Ein Gastbeitrag von Ann, protokolliert von Nike Jane. Teil 1 inklusive wiesoweshalbwarum lest ihr hier.
Ich finde, so ganz grundsätzlich, die Leute sollten viel mehr bumsen. Ich sage jetzt außerdem ganz bewusst bumsen und nicht Liebe machen, denn Liebe zu machen ist zwar schön, aber mitunter auch anstrengend. Einfach, weil es dauert und in gewisser Weise fordert, wenn auch nur Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen. Vorspiel, Aramsamsam, Nachspiel, ihr wisst schon. Manchmal wehrt sich auch in mir alles gegen das Rumfummeln, ich will dann lieber Netflix als nackte Tatsachen. Der Alltag ist schließlich anstrengend genug. Aber – und dieses aber sollte unbedingt sehr groß geschrieben werden – Fakt ist, dass so ein mittelkurzes bis rasant schnelles Rein-Raus Wunder bewirken kann, ob mit oder ohne Orgasmus, ganz egal. Sex statt Yoga quasi, darauf konnten meine Freundinnen und ich uns nach langem Hin und Her und einer großen Familienpizza sogar einigen. Sex als eine Art fortwährender Selbstheilungsprozess. Gut für die Seele, die Beziehung, den Job und die mentale Gesundheit. Weil Sex gleich doppelt Stress abbaut, auf dem geistigen wie dem körperlichen Kanal. Ganz so, als würde man den von Strapazen gespannten Flitzebogen endlich loslassen, als bekäme der innere Vulkan unverhofft das Go zum Spucken und am Ende legt sich die warme Lava wie eine versöhnliche Decke über das Tal der täglichen Reizthemen. Lava, nicht Sperma, ihr Ferkel. Bleibt trotz all der offensichtlichen Wonne von drei, vier, fünf, sechs Vögeleien pro Woche bloß noch ein Feind namens Faulheit. Wir kennen ihn alle.
Natürlich auch ich. Dabei behaupten besagte Freundinnen gