Ich habe meine Freundin Betty selten so euphorisch erlebt und Betty ist wirklich ein alter Stein in meinem Freundesbrett. Vor zwei Wochen brachte sie ein Buch mit zum Pizzaabend, knallte es auf den Tisch, hob die Hände als würde sie zur Pirouette ansetzen, schaute uns dabei mit ernsthafter Miene an und forderte: Lest dieses Buch. Denn Ruth Bader Ginsburg sei eine Heldin.
Das ist natürlich ohnehin ein längst glasklarer Fakt, aber seit Irin Carmon und Shana Knizhnik, die beiden Urheberinnen des Tumblrs „The Notorious RBG„, die Genialität der mittlerweile 83-Jährigen 2015 im gleichnamigen Buch verewigt und noch dazu verbildlicht haben, ist aus der zweiten amerikanischen Verfassungsrichterin überhaupt eine Ikone der, wenn man so will, intellektuellen Popkultur geworden. Es kommt jedenfalls nicht selten vor, dass auf sämtlichen, zumeist studentischen Kostümierungs-Parties der U.S.A. junge Ruths gesichtet werden, manche tragen sogar Bart und ausnahmslos alle schwarz-geränderte Brillen zu weißen Spitzenkragen. RBGs Markenzeichen.
Die Tochter jüdischer Immigranten kämpft schon ihr gesamtes (Berufs-)Leben für Frauenrechte, aber auch für deren Pflichten. Für Selbstbestimmung. Für eine bedingungslose Gleichberechtigung eben. Da wäre unter anderem ihr vehement vertretener Dissens gegen einen Mehrheitsbeschluss, der das seit 1973 in den USA verbürgte Recht der Frau auf Abtreibung beschneidet, zu nennen. Die Frau habe „mit all ihrer Anatomie das Recht, ihr Leben selbst zu bestimmen und dadurch als Staatsbürgerin den gleichen Status zu genießen wie der Mann.” Heute etwa wettert sie gegen Trump und setzt sich für Gay Marriage Equality ein.
Seit 2006 und dem Rücktritt von Sandra O`Connor ist Ginsburg die einzige Frau im neunköpfigen Gremium des Obersten Gerichtshofs. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg, der geradewegs vorbei an frauenfeindlichen Professoren führte. Sie verließ die Cornell University dennoch als Beste ihres Jahrgangs. Als Ginsburg kurz darauf, im Jahr 1956, als Frauen eigentlich noch keine Anwältinnen wurden, ihr Jurastudium an der Harvard University begann, war ihr erstes Kind bereits14 Monate alt. Ein Zweites folgte. Wer mehr wissen möchte, der sollte zunächst bei The Notorious RBG vorbei schauen und dann ganz schnell zum Buch greifen – „The Life and Times of Ruth Bader Ginsburg“ ist sowas wie ein Manifest, das dringend gehört gehört.