Zwei gute Nachrichten vorab: Ein Mal schlafen noch, dann werden die Tage schon wieder länger. Danke Sommersonnenwende. Dann noch zwei Mal schlafen, bis das Christkind anklopft und dann, ja dann ist dieses rätselhafte 2016 auch endlich bald mal durch. Fakt: Ich habe in der letzten Woche wirklich niemanden mehr getroffen, der von sich ausnahmslos behaupten würde: „Boah, mir geht’s so gut wie nie – Bäume, könnt ich ausreißen“. Im Gegenteil, jeder „krocht nurnoch ufn Zahnflesch“, würde mein Papa sagen. Das hat verschiedenste Gründe und auch meine Jahresendspurte, haben schon bessere Abgänge gesehen. Kiste auf, Lokbuch raus, alles zusammenkneifen was geht – und so siehts aus:
Heute, 22. Dezember 2016 – Danke für die Einladung
Diese anis- und zimtgeschwängerte Weihnachts-Suppe, die hab ich mir eingebrockt, und nun, muss ich sie auch selbst wieder auslöffeln. Allerdings, wer hätte das denn nun wieder ahnen sollen, was für ein insgesamt aufwendiger und überambitionierter Einfall es ist, drei Tage vor Heiligabend noch ein Dinner mit den lieben Freunden aus der Hood veranstalten zu wollen. Eben, niemand.
Noch vier Stunden bis alle kommen. Liege im Bett. Vorausruhen – wichtig! Auf der ganz klaren Haben-Seite stehen da die Vorspeise und das Dessert, von fast Freiwilligen Freunden zubereitet und mitgebracht – die Guten.
Lediglich noch zu besorgen:
Leckeres Rezept für Hauptgang, Lebensmittel für Hauptgang, Dekoration (Florale Elemente mit Nadeln – vielleicht doch noch ein Last-Minute Baum? Nordmann, Fichte? Ach komm, lass stecken), Stühle, Kerzen, Kleid, Nervenkostüm, Weihnachtskassette, Softgetränke.
Das wird ein Fest! Katze Lily ahnt natürlich nichts.
Und das war auch noch…
14. Dezember – auf Google Trip hängengeblieben
Im Weltkulturerbe Soho-House Berlin, stellt mir das Startup Google jetzt auch endlich mal sein neues Google Pixel Phone vor. Zusammenfassend würde ein armer irrer Laie sagen: Eigentlich genauso wie das iPhone, macht nur bessere Photos und hat eine viel, viel längere Akkulaufzeit. Was für mich eigentlich schon ein Totschlagargument sein müsste. Ich stelle mir so oft vor, wo unsere Netzteil-Abhängigkeit noch hinführen wird. Kriege um den letzten Stromplatz. Last Batteriehorn. Inzwischen ist auch mir nicht mehr der Platz am Fenster oder Kamin der Attraktivste, sondern stets der an der Steckdose, da wo’s elektronisch und warm ist – schade.
15. Dezember – So geht das nicht weiter
Brauche dringend ein Automobil, oder zumindest eine neue Drive-Now Karte – dafür müsste ich aber erst den verlorenen Führerschein neu beantragen – ok, und mich auch endlich ummelden. Bis dahin: Taxi Taxi Taxi, egal wohin – Taxi – wie so eine Drogenbössin in Dahlem durch alle Bezirke. Huiiii. Der Wunsch nach einem opulenten (KUNST) Pelzmantel wird größer und größer. Nerz, Biber, Dax, Katze – miez egal, der soll schwer an mir hängen und mit mir durch Berlin rollen. Rollen ist Leben. Ich schraube schon seit Wochen am passenden Beat. Die Tage auch irgendwo gelesen: Aktiv irgendwo hinzugehen macht zufriedener, als es zu sich kommen zu lassen.
16. Dezember – Mal wieder Hamburg
Mein lieber Freund Fabian Hart lädt zum gediegenen Weihnachtsdinner. Never ending Weihnachtsdinner. Aber man freut sich ja doch irgendwie immer. Jedenfalls: Ein nicht unerheblicher Teil der geladenen Gäste missinterpretiert das gesetzte Dinner als Amateur Pole-Dance Klasse und gibt sich weihnachtlichem Rotlicht und Rotwein hin. Während des Rauchens vor der Tür (das ist wieder so Hamburg) einen waschechten Käfigkämpfer und Call-Boy kennengelernt – faszinierende Begegnung, und aber auch traurig. Dabei: Zwei neue Selbstverteidigungstechniken gelernt.
17. Dezember – Findet Nemo, der vielleicht beste Film aller Zeiten?!?
Immer noch Hamburger Bett. Kater. Anna ist seit morgens los, sie wird Patentante oder sowas. Mir gefiel ihre dunkelgrüne Samtkombi, mit der sie vor Stunden abrauschte. Will mir eigentlich die neue Elbphilharmonie ansehen. Flanieren, kalte Fische streicheln – sowas. Draußen ist’s aber saumäßig irre ekelhaftig. Also den ganzen Tag Findet Nemo und Weihnachtskracher zum Heulen und Lachen reinziehen, bis der Arzt kommt – oder der Zug zurück nach Berlin. Findet Nemo: Jeder Mensch auf der Welt sollte den gesehen haben. Eine Perle der Animationsfilmkunst. Auf dem Rückweg nach Berlin EC Karte das zweite Mal in zwei Wochen verloren.
18. Dezember – Saisonalwitz
Was ist ein Keks unterm Baum?
Ein schattiges Plätzchen.
19. Dezember – der wird jetzt maximal unbeeindruckt ausgesüffelt, Froillein!
Ich, hier in Berlin, trinke meinen scheiß Glühwein heute aus, morgen auch, selbst wenn er schal und bitter schmeckt. Vielleicht erzähle ich dann sogar einen Witz: Was ist ein Keks unterm Baum?
20. Dezember – Jahresendblindheit
Irgendwann musste es ja passieren – aber wann genau bin ich komplett nachtblind geworden? Setze Augenarzt (Fokus geiles Brillenmodell finden) auf die Vorsatzliste 2017, die niemals, niemals, niemals aber vielleicht doch umgesetzt wird. Gleich neben einigermaßen zufrieden einschlafen, durchschlafen, aufwachen und Drive-Now Karte suchen. Gott sei Dank ist superbald Sommersonnenwende und die Tage werden wieder länger. Es ist nicht mehr zum aushalten. Solange genieße ich jetzt die letzten Tage von 2016 und halte es unpolitisch atheistisch, wie die Bürger der ehemaligen DDR: Es war nicht alles schlecht.
Fröhliche Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr, ihr geknickten Schneeflocken. Lasst euch nach dieser Schockstarre die Festtage bitte auf gar keinen Fall und zwar von niemandem verderben: Weiter geht’s, jetzt erstrecht, verteilt Liebe und Mitgefühl, genießt und schätzt, was ihr habt – deal?!
Das alte Jahr ist schon sehr alt. Das alte Jahr nimmt seinen Hut. Das alte Jahr verschwindet bald. Im neuen Jahr wird alles gut