Buchtipps // Von Verlust & Trauer – Bücher, die den Tod erklären.

04.11.2016 Buch, Tiny Jane

„Mama, warum musste Opa sterben und wo ist Opa jetzt?“, ist einer dieser Sätze, der mich jetzt schon unruhig werden lässt und dafür sorgt, dass in meinem eigenen Kopf unzählige Fragezeichen hinzukommen. Schon kurz nach dem Tod meines eigenen Papas habe ich mich gefragt, was ich antworten soll, wenn meine eigene Tochter mit fragenden Augen irgendwann vor mir steht und mich mit diesen wenigen Worten konfrontiert. Weil ich keine Antwort habe, weil ich selbst nicht weiß, ob wir es irgendwie hätten verhindern können, weil der Tod so radikal ist und weil ich mir doch so sehr gewünscht hätte, mein Vater hätte mein kleines Mädchen eben noch besser kennen gelernt.

Ich habe noch keine Antwort auf diese Frage, obwohl sie mich jetzt schon bald ein ganzes Jahr lang quält. Vielleicht finde ich sie im Laufe der Zeit bis Wilma überhaupt sprechen kann, bis die Themen „Verlust, Tod und Trauer“ also auf unserem Küchentisch liegen. Ich weiß es nicht. Was ich aber sehr wohl weiß: Es gibt kaum ein anderes Thema, das wir so radikal versuchen vor uns her zu schieben, das uns so plötzlich und schmerzerfüllt treffen kann und das gerade für unsere kleinen Schutzbedürftigen ganz besonders sensibel und hoffnungserfüllt aufbereitet werden sollte. Und genau dabei helfen uns manchmal Bücher. Kinderbücher, die den Tod ganz vorsichtig und trotzdem sehr verständlich erklären – genau dann, wenn wir selbst vielleicht keine eigenen Worte finden.

Das Leben und ich.
Von Elisabeth Helland Larsen & Marine Schneider.
 leben

Ganz in Blau, aber mit rosa Wangen und einer Blume im Haar fährt Tod auf ihrem pinken Fahrrad herum. Sie besucht kleine Tiere mit weichem Fell und große Tiere mit scharfen Zähnen. Sie besucht gütige Großmütter und bleibt so lange, bis diese ihre letzten Handarbeiten erledigt haben. So zieht Tod durch eine Welt sanfter Schönheit und erzählt uns, wer sie ist. 

Kinder wollen wissen, was es bedeutet, wenn jemand stirbt. Das Leben und Ich findet eine ehrliche, direkte Sprache und kindlich-träumerische Illustrationen für das, was sonst so schwierig zu beschreiben ist und holt den Tod zurück ins Leben. Denn am Ende wird klar: beide sind untrennbar miteinander verbunden.

Empfohlen ab 4.

 

Für immer.
Von Kai Lüftner & Katja Gehrmann

Für immer liegt bei mir daheim und wurde mir von meinen besten Freunden geschenkt. Ein Buch, so ehrlich, so wahr. „Zurück bleiben die, die jemanden verloren haben. Für immer. Die Zurückgebliebenen.“

Ein traurig-schönes und sehr besonderes Bilderbuch, das poetisch von einem großen Verlust und dem Gefühl der Trauer erzählt und davon, wie sprachlos die ganze Welt dem kleinen Egon begegnet, als sein Papa gestorben ist.

Egons Papa kommt nie mehr wieder. Er ist weg. Für immer. Gegen das »Für immer« gibt es keine Tabletten. Es wird nie wieder so sein, wie es war, sagt Mama. Aber es wird weitergehen. Aber warum sind die Menschen plötzlich so komisch? Es gibt die Flüsterer, die immer nur sagen »Das arme Kind« und die Grinser. Und die Armee der Sprachlosen. Das sind die meisten. Es ist schwer darüber zu sprechen, dabei ist es so einfach: Papa kommt nie wieder.

Empfohlen ab 5.

 

Der Baum der Erinnerung.
Von Britta Teckentrup

baum

Das Kinderbuch „Der Baum der Erinnerung“ von Ars Edition setzt sich auf einfühlsame Weise mit dem Sterben und Trauern auseinander. Kinder ab 4 Jahren lernen in der traurigen Geschichte den Fuchs kennen, der sich zum Sterben auf eine einsame Lichtung zurückzieht. Nach und nach versammeln sich Eule, Eichhörnchen, Wiesel, Bär und viele andere Waldtiere um den Fuchs. Alle sind sehr traurig, weil sie sich ihr Leben ohne den Fuchs nicht vorstellen können. Doch dann entdecken sie ein zartes Pflänzchen, das aus dem Boden sprießt und zur Erinnerung an ihren Fuchs-Freund werden soll. Das von Ars Edition herausgegebene Kinderbuch „Der Baum der Erinnerung“ hat 32 Seiten und erscheint in festem Einband.

Empfohlen ab 4 Jahren.

 

Die Welt steht still. Kindergeschichten von Abschied, Tod und Trauer
Von Andrea Behnke und Susanne Bochem

still

Abschied nehmen – das müssen auch Kinder: Sie ziehen um oder sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen; Eltern trennen sich, geliebte Menschen werden krank oder sterben … Zehn Geschichten erzählen einfühlsam, fantasievoll und zeitgemäß von Abschieden und Verlusten, von Trauer und Tod. Verständnis- und Impulsfragen helfen, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und sich über ihre Erfahrungen, Gedanken und vielleicht auch Sorgen auszutauschen. Zudem gibt es zahlreiche Anregungen und Ideen, das Gehörte zu verarbeiten und zu vertiefen – mit einzelnen Kindern oder in der Gruppe.

