)Bruch stattfinden sollte, damit eben nicht der Fauxpas eintritt, mit Blumenkranz im wehenden Haar und Fesselriemchen als Möchtegern-Zwölfjährige abzustinken.
Und weil die meisten Online-Shops ja ziemlich auf Zack sind, macht es die Sache mit der Blumensucherei nicht gerade zu einem Kinderspiel. Floral ist das neue Schwarz – kann man, klickt man sich derzeit durch die einschlägigen Läden, eindeutig so stehen lassen.
lala Berlin.
Mango.
Kleid von Isabel Marant.
Marni.
Rotes Topshop-Kleid.
Topshop-Kleid mit Palmenprint.
Seidenkleid von Topshop Unique.
Maxi-Kleid von & other Stories.
Mother of Pearl.
Emilia Wickstead.
Der Traum von Stella McCartney.
Kleid von Coach.
Kleid von Tory Burch.
Slip Dress von Saint Laurent.
Kleid von The Reformation.
Slip Dress von Ganni.
Maxi Kleid von American Vintage.