Vergangenes Jahr zu dieser Zeit saß ich an einem ähnlichen Artikel, in dem es um 5 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im neuen Jahr ging. Es war interessant, das nochmal zu lesen, denn die Tipps und Anregungen kann ich heute zwar noch genauso unterschreiben, dennoch haben sich in diesem vergangenen Jahr einige grundlegende Dinge verändert:
Nachhaltigkeit ist für mich allumfassender geworden und gleichzeitig etwas weniger scharf abgegrenzt. Ich sehe Green Living mittlerweile noch mehr als grundsätzliche Lebenseinstellung und weniger als eine Vielzahl kleiner Schräubchen, an denen man drehen kann und sollte. Ich glaube verstanden zu haben: Nur wer wirklich von Herzen etwas ändern möchte, seinen Teil beitragen will und bereit ist, dafür Anpassungen vorzunehmen, wird auch auf Dauer ein glückliches, nachhaltigeres Leben führen. Aus dem „du musst etwas tun, es ist deine Verantwortung und es gibt keine Ausreden“ wurde ein „Schade, dass du nicht siehst, wie viel mehr du problemlos tun könntest“ – einerseits also im Ansatz resignierend, gleichzeitig aber viel friedlicher für mich selber ist sie geworden, meine Mission für mehr Nachhaltigkeit.
Der Umschwung von Wut und Verzweiflung hin zu mehr Akzeptanz, Geduld und innerem Frieden ist auch zu einem Teil durch euch gekommen – eure Reaktionen, Diskussionen und Meinungen. Und dafür bin ich euch, trotz dem ein oder anderen ärgerlichen Moment, sehr dankbar. Auch wenn ich mir schon immer Mühe gegeben habe gemäßigt zu sein, musste ich nach fast 5 Jahren „vegan und nachhaltig“ irgendwann einsehen: Mit der Brechstange geht es nicht. Mit schlechtem Gewissen und Ärger im Bauch erreicht man manchmal das Gegenteil und spätestens, wenn es anfängt einem selber schlecht zu gehen, ist man auf dem Holzweg. Mit jedem Artikel bin ich dieser Erkenntnis ein Stück nähergekommen und kann sagen: Es geht mir heute viel besser damit als noch vor einem Jahr.
Es gab da nämlich diese Momente, als ich zum Beispiel vor lauter Wut und Frustration aus Trotz ein 4,95 Euro Oberteil bei H&M kaufte. Es gab den Moment, als ich mich weigerte, mit einer Gruppe Freunden in ein Restaurant zu gehen, dass Fleisch serviert. Es gab den Moment, als ich in wasserdurchlässigen Turnschuhen durch den Winter gestapft bin, weil sich keine veganen Winterboots finden ließen. Es gab den Moment, als ich mich vor lauter Angst vor den Reaktionen der nachhaltigen Coreszene nicht mehr mit meinem iPhone auf eine Veranstaltung traute. Über all diese Verzweiflung, Höhen, Tiefen und Neuanfänge habe ich bereits hier ausführlich berichtet.
Was sich seitdem geändert hat, ist die Einstellung mir selber gegenüber. Darüber nachzudenken, welchen Teil ich eigentlich wirklich leisten möchte und wie viel Energie ich in das Umdenken anderer stecken mag. Ich kann die Welt nicht alleine retten, ich kann nur versuchen, so viel wie möglich richtig zu machen. Ich habe aufgehört, einen negativ geprägten Kampf bestehen zu wollen und bin übergegangen zu einer offensiveren, offeneren und positiveren Art und Weise meinem Umfeld gegenüber. Ich achte mehr auf mich und weniger darauf, was andere noch verbessern könnten. Ich versuche ganz ehrlich mir selbst gegenüber die beste Version von mir selber zu sein, hoffe, dass ich dadurch andere inspirieren kann. Ich kann niemanden zwingen, offener und ehrlicher zu sich zu sein und das ist auch gut so. Umfassende Veränderung kann immer nur von innen kommen und dafür aber auch für immer bleiben.
