Nachhaltigkeit begegnet uns in den verschiedensten Formen und Farben. Nach wie vor bin ich der festen Meinung, dass das Weglassen tierischer Produkte den größten Beitrag zum Umweltschutz leistet. Dennoch gibt es darüber hinaus eine Vielzahl von kleinen Stellschrauben, an denen man behutsam inmitten seines Alltags drehen kann.
Kontinuität zahlt sich schließlich aus – und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man nach einer Weile über die meisten Veränderungen gar nicht mehr nachdenken muss. In der Regel unterstützen sie nämlich nicht nur den Kampf gegen Umweltverschmutzung, sondern sparen einem auch noch eine Menge wertvolle Zeit. Meine Einsteigertipps für mehr Nachhaltigkeit in euren eigenen vier Wänden findet ihr hier:
Frisches Wasser ist die wichtigste Quelle für Leben auf unserem Planeten. Und auch wenn wir hier in Deutschland (noch) keine akute Wasserknappheit fürchten müssen, lohnt sich eine Anpassung des eigenen Verbrauchs aus folgenden Gründen:
- weltweit können nur etwa 1% der gesamten Wasservorkommen genutzt werden, nämlich das erschließbare Süßwasser
- zwei Drittel der Weltbevölkerung hat für mindestens einen Monat im Jahr keinen ausreichend Zugang zu sauberem Trinkwasser, eine halbe Milliarde von ihnen sogar das ganze Jahr
- durch den menschlichen Wasserverbrauch kann der Grundwasserspiegel absinken, Nährstoffe können ausgewaschen und die Wasserverfügbarkeit für Pflanzen beeinträchtigt werden
- Wasser ist theoretisch eine erneuerbare Ressource, wenn nur so viel verbraucht wird, wie wieder aufbereitet werden kann und wenn das über das Abwasser rückgeführte Wasser nicht mit Schadstoffen (Abfälle aus Industrie, Medikamente etc.) belastet ist
- für die Aufbereitung von Frischwasser wird Energie verbraucht
Tipps fürs Badezimmer
- wenn wir mal ehrlich zu uns selbst sind, brauchen wir fürs Duschen inkl. Einseifen, Haare waschen und Rasieren 5 Minuten. Also Handy mit ins Bad nehmen, Timer auf 5 Minuten stellen und der Plemperei den Kampf ansagen
- beim Einseifen, Rasieren und Co. die Dusche ausstellen und einen wassersparenden Duschkopf verwenden (ich selbst verwende einen sehr günstigen aus dem Baumarkt, der leicht zu montieren war und weniger als 7 Euro gekostet hat)
- einmal Baden bedeutet einen Verbrauch von 120 Litern (12 Putzeimer voll) Wasser und ist dreimal so teuer wie kurzes Duschen. Ich selber versuche, Baden sehr stark ein- und auf den Winter zu beschränken – nämlich auf maximal 5 Badewannen pro Jahr
- manchmal reicht auch eine Katzenwäsche oder Haare über der Badewanne waschen, ohne dass wir dabei unseren gesamten Körper unter Wasser setzen müssen
Auch wenn es viele nicht so gerne hören möchten: Mit dem Wasser, dass für die Produktion von einem handelsüblichen Steak benötigt wird, kann man ein Jahr lang jeden zweiten Tag gemütlich duschen! Konsequentes Wasser sparen fängt also im Supermarkt an – der eigentliche Wasserverbrauch zu Hause ist dagegen verschwindend gering.
In Europa produziert ein Mensch im Jahr durchschnittlich 500 Kilo Müll, was eine ganze Menge ist, wenn man einmal bedenkt, wie leicht Plastikverpackungen sind. Gerade mal 40 Prozent dieses Mülls werden recycelt, der Rest verbrannt oder deponiert. Ob nun gelagert oder verbrannt: auch bei noch so vielen Auflagen können giftige Stoffe in die Atmosphäre und ins Grundwasser gelangen und dort Langzeitschäden anrichten. Auch Müll in unseren Weltmeeren ist ein riesiges Problem: flächendeckende Mülllandschaften im Pazifik in der Größe von Mitteleuropa, Meeresbewohner, die sich in Sixpack-Trägern verfangen und verhungern oder zerfallenes Plastik, das von Tieren aufgenommen und in der Konsequenz dann auch in die Mägen von Menschen gerät. Laut Greenpeace braucht beispielsweise eine Plastikflasche 400 Jahre, bis sie vollständig verrottet ist.