 

Oma und die 99 Schmetterlinge.
Von Anna Marshall

buch oma

Das Kinderbuch „Oma und die 99 Schmetterlinge“ aus dem Arena Verlag erzählt von einer ganz besonderen und liebevollen Beziehung zwischen einer Enkelin und ihrer Oma. Kinder ab 5 Jahren bekommen einen wundervollen Einblick, wie schön es ist, wenn man eine starke Bindung zu einem Familienmitglied hat. Der poetische Text, von Anna Marshall stammend, verbindet die Erzählungen der Großmutter mit den gemeinsamen Erlebnissen zwischen ihr und ihrer Enkelin. Dieses Buch nähert sich zart und sehr sensibel den Themen Altern und Tod. Die schönen Illustrationen von Anna Marshall begleiten den Text. Das 32-seitige Buch „Oma und die 99 Schmetterlinge“ aus dem Arena Verlag kann bei der Verarbeitung des Tod eines Familienmitgliedes helfen.

Empfohlen ab 5 Jahren.

 

Habt ihr noch mehr (Bücher)-Tipps und Erfahrungen, die ihr mit uns teilen mögt?

12 Kommentare

  1. Leni

    Matti und der Großvater von Roberto Piumini ist auch ein schönes Buch zu diesem Thema: Matti und sein kranker Großvater unternehmen einen letzten Spaziergang zusammen, auf dem sie die wundervollsten Abenteuer erleben. Dabei wird der Großvater immer kleiner und kleiner, bis er schließlich so klein ist, dass Matti ihn wie einen schönen Duft einatmen kann. Und so lebt er für immer in Matti weiter…

    Wenn es soweit ist, wirst Du sicherlich die richtigen Worte finden <3

    Antworten
  2. elisa

    sehr wichtiges thema, danke dafür.
    ich finde, du hast die besten bücher schon genannt.“das leben und ich“ war für mich eine wichtige entdeckung.ich habe dieses buch meiner tochter vorgelesen, um mit ihr über den tod ihres kleinen bruders ins gespräch zu kommen.
    das war immer sehr traurig, aber heilsam.

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  3. Katharina

    Ein trauriges, aber irgendwie auch schönes Thema.
    Ich kann dir das Bilderbuch „Der Tod auf dem Apfelbaum“ auch noch sehr ans Herz legen.
    Und deinen Papa im Herzen bei dir, wird die kleine Wilma so bestimmt auch immer doch irgendwie spüren können.

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  4. Alice

    Ich mag „Ente, Tod und Tulpe“ noch sehr. Das hat hier auch schon Trost beschert mit seiner hintergründigen Art…

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  6. Verena

    Die Bücher sind sehr schön, aber als mein Opa diesen Sommer gestorben ist, haben meine Kinder mit uns die letzten Stunden bei ihm verbracht. Mit ihm noch Ball gespielt und ihn geherzt. Mein „Großer“ spricht mit 2,5 Jahren schon sehr viel und gut, ist aber noch zu klein für Bücher dieser Art. Was hilft da? Den Fragen gegenüber offen sein. Keine Angst vor dem Tod haben. Und den Kids zeigen, dass es wichtig ist, nicht zu vergessen. Mal eine Kerze anzünden oder einen besonders glitzernden Stern ausgucken. Sie bekommen viel mehr mit, als wir uns manchmal vorstellen können, auch wenn ihnen vielleicht noch die Worte fehlen, uns das mitzuteilen…

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  7. Leonie

    „Opas Insel“ von Benji Davis habe ich spontan im Buchladen gekauft, weil mich die Illustrationen angesprochen haben. Beim ersten Vorlesen musste ich schwer Schlucken.
    Es geht um Sam, der seien Opa auf eine wunderschöne Insel begleitet. Sams Opa beschließt auf der Insel zu bleiben und Sam reist alleine zurück, wieder zuhause ist Opas Haus unverändert…nur Opa ist nicht mehr da.
    Das Thema Tod wird nie direkt angesprochen, dennoch kann man das Buch sicher als Ausgangspunkt nehmen um das Thema anzusprechen.
    Meine Tochter (knapp 3) liebt das Buch und die Gestaltung ist einfach schön.

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    1. Linda

      Dem kann ich mich anschließen. „Opas Insel“ wird von meiner Tochter auch geliebt seit sie drei ist.
      Beim ersten lesen habe ich Rotz und Wasser geheult, auch noch spät am Abend.
      Wir haben das Glück das Opa noch lebt, aber die Gewissheit das es endlich ist begleitet mich ständig.
      Opa und Sam reisen mit dem Schiff zur Insel und auch der Opa meiner Tochter ist früher zur See gefahren.
      Für mich gibt es da einfach ganz vieles das verbindet.
      Und auch jetzt sitze ich hier mit Tränen in den Augen.
      Vor Schmerz was da kommen wird, aber eben auch vor Rührung, da ich mir keine schönere Vorstellung zum Tod machen kann als die Reise zu Opas Insel.

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  8. Ka

    „die besten Beerdigungen der Welt“ ist ein wunderbares Kinderbuch. Leicht poetisch sogar. Ganz schön. Lohnt sich.

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  9. Anne

    Ich habe das Buch „Das Leben und Ich“ auf der Buchmesse, einen Monat vor erscheinen gekauft.
    Ich war so sehr gerührt von dieser unfassbar schönen Geschichte und habe das Buch meinem Freund, dessen Papa vor einem Jahr gestorben ist geschenkt.

    Liebst, Anne

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  10. Pingback: Lese-Links zum Wochenende #39 - Luna Mum : Luna Mum

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