Kolumne // Das Gefühl, nicht dazuzugehören.

25.11.2016 Allgemein, Kolumne

Ich bin jetzt seit über zwei Jahren Mutter und eigentlich könnte man da doch meinen, ich hätte mich längst mit meinem neuen Platz in der Gesellschaft anfreunden müssen. Das Problem ist aber, dass ich, zumindest gefühlt, noch nicht einmal einen richtigen Platz habe. Weil ich nirgendwo richtig reinpasse, jedenfalls in den Köpfen der anderen nicht. Natürlich überspitze ich das Ganze im Folgenden zur Verdeutlichung meines Anliegens und schiebe die Ausnahmen, meine engsten Freunde etwa, für die ich einfach Nike war, bin und bleibe, ganz frech beiseite. Obwohl das so natürlich auch nicht ganz richtig ist. Freitags werde ich in der Abendplanung nämlich hin und wieder vergessen.

Vor allem seit ich, verzeiht mir bitte diesen Terminus, „Single Mom“ bin. Also getrennt lebend vom Vater meines Kindes. Und da wären wir schon beim ersten richtigen Knackpunkt angelangt. Wenn man sich nämlich dazu entscheidet, dass alle drei Beteiligten der Familienkonstellation glücklicher wären, wenn Mama und Papa jeweils ihre eigenen Wege gehen, dann blickt man zunächst einmal in große Augen. Wegen der vermeintlich gigantisch-egoistischen Intentionen, denn für die Allgemeinheit scheint es außer Frage, dass eine Bullerbü-Kindheit trotzdem möglich ist. Ich sage zu meiner Verteidigung dann manchmal überflüssige Dinge wie „Ja, aber ich bin ja nicht alleinerziehend.“ Bloß folgt dann alsbald der nächste Gegenschlag, im Prinzip habe ich ohnehin nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich bin die arme Sau ohne Kindespapa im meinem Bett, oder one lucky bitch, weil ich durch das 50/50-Modell ja so unverschämt viel Zeit für mich alleine habe, hach.

Der goldene Mittelweg, nämlich der Umstand, dass ich unsere Lösung wirklich klasse finde und trotzdem hin und wieder von kleinen und großen Vermissungs-Anfällen geplagt werde, bleibt mir meist vergönnt. Genau wie Sympathien anderer Mütter mir selbst gegenüber. Ich habe nämlich einen Sohn, den ich morgens gelegentlich wecken muss, damit wir pünktlich zum Morgenkreis in der Kita ankommen. Einen Durchschläfer also, einen, der nicht oft krank ist, wenig weint und sich nur selten beschwert. Und auch sonst fällt mir nicht viel Grund zur Beschwerde ein, bloß für das Sitzenbleiben am Abendbrottisch fehlt mir offenbar jegliche Autorität. Wie ich meinem Kind erklären soll, dass man mit weißen Stiften nicht auf schwarzen Stühlen herumkritzeln darf, obwohl das nunmal ganz offensichtlich der einzige Untergrund in der ganzen Wohnung ist, auf dem das Malen mit papierfarbenen Utensilien überhaupt Sinn ergibt, weiß ich übrigens auch nicht. Aber das wars dann auch schon.

Was dazu führt, dass mir der Stoff für Konversationen in vielen nicht-befreundeten, sondern nur entfernt bekannten Mütterrunden fehlt. Ich meine sogar schon mal so etwas wie aufrichtig aufbrodelnden Hass in meinem Gegenüber vernommen zu haben, dabei schwöre ich hoch und heilig, kein selbstgefälliger Großkotz zu sein. Ganz im Gegenteil, ich bin sogar überaus mitfühlend, ganz ehrlich, ich würde am liebsten stundenlang Händchen halten und zuhören, aber das zählt nicht, weil ich ja nicht mitreden kann. Was stimmt, aber für Empathie braucht es manchmal keine Erfahrung. Als Lio, so der Name meines Sohnes, Anfangsschwierigkeiten während der Eingewöhnung in seine neue Kita hatte, ertappte ich mich tatsächlich dabei, das Problem in Gegenwart von anderen Kitaelten ein wenig aufzubauschen – plötzlich erntete ich ahs und ohs und, ihr glaubt es nicht, echte Sympathien. Beinahe hätte ich mich durch diese Anteilnahme sogar auf gelegentliche Beschwerdereden konditionieren lassen. Aber da war einfach nichts mehr, über das ich hätte schimpfen können. Außer eben über andere Eltern, so leid es mir tut.

