51,9% der Großbritannier_innen sagten am 23. Juni ja zum Brexit und stimmten damit für den Austritt aus der Europäischen Union. Die Gründe dafür reichen in der Geschichte zwar weit zurück, wirklich verstehen kann sie jedoch so gut niemand, der über ausreichend Grips verfügt. Zuletzt befeuerte aber wohl die Schuldenkrise im Euroraum die Skepsis der britischen Bürger_innen, man schimpfte über Brüssel, denn es gäbe zu viele Regulierungen, die der Wirtschaft nicht gut täten, es folgte schließlich der Aufstieg der EU-kritischen UK Independence Party und zwar nicht zuletzt aufgrund der Angst vor noch mehr EU-Einwanderern. Aber auch vor denen, die schon da sind, die längst ein neues Zuhause gefunden haben. Etwa drei Millionen ausländische EU-Bürger leben derzeit in Großbritannien, die Frage ist nur: Wie lange noch? Denn künftig soll die Zahl der Migranten deutlich verringert werden. Es ist das alte Lied: Wegen des ohnehin schon überlasteten Gesundheitssystems natürlich und auch fehlende Schul- sowie Arbeitsplätze werden als Gründe für die Besorgnis angeführt. Und während der halbe Erdball derzeit in Ohnmacht verfällt und doch noch auf ein eventuelles Zurück hofft, wird die Stimmung gegenüber Ausländern in Großbritannien immer aggressiver. Vor allem die 850.000 Polen müssen auf offener Straße in Deckung gehen, sie werden beschimpft, angegriffen und fürchten, das Land demnächst verlassen zu müssen – Sehr zur Freude hoffnungsvoller Rechtsextremisten auf der ganzen Welt.
Was kann man dagegen tun? Zum Beispiel ein Zeichen setzen.
Die Twitter-Userin Allison will dem Post-Brexit-Rassismus mit sichtbarem Zusammenhalt die Stirn bieten. Sie erfand jüngst die viral gegangene Kampagne #SAFETYPIN und fordert damit sämtliche Bürger_innen dazu auf, mithilfe einer an der Kleidung getragenen Sicherheitsnadel Solidarität mit sämtlichen Migranten zu bekunden. Damit sie irgendwann genau das nicht mehr sind, sondern ganz einfach: Menschen.
„The first step is just getting it out in the open. The more people you start a conversation with, the easier it is to combat violence and abuse,“ erklärt Allison. Gesehen werden, von Rechtsextremisten genau so wie von all jenen, die sich derzeit ausgeschlossen und unerwünscht fühlen. Im Bus zum Beispiel, auf der Arbeit oder im Alltag. Für ein bisschen mehr Sicherheit und die Gewissheit, nicht allein zu sein. Um zu sagen: You’re safe with me.
„It’s simple because you don’t have to go out and buy it, there’s no language or political slogans involved. It’s just a little signal that shows people facing hate crimes that they’re not alone and their right to be in the UK is supported.“
Binnen weniger Tage ist der Hashtag #SAFETYPIN tausende Male aufgerufen, getweetet und auf Instagram gepostet worden. Auch in Deutschland trägt man inzwischen Sicherheitsnadel. Als Zeichen gegen Rechts, gegen die AfD und gegen Homophobie. Wir machen mit.