Wer Mode nicht bloß als Konsum-, sondern auch als Kulturgut sieht, dem wird selbstredend nicht fremd sein, dass gesellschaftliche Veränderungen auch immer wieder in der Art wie wir uns kleiden sichtbar werden. Dreht man zur Verdeutlichung ein paar Jahrzehnte an der Zeitmaschine, kommen einem beispielsweise gleich die 50er Jahre in den Sinn, die Nachkriegszeit, in der es an vielem mangelte, auch an Stoff. Als Reaktion auf diese Knappheit manifestierte sich im persönlichen Stil der modischen Dame hingegen das genaue Gegenteil, man kann gar von Verschwendung sprechen, die üppige A-Linie war hoch im Kurs, genau wie schwungvolle Petticoats. Man wollte das Gräuel vergessen und sich stattdessen endlich wieder der Weiblichkeit widmen. Geht man nun also ganz starrsinnig davon aus, dass Mode auch Rebellion verkörpert, natürlich nicht ausschließlich, viele findige Trend-Fische schwimmen schließlich geradewegs mit dem Zeitgeiststrom, aber eben immer wieder, dann ist im Angesicht der frischgebackenen First Lady Melania Trump zumindest im Beautybereich die Frage nach der nächsten It-Frisur möglicherweise gar nicht so weit gefehlt.
Schon jetzt schwappt uns Michelle-Nostalgie entgegen, da werden etwa fleißig Hochzeitsfotos des lässigen Ex-Präsidentenpaars gepostet und über Miss Trumps fehlende Grazie lässt sich derzeit auch prima wettern. Mir persönlich wäre jedwede Hülle recht, wenn nur der Rest ein bisschen geistreicher daher käme, aber darum geht es nicht, denn jetzt kommt auch noch Jacky Kennedy ins optische Spiel, oder besser: Ihre Bouffant-Frisur, die nun durch Natalie Portmans neueste Rolle ein eins A Revival erleben könnte. Möglich wäre es.
Denn auch ganz unabhängig der amerikanischen Wahlen, wäre nach all den Jahren voll „Sleekness, „Out of bed„, „Undone“ und „Wet Look“ „eine gewisse Sehnsucht nach Volumen und haariger Etikette nicht verwunderlich. Eine kleine Gegenbewegung quasi, auch zu Melanias 200er-Strähnchen-Look. Wir sollten zwar inständig hoffen, dass hier trotz aller Zuversicht keine Kohärenz zwischen dem gewähltem Konservatismus und der immer beliebter werdenden Föhnwelle vorliegt, aber davon gehen wir jetzt einfach mal nicht aus. Stattdessen glaube ich einfach an die Power des altehrwürdigen Coiffeurs Kenneth Battelle, der besagten Bouffant eigens für Jackie, deren Leben demnächst auf die Leinwand kommt, kreierte. Daran, dass diese liebevolle Frisur als eine Ode an sämtliche Demokratische Parteien dieses Planeten verstanden werden darf. Sollte dem so sein, werde ich mir demnächst eine Rundbürste zulegen und föhnen, was das Zeug hält.