Ich wünschte wirklich, ich könnte häufiger vom superduper Support untereinander reden und das Miteinander loben. Aber sowas wie Loyalität erfahre ich wirklich nur im engsten Kreis und an der Supermarktkasse, wenn ich einarmig versuche, meinen Pin schneller in das EC-Gerät einzugeben, als Lio mit seinen Patschehänden dazwischen funken kann. Ansonsten habe ich tendenziell eher das Unglück auf Menschen zu treffen, denen es offenkundig gut tut, wenn die Scheiße bei anderen kurz vor dem Überkochen ist. Warum, das weiß die Psychologie am besten, schön ist es trotzdem nicht. Es ist ja nicht so, als hätte ich beim Aufeinandertreffen von Eltern nicht auch schonmal  fiese Gedanken in die andere Richtung gehabt, nämlich dass mir das permanente Gejammere und Schwadronieren über vorgepresste Rollenbilder in extremen Extremfällen zuweilen wirklich auf die Nerven geht. Aber mittlerweile überwiegt das Schuldgefühl. Ich habe ja auch noch eine Jungen auf die Welt gebracht! Die sind, falls ihr das noch nicht wusstet, sowieso viel gelassener, kein Vergleich zu fordernden Mädchen. Aber halt, wartet ab, das Zweite wird sicher anstrengender. Ich will ja aber vermutlich gar kein zweites Kind! Schon wieder ein Problem. Dann kann ich nämlich niemals wirklich wissen, wie der echte Mutterhase überhaupt durch den Alltag läuft.

Wo ich gerade ohnehin schon so in Fahrt bin, können wir auch gleich zu meinem Alter kommen. Mit 26 Jahren habe ich mein Frühchen zu Welt gebracht. Wenn Kinder Kinder kriegen. Das denken vor allem ältere Herrschaften auf dem Bürgersteig, wenn Lio an meiner Hand rückwärts geht und sich offenbar nicht im Griff hat. Oder eher: Wenn ich ihn nicht im Griff habe. Dabei kenne ich keinen Erziehungsratgeber, der das permanente Vorwärtslaufen als ultimative Maxime vorschreibt. Jetzt stellt euch aber mal vor, ich würde auch nur ein einziges kritisches Wort über helikopterne, Foren-durchkämmende Spätgebärende verlieren! Die gibt es nämlich wie Sand am Meer. Oder über jene, die sich nicht nur auf gesunde Art und Weise, sondern echt andauernd darüber ärgern, wie hart das alles mit mehreren Kindern ist – wobei man es sich doch zwangsläufig selbst ausgesucht hat und durchaus hätte ahnen können. Aber warum sollte ich mich überhaupt über jene echauffieren, die die Dinge etwas anders halten als ich. Ich habe keinen Grund dazu, jeder will im besten Fall doch auch nur das Beste für sein Kind und das Leben und das gilt es zu akzeptieren, ohne wenn und aber. Andersrum scheint da aber keine wirkliche Hemmschwelle zu existieren.

Man traute mir auch nur bedingt den Kitadienst zu, als drei Kindergärtnerinnen gleichzeitig von einer Magendarmgrippe dahin gerafft wurden, und zwar ohne bis dato auch nur einziges Wort mit mir gewechselt zu haben. Am Ende waren alle glücklich, aber auch überrascht: Ich kann ja wirklich Verantwortung übernehmen. Das hingegen bezweifeln offenbar auch Kinderlose. Die fragen mich Samstagabends an der Bar nämlich hin und wieder ganz verstört, wo denn mein Sohn jetzt gerade sei. „Der macht meine Steuern“, antworte ich inzwischen – in der Gewissheit, mich wohl noch eine sehr lange Zeit lang Platz-los durchs Leben stehen zu müssen.

19 Kommentare

  1. Ika

    Liebe Nike.