Tipps
- ziemlich simpel, wird aber in der Umsetzung oft vergessen: mit deinem wiederverwertbaren Stoffbeutel einkaufen gehen, am besten einem aus Biobaumwolle. Seit in Deutschland vor kurzem eine flächendeckende Gebühr für Plastiktüten eingeführt wurde, spart man außerdem noch Geld
- wer in einer größeren Stadt wohnt, kann sich Nüsse, Getreide und getrocknete Früchte in ausgewählten Supermärkten oft selber abfüllen – vor Ort in Papiertüten oder noch besser in eigene Gefäße, was nicht nur hübsch aussieht, sondern auch der Auspacken zu Hause beschleunigt
- in den seltensten Fällen braucht man in Deutschland zu Hause Wasser aus Flaschen. Ich trinke grundsätzlich nur Wasser aus dem Wasserhahn, wer mag, kann sich zusätzlich eine Sprudelmaschine anschaffen. Leitungswasser kann vor allem dann eine schlechtere Qualität haben, wenn die Wasserrohre im Haus oder die Armatur Blei enthalten oder verschmutzt sind. Ich teste bei einem Einzug mein Wasser über Indikator für insgesamt 27 Euro – aber natürlich gibt es eine Vielzahl von anderen Anbietern
- der größte Müllverursacher bei mir zu Hause waren immer Tetrapacks und Umverpackungen von Gemüse und Obst (ironischerweise vor allem, wenn man bio kauft). Zum einen verzichte ich immer auf die dünnen Plastiktüten in der Obstabteilung und packe alles nach der Kasse in eine wiederverwendbare Box, die sie vor Druckstellen schützt. Im Tetrapack habe ich vor allem Saft und vegane Milchalternativen gekauft. Besonders Kokosmilch, Mandelmilch, Sojamilch und Cashewmilch kann man sehr gut mit einem Mixer zu Hause selber machen (ich habe bereits hier darüber geschrieben). Auch Orangensaft kann man prima zu Hause selber pressen. Apfelsaft und Co. kommt mir, wenn möglich nur noch in Glasflaschen ins Haus
- Glas statt Plastik: Glasflaschen werden im Gegensatz zu PET-Flaschen häufiger recycelt (eine Glasflasche besteht im Durchschnitt zu 70% aus Altglas) und wiederbefüllt, sind geschmacksneutral und können durch Erhitzen von Keimen befreit werden (während für PETs oft nicht deklarierte Konservierungsstoffe verwendet werden, bei denen die Langzeitwirkung nicht immer ausreichend geklärt ist)
Energie, damit meine ich im Großen und Ganzen Strom aus der Steckdose, verbraucht nicht nur oft Ressourcen schneller als sie nach“wachsen“ können (Kohle) und gefährdet im Ernstfall Umwelt und Menschen (Atomenergie), sondern kostet jeden einzelnen von uns auch eine Menge Geld am Ende des Jahres. Grund genug, den Computer über Nacht herunterzufahren und einmal die Festbeleuchtung zu überdenken.
Tipps
- Auto- und Eco-Funktionen an Wasch- und Geschirrspülmaschine nutzen. Ja, auch wenn es länger dauert
- beim Kauf von neuen Elektrogeräten auf die Energieeffizienz achten (am besten sind A+ bis A+++)
- bei Lampen und Leuchten auf LEDs setzen (alles bis maximal 3000 Kelvin gilt als „warmweiß“, mag ich am liebsten) und darauf achten, dass die einzelnen Leuchtmittel austauschbar sind (Stichwort Müllvermeidung). Kelvin bezeichnet übrigens die Farbtemperatur einer LED, Lumen die Helligkeit und Watt den Energieverbrauch. Watt*10 ergibt Lumen, aber eine 40 Watt LED hat in der Regel dank niedrigerem Energieverbrauch mehr als 400 Lumen Helligkeit. Zum Glück ist das alles nicht so kompliziert (Ironie an). Wenn ihr also eine Glühbirne 1:1 durch eine LED ersetzen wollt, kauft die LED mit <3000 Kelvin und der Lumenzahl, die sich durch die mit 10 multiplizierte Wattzahl (eine durchschnittlich gute Helligkeit ergibt sich bei ca. 60 Watt) ergibt. Dann habt ihr die gleiche Helligkeit, aber einen niedrigeren Stromverbrauch. Oder ihr macht nur noch Kerzen an
- Drucker, Fernseher, PCs nicht über Nacht laufen lassen, auch nicht auf Standby. Achtung, gerade Drucker dürfen manchmal nicht vollständig vom Netz genommen werden, da sonst die Patronen austrocknen (siehe Bedienungsanleitung), das ist mir tatsächlich schon passiert. Übrigens verbrauchen Ladegeräte in der Steckdose auch Strom, wenn zum Beispiel kein Handy angeschlossen ist
- zu einem grünen Energieanbieter wechseln. Aber Achtung, grüner Strom ist nicht unbedingt auch wirklich grün. Mein Tipp: Greenpeace Energy oder Naturstrom
Nicht vergessen: Jeder noch so kleine Schritt zählt. Seid gut zu euch und lasst euch nicht unterkriegen. Niemand kann für euch entscheiden, ob und wie viel ihr ganz persönlich für die Nachhaltigkeit tun möchtet. Meinen anderen Artikel über mehr Nachhaltigkeit im Alltag findet ihr übrigens hier.