Was ich mir für uns alle für das neue Jahr wünsche, ist die Kraft, mehr zu sich selbst und seinen Emotionen zu stehen. Weniger Ablenkung, weniger Flucht, weniger Verstecken. Öfter mit erhobenem Kopf und viel Bewusstsein durch sein Leben zu schreiten und das zu tun, was starke Menschen auszeichnet: Sich selbst und sein eigenes Verhalten zu reflektieren, es nicht wegzulachen oder es unter einem Haufen „so ist das nun mal“ zu verstecken, sondern sich ganz ernst zu fragen „Bin ich so, wie ich wirklich sein möchte?“
Drei konkrete Inspirationen, die vielleicht genau in diese Richtung gehen, habe ich euch hier für das kommende Jahr gesammelt. Die Tipps sind weniger präzise als ihr sie sonst vielleicht von mir gewohnt seid, dafür sind sie unter Umständen weitreichender, individueller und für jeden anpassbar.
- Überlege dir eine Sache, die du im kommenden Jahr nachhaltiger und umweltfreundlicher gestalten möchtest. Das kann der Austausch eines Lebensmittels sein, ein leichte Veränderung deiner Essgewohnheiten, eine Limitierung für den Kauf neuer Dinge oder aber ein konkreter Teil deines Lebens, den du ab jetzt möglichst müllfrei gestalten möchtest. Egal was es ist, es sollte eine Herausforderung, aber keine Überforderung darstellen und du solltest dir vorstellen, es ein ganzes Jahr lang durchhalten zu können. Lieber hinterher feststellen, dass man sich hätte noch mehr vornehmen können als andersrum. Dies ist dein Vorhaben, es sind deine Ziele oder Versuche und sie haben absolut nichts mit der Meinung deines Umfelds zu tun.
- Setze dich intensiv mit einem der vielen globalen Probleme auseinander, die wir zur Zeit haben. Schau dir Videos und Dokumentationen an, schrecke nicht vor schlimmen Bildern und Inhalten zurück und versuche wirklich zu verinnerlichen, was in diesem Bereich alles schief läuft. Das ist wohl eine der größten Herausforderungen, denen man sich stellen kann. Es ist fast egal mit welchem bekannten globalen Missstand man sich auseinandersetzt, die Erkenntnisse darüber sind häufig erschreckend und immer schmerzhaft. Für mich persönlich ist es trotzdem wichtig, informiert zu sein. Es lehrt mich immer wieder aufs neue Demut und bietet gleichzeitig die Chance, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.
- Abonniere den Newsletter, das Magazin oder die Social Media Kanäle einer nicht-staatlichen Organisation, die sich beispielsweise um Tiere, Menschen oder die Umwelt kümmert. Lies in regelmäßigen Abständen über ihre Arbeit, schließe vielleicht sogar eine Mitgliedschaft ab, spende Geld und unterstütze sie in Petitionen oder direkten Aktionen vor Ort, wenn immer du die Zeit findest. Such dir eine Organisation, die du persönlich besonders gut findest, egal wie viele andere deiner Meinung sind (Achtung, trotzdem auf Seriosität achten).
Jetzt bleibt mir nur noch, euch zum Abschluss allen die schönsten letzten Tage dieses Jahres zu wünschen, auf dass ihr sie mit den liebsten Menschen die ihr habt verbringen könnt. Seid gut zu euch selber und zu anderen. Kommt gut ins neue Jahr und wünscht euch für 2017 nur das Beste. Ich freue mich auf weitere 52 Wochen Nachhaltigkeit und Slow Living mit euch <3
Credits Collage: Pinterest (georgia hawkins, Eclectic Trends), tumblr (midnightsparkles92), botanicstilllife.com, rradie.com, laurenconrad.com