    Ich weiß nicht, ob es mir zusteht, deinen Artikel als Kinderlose zu kommentieren. Aber vielleicht zeigt diese Unsicherheit ganz schön das Problem auf. Mir geht es nämlich wie dir.
    In Deutschland nimmt man scheinbar nur Dinge ernst, wenn man sich ganz wunderbar darüber beschweren kann. „Die doofe, super anstrengende Arbeit in der Führungsposition. Natürlich wird sie gut bezahlt, aber der ganze Stress und die vielen Überstunden… “
    Genauso verhält es sich mittlerweile auch bei vielen Müttern. „Wir haben ein richtiges Schreikind. Die Masern waren so schlimm. Ich habe keine Nacht mehr geschlafen seit ca. 4 Jahren. Und die Kinderärzte sind alle unfähig die Zölliakie meines Kindes zu erkennen, aber hat Fin so einen schlimmen Blähbauch nach einer Packung Kekse…“
    Wie sehr freue ich mich da über Frauen (Mütter und Nicht-Mütter) die auch rundum mal zugeben, wenn Dinge gut laufen.
    Wie erfrischend und aufheiternd das ist.
    Denn das Leben ist manchmal einfach richtig doll schön. Und keiner sollte Angst haben das zuzugeben, weil er dann als blauäugig, vom Schicksal verwöhnt oder angeberisch verschrien wird.

    Lass dir deine gute Laune und dein entspanntes Kind von niemanden schlecht machen.
    Und Urteile über Lebensentwürfe, richtiges Alter und mangelndes Verantwortungsgefühl kommen lustigerweise nie von Menschen, die mit ihrem eigenen Leben zufrieden sind.

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    1. Katharina

      Auf den Punkt gebracht. <3 Auch ich bin eine "Kinderlose" und möchte und kann natürlich zu dem Kinderthema nicht viel sagen. Da ich aber Freundinnen mit Kind habe, bekomme ich so Einiges mit und erschrecke mich des Öfteren über so viel Neid und Missgunst unter Eltern oder auch gerade Müttern. Wie Du schon schriebst: das Leben kann einfach auch schön sein und unkompliziert. In Deutschland scheinen sich viele Menschen nur über Schmerz, Leid, Kummer und Stress zu definieren. Wie anstrengend…. Ich mache da nicht mehr mit (ja, in der Berufswelt "musste" ich ein paar Jahre diesen Zirkus mitmachen; ist seit einigen Monaten Schluß mit) und mag Menschen, die bei sich sind, sich über das Schöne im Leben freuen und Liebe im Herzen tragen; von solchen Leuten brauchen wir noch viel viel mehr. <3

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    2. Faela

      … es scheint doch sehr darauf anzukommen, in welchen Kreisen man sich bewegt. Ich erlebe genau das Gegenteil: es wird ALLES schöngeredet. Ich hatte tatsächlich ein Schreikind und habe sehr schnell gemerkt, dass man sich auf gar keinen Fall und nie darüber auskotzen darf, weil „man hat es ja nicht anders gewollt“, es „sei nun mal so“ und wenn, dann hätte ich es mir selbst zuzuschreiben, weil: „entspannte Eltern, entspanntes Kind“. Mittlerweile ist meine Tochter tatsächlich sehr tiefenentspannt und ja, es gab Zeiten, da hätte ich am liebsten meine Sachen gepackt und wäre ausgewandert. Alleine. Ich erlebe sowohl in meinem Umfeld als auch im Internet („mein Traumprinzesschen“, der „Göttergatte“, „beste Papa der Welt“, der von Anfang an mindestens genau so into it ist wie Muttern, seine eigenen Bedürfnisse komplett zurück stellt und natürlich mindestens die ganze Elternzeit oder zumindest die Hälfte übernimmt und nachts, trotz Arbeit, selbstverständlich maximal vier Stunden schläft, um in den restlichen vier Stunden der „besten Mutti der Welt“ ihren Schönheitsschlaf zu ermöglichen). Es war eine verdammt harte Zeit und mit “ also wir streiten NIE“ und „mein Kind schreit NIE“ wurde jedweder Austausch im Keim erstickt. Mal zuzugeben, dass es sehr wohl verdammt anstrengend sein kann, nur hinter vorgehaltener Hand, alle gingen komplett im Babyservice rund um die Uhr auf und sind wohl schon als Mütter geboren worden. Lange Rede, kurzer Sinn: es kommt wohl sehr drauf an, mit wem man sich so umgibt. Ich muss dazu sagen, dass ich eher in einer konservativen Gegend wohne. Kann sein, dass es in Hipster-/Party-Mom-Kreisen schon eher mal zu Beschwerden kommt, weil da die Gratwanderung vom hedonistischen Lebensstil zum Babyalltag einfach größer ist?! Reine Spekulation. Anyway: jedem so wie er mag und wie er es für richtig hält. Aber für mich war das sich nicht auskotzen dürfen und alles mit einem dankbaren Lächeln ertragen zu müssen, diese Erwartung der Gesellschaft an das perfekt funktionierende Muttertier der absolute Horror.
      Schlecht machen ist natürlich genau so bescheuert, aber Leute verurteilen, die es nicht so einfach hat wie man selbst, auch nicht. Beides blöd. Und mein Tipp wie gesagt, wenn’s Dich nervt: zieh in ein gut bürgerliches Umfeld. Da hat das Kind-haben keine Schattenseiten 😉

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  2. Joanna

    Liebe Nike,
    ich glaube, man kann es den Leuten einfach nicht recht machen. Ich merke das ja auch selbst in meinem Umfeld. Ich bin nun 32 und in einer tollen Beziehung und wenn alles glatt läuft, dann gehen mein Freund und ich in wenigen Monaten „in Produktion.“ Verzeih diesen etwas flapsigen Begriff, aber es ist für uns der beste Weg, das Ganze entspannt anzugehen 😉 Denn…egal mit wem ich spreche, ich habe das Gefühl, ich muss mich immer verstellen! Bei den einen bin ich schon viiiiiel zu spät dran, wie konnte ich es nur wagen, zu studieren, hin und wieder eine falsche Abzweigung zu nehmen, mich nicht auf den nächstbesten Vollhorst einlassen, sondern stattdessen wirklich die Liebe meines Lebens finden, wieso muss ich erst mal was von der Welt sehen und warum liegt mir was daran, meine Wohnung hübsch einzurichten und warum zum Teufel nochmal habe ich meinen so scheißätzenden Job gekündigt, um nun nach einem wirklich sinnvollen zu suchen??? DAS, ist die eine Seite, die mir dann spitze Kommentare zuschießt, weil ich in ihren Augen alles falsch gemacht habe.

    Die andere ist die, die Kinder und Heiraten anscheinend so ätzend findet, dass ich mich nicht mal mehr traue zu sagen, dass ich am liebsten jetzt schon drei Kinder hätte und dass ich meinen Freund auch heiraten will – nicht nur standesamtlich, sondern auch kirchlich. Diese Leute, sie sonst jede kack Seite und jedes Bildchen, bei dem es um vermeintlich mehr Toleranz untereinander geht, auf Facebook liken, attestieren mir dann aber, mein Leben sei mit Kindern passè, da könne man ja gar nix mehr machen, over and out. Und zu heiraten sei ja wohl das Spießigste auf Erden, bäh…das würde man selbst ja niiiiiiiie tun!

    Ich glaube mittlerweile, man kann es einfach nie richtig machen. Aber das ist mir mittlerweile egal. Ich muss niemandem was beweisen. Nur ich selbst und meine Nächsten müssen sich wohlfühlen mit diesem Leben, das ich für meinen Teil, absolut richtig gelebt finde! 🙂 <3

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  3. Elli

    Liebe Nike,
    die Gefühle, die du beschreibst, kenne ich wirklich gut. Auf mich trifft in etwa all das zu, was du beschreibst (sogar Alter von Kind und Mutter stimmt) – bis auf die Tatsache, dass ich mit dem Kindsvater noch zusammen bin.
    Ich habe lange richtiggehend gelitten unter dem Unverständnis, das ich mir entgegenkommen fühlte. Nach ganz ganz langem Nachdenken, frage ich mich jetzt eher, warum mir das überhaupt so furchtbar wichtig ist, was die anderen über mich denken. Könnte mir doch eigentlich auch ziemlich wurscht sein. Denn, wie du schon schreibst, hab ich so für mich selbst eigentlich ein ziemlich wunderbares Leben und Kind und Partner. (Ganz miesepetrige Tage mal ausgenommen!)
    Da glaube ich nämlich, dass man immer noch in der Großfamilie von früher steckt. Zum heutigen Lebensmodell gehört meinem Gefühl nach aber, dass Kommentare oder schlechte Gedanken von Menschen mir und meinem Lebensentwurf gegenüber einfach keine Daseinsberechtigung mehr haben. Hätten sie es, sollten mir genau diese Menschen nämlich mal beim Wäsche aufhängen helfen. Oder beim Kleinkind-Popo abwischen. Nur so zum Beispiel.

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  4. Elli

    (Und wenn man ganz weit geht, ist es manchmal auch ziemlich selbstgerecht, den Menschen Gedanken in den Kopf zu legen, als könnte man sie ihnen tatsächlich an den Augen ablesen. Glaube nämlich ehrlich gesagt, dass wir jungen Muttis auch ganz schön gut und mutig und frisch gefunden werden.)

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  5. Mila

    Liebe Nike, ich glaube ehrlich, dass wohl jede Mutter diese Gefühle kennt, die du beschreibst. Letztlich ist das Muttersein kein Club, in dem man automatisch auf Gleichgesinnte trifft – da ist eben auch alles vertreten, was das Menschsein so zu bieten hat. Lustigerweise war’s bei mir genau umgekehrt: Um mich herum schien es nur Mütter mit gut „funktionierenden“ Kleinkindern zu geben und ich war die, die ständig mitleidige Blicke kassierte, weil meine Kleine partout immer anders tickte als die anderen und obendrein nie wollte wie ich. Da kann frau sich dann schon mal ordentlich unfähig fühlen, auch wenn der gesunde Menschenverstand einem sagt, dass das haarsträubender Quatsch ist. In der Folge habe ich mich dann dabei ertappt, wie ich Dinge geschönt habe, so wie du Dinge aufgebauschst hast … Und wer weiß: Vielleicht haben ja genau das auch ganz viele der anderen Mütter getan mit den vermeintlich pflegeleichten Kindern 😉
    Besonders so lange die Kinder sehr klein sind, ist diese Mütter- oder Elterndynamik eine oft merkwürdige, schwer zu durchschauende. Wenn die Kinder ein bisschen größer werden, wird’s besser und entspannter, versprochen.
    Und eins musst du dir immer vor Augen halten: Du bist definitiv nicht allein, auch wenn du vielleicht noch nicht die „richtigen“ anderen getroffen hast. Ich habe mittlerweile sehr gute Freundinnen in anderen Müttern gefunden, und unsere Kinder sind alle anders, es besteht zwischen uns teilweise ein Alterunterschied von 10 Jahren und wir leben verschiedene Lebensmodelle.
    Ich muss mich nicht jeder Frau gut verstehen und auch nicht mit jeder Mutter. Ist völlig okay.

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  6. Jen

    Oh mir tut es vor allem sehr leid, dass du von so vielen seltsamen Eltern umgeben bist!
    Ich kann das so gar nicht nachvollziehen. In unserem Kinderladen (vielleicht schon der entscheidene Unterschied?) sind eigentlich alle Eltern total entspannt. Ich habe noch nie so schnell so viele Menschen kennengelernt, von denen ich sogar sagen würde, sie sind Freunde geworden. Und keiner von denen beschwert sich dauernd, im Gegenteil… jeder weiß doch wie es ist. Man kriegt doch keine Kinder, um das dann schlimm zu finden! Was nicht heisst, dass es nicht auch immer wieder mega anstrengend ist. Aber das ist das ganze Leben, mit und ohne Nachwuchs/Partner etc.

    Was mich allerdings ehrlich mal interessieren würde: Wie schafft ihr das logistisch? Die arbeitenden Single-Eltern, die ich kenne, schaffen die Woche nur, weil sie engagierte Großeltern im Kiez haben. Ich stelle mir das wahnsinnig kompliziert vor, so rein organisatorisch… ich bin verheiratet and all, und sogar da ist es mühsam, mal einen Abend „frei“ zu kriegen 🙂 – wenn man nicht mehr zusammen wohnt, dann doch erst recht…?

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    1. Nike Jane

      Liebe Jen,
      nein, nein, ganz und gar nicht kompliziert! Lio wohnt etwa die Hälfte der Woche bei mir und die andere Hälfte bei seinem Papa, der bloß um die Ecke wohnt. Manchmal essen wir alle gemeinsam zu Abend und Sonntags ist MamapapaLio-Tag! An den Tagen, an denen Lio bei mir ist und ich ihn aus der Kita abhole, muss die Arbeit ab Nahchmittags warten. Und zwar bis der Spatz im Bett ist – dann wird bis in die Nacht hinein alles nachgeholt <3

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  7. Teresa

    Liebe Nike,

    wenn du einen guten anderen Begriff als „Single Mom“ hast, sag gern Bescheid. Auf mich passt auch weder der Begriff, noch alleinerziehend. Ich bin es aber auch seit ein paar Monaten, noch vor dem 2. Geburtstag meiner Tochter. Und geht es allen besser so, wir haben mehr Freiraum, dadurch auch wieder mehr Geduld und Liebe für das Kind – so mein Eindruck. Ich hatte am Anfang ziemlichen Schiss vor der Situation, bis mir wieder einfiel: Alle Frauen, die ich richtig cool finde, sind alleinerziehende Mamas. Es geht. Man kann so glücklich sein und wächst daran, klar! Bei uns funktioniert eine sehr gleichwertige Aufteilung des Kindes auch gut, in den Grenzen eben, die gut für das Kind sind, aber ich bin erstaunt, wie praktikabel es tatsächlich ist. Vielleicht brauchen wir auch mehr Erzählungen von diesen funktionierenden Modellen, ohne die Schwierigkeiten dabei schönreden zu müssen. Die neue Freiheit ist toll, das Vermissen scheiße.

    Ich kenne auch das Gefühl des Anderssein als Mama zu gut. Ich hab keinen Anschluss gefunden, weder im Geburtsvorbereitungskurs, noch im Rückbildungskurs (da war ich mit 30 das Nesthäkchen), hab mich nicht getraut auszusprechen, dass ich nach 6 Monaten wieder voll arbeiten würde und schon nach wenigen Wochen die Arbeit vermisst habe. Mir fehlt es manchmal, andere Mütter zu kennen, gleichzeitig sind aber auch die Angebote nicht da. All diese Kurse für Kinder und Eltern zu Zeiten, an denen ich als angestellte Vollzeitarbeitende eh nicht kann. Mein Eindruck: Das ist nicht vorgesehen. Ich bin als Mutter, die ihrem Ich vor dem Kind immer noch sehr ähnlich ist, nicht vorgesehen. Ich finde den Zugang zu dieser Mütterwelt nicht, ich will aber auch nicht ständig über die besten Kinderärzte, besten Kitas, besten glutenfreie Müsliregel reden.

    Deswegen einfach Danke, dass du aufgeschrieben hast, wie es dir geht. Du bist damit nicht allein. Man läuft sich vielleicht nicht unbedingt über den Kind, aber es gibt uns.

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  8. Tanja

    Liebe Nike!
    Was für ein schöner Artikel 🙂
    Ich finde mich nicht so sehr in den Umständen wieder, die Du beschreibst. Aber was ich absolut mit Dir teile ist das Gefühl nicht recht dazu zu gehören… zu DEN Müttern. Ich habe auch ein Kind (und das wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch so bleiben) und liebe es über alles. Aber ich bin auch noch ICH… mit eigenen Bedürfnissen, Freunden, Lust auf Aktivitäten und Sehnsüchten. Und in meinem Umfeld habe ich manchmal das Gefühl, dass solche Aspekte der eigenen Persönlichkeit nicht mehr sein dürfen, wenn „man“ Mutter ist.
    Die fehlende Solidarität und Loyalität unter Mütter ist ein Thema, das ich schon lange immer wieder benenne.
    Und der fehlende Respekt und die Achtung für die Andersartigkeit einer anderen Mutter oder einer anderen Familie… das fehlt oft gänzlich.
    Ich wundere mich, dass Du den Eindruck hast, alle beschweren sich. Mir geht es eher gegenteilig: ich treffe oft auch Eltern, die alles in rosa-rot malen und offenbar nie ein Problem mit ihren Kindern haben, immer ruhig und gelassen bleiben und ihr ganzes Leben auf die Kinder ausrichten, ohne das Gefühl eines „Verlustes“ zu haben. Das kann ich irgendwie auch nicht glauben!
    Wie gerne hätte ich mal eine Mama-Freundin, mit der ich lachen und weinen kann… schimpfen und ulken… quatschen und schweigen… Wein trinken und einfach ich sein! Und wenn die Kinder dabei sind… gemeinsam Lebensfreude genießen 🙂 Das wäre mal fein! Wo sind diese Mamas?

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    1. Faela

      Tanja! Hier! Obwohl… Wein trinken geht nicht, weil ich schon wieder schwanger bin,.. Aber ab 2018 zieh ich gern grölend mit Dir um die Häuser 😉 und bis dahin gibt’s ja auch noch andere Themen (und nein, ich meine nicht den süßen rosa Strampler und das beste Tortenrezept ;).
      Lg

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  9. Marike

    Ich ertappe mich selbst oft dabei, wie ich denke „bekomm du erstmal selbst Kinder“, wenn mir von Kinderlosen mal wieder ein Kommentar um die Ohren geschmettert wird. Eigentlich möchte ich nicht so denken, aber diese ständigen Kommentare und Einmischungen regen mich besonders bei Menschen ohne Kinder auf.

    Gleichzeitig denke ich mir auch, dass genau die, die jetzt schon eine Mejnung zu allem haben, was sie persönlich gar nicht betrifft, hinterher die Jammereltern sein werden 😉

    Ich würde mir auch einfach mehr Toleranz von vielen Wünschen. Dass ich mich immer noch für unser Fanilienbett rechtfertigen muss oder die Schlafenszeiten unserer Tochter kann doch eigentlich nicht sein. Und genau so wünsche ich dir, liebe Nike, dass die Kommentare oder Gedanken eurem Lebensmodell gegenüber in Zukunft weniger werden – oder sie dir irgendwann so egal werden, dass du sie nicht mehr wahrnimmst!

    Viele Grüße!

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  10. Lena

    Ich finde, das ist doch ein Denkfehler. Es gibt sie nicht, DIE MAMAS. Genau wie überall gibt es nette und weniger nette. Ich finde es ein wenig unfair, sie so über einen Kamm zu scheren. Ich erlebe es allerdings in meinem Umfeld, dass Frauen, die Vollzeit arbeiten, einfach aus Zeitgründen keine Kontakte finden, denn auch hier dauert es wie überall, bis man die zu einem passenden Mama-Kolleginnen gefunden hat. Meistens sind es ja auch hier nur wenige, die zu einem passen und die sind dann vermutlich selbst auch berufstätig und extrem eingespannt.. Es ist eben schwierig,wenn man wenig Zeit hat für Abholung oder Hinbringen, dann fehlen die kleinen Klatschmomente zwischendurch, wenn man am Wochenende andere Pläne hat, oder wenn die Kinderbetreuung auch nach der Kita vom Kindermädchen geschaukelt wird und die Mutter nur im Sturmschritt durchrauscht. Hab Geduld! Mit etwas älteren Kindern ändern sich auch die Themen. Auf die Müsliriegel und sonstigen Kram, den die Kinder verzehren, hat man dann nicht mehr sooo viel Einfluss, das kann auch erleichternd sein!

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  11. julia

    Liebe Nike,

    ich habe deinen Text jetzt mehrfach durchgelesen, aber was du eigentlich (vielleicht) sagen willst, ist mir nicht so ganz klargeworden.

    „Ich bin jetzt seit über zwei Jahren Mutter und eigentlich könnte man da doch meinen, ich hätte mich längst mit meinem neuen Platz in der Gesellschaft anfreunden müssen.“ Gibt alleine das Muttersein (als Eigenschaft) einem einen Platz? und wenn ja welcher soll das sein? Oder ist es eben doch nicht so, und das ist gut so? Sind das die Fragen, die du stellen willst, geht es darum?
    Oder doch eher dein Zwiespalt zwischen dem Wunsch einerseits irgendwie zu einer Gruppe (der Mütter) dazuzugehören (die du im übrigen recht einheitlich definierst), und andererseits dein Bedürfnis nach einer ganz klaren Abgrenzung von dieser, weil ja da alle irgendwie gar nicht cool sind.
    Trotzdem noch ein bisschen Beschweren, weil sie dich nicht dabei haben wollen (und du dabei ausschließt, dass es an dir selbst und deinem mangelndem Einfühlungsvermögen liegen könnte).
    Ich weiss, du hast es ja auch eingangs erwähnt, du wolltest es überspitzt darstellen, aber kannst du ernsthaft daran glauben, dass dir Sympathien verwehrt bleiben, nur weil dein Sohn nicht herhalten kann für Problemgeschichten und du daher nicht mitreden kannst? oder du eine Patchwork-Familien-Situation hast? oder arbeitest? nur ein Kind haben möchtest?
    Mütter sind ja in aller erster Linie (ganz verschiedene) Menschen, und dazu noch Frauen. Also doch gemeinhin recht sensibel für die kleinen und feinen Unternuancen in der Kommunikation. Die Darstellung eines Problems, die Frage nach Rat, die macht nahbar, menschlich. und man braucht sicher kein Problemkind, um sich über Dinge des Elternseins auszutauschen. und auch keine „perfekte“ Familie. Gibt es die überhaupt? Büllerbü-Kindheit. In einer Großstadt? Wer definiert die? Doch am ehesten das Kind selbst. Und niemand von aussen.

    Ich glaube dir, dass dir oft eine gewisse Kühle entgegenweht (ich würde dies mal ganz frech als Neid interpretieren: jung, schön, modisch, frech und frei. und Mutter. Und dann jede sich kurz die Frage stellt, und ich?). Aber hinterfrage doch auch mal dich selbst, wie du damit umgehst. wenn du die Haltung in deinem Text zu deiner Verteidigung rausschleuderst, dann kann das ja nichts werden ;).

    Ich bin selber Mutter. Allein. Ohne 50/50 Modell (worum ich dich im übrigen sehr beneide). Arbeitend. Und sogar täglich im Job in Kontakt mit Müttern jeglicher Couleur.
    Ich habe bisher außer einer keine Mutterfreundinnen. Auch weil ich immer finde, dass passt irgendwie nicht so richtig. weil ich anders bin, meine Erziehung, mein Kind, eher selten hinterfrage. und auch einfach nicht die Zeit und Energie habe, mich auf andere Menschen, mit denen mich nicht viel mehr als die Tatsache Mütter zu sein, verbindet, einzulassen. damit kann ich mich gut arrangieren, und wie meine Vor-Kommentatorinnen schon sagten, irgendwann wird es wahrscheinlich auch noch mit einer anderen „funken“.

    Der Konflikt: ich vs. ich, die Mutter; wer bin ich da eigentlich, was hat sich geändert, alles und vielleicht doch nicht so viel, bin ich gut als Mutter, wo grenze ich mich zu anderen ab, wo finde ich mich wieder, irgendwo? das ist ja wiederum ein anderes (wichtiges) Thema.

    Abschließend: „Ich möchte nie im Leben Mitglied in einem Verein werden, der Leute wie mich als Mitglieder aufnimmt.“

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  12. Andrea

    Hauptsache du bist glücklich! Dieses Schubladendenken ist echt zu viel verbreitet und lässt keinen scheuklappenfreien Blick mehr zu. Ich verstehe immer nicht wie andere sich anmaßen können für einen selbst zu wissen was gut ist und was nicht. Die Hauptsache ist doch, dass es dir, deinem Kleinen und deiner Familie damit gut geht. Das alleine zählt. Und das kannst nur du und deine Familie empfinden.

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  13. Lena

    Ich muss auch nochmal was zum Thema „Muttergespräche“ loswerden: die Informationen, die da ausgetauscht werden, sind oft Gold wert, wenn es nämlich nicht mehr nur um Windeln und Stillen geht, sondern um den besten Turnkurs, den nettesten Kinderarzt mit den kürzesten Wartezeiten, die besten Winterjacken, verschiedene Schulmodelle und die Erfahrungen der anderen damit, da habe ich extrem von profitiert. Auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit meiner Gesprächspartnerin war, bringt der Austausch einfach einen Überblick, Orientierungshilfe etc. Ich arbeite nämlich auch viel und wüsste sonst gar nicht, wie ich an die Infos rankommen sollte. Im Übrigen kenne ich keine einzige Mutter, die sich nicht auch gerne mal über etwas anderes unterhält als Kinderthemen.
    Entschuldige die dauernden Kommentare meinerseits, aber irgendwie löst Dein Artikel in mir den Wunsch aus, die anderen Mütter (und mich selbst) besser darzustellen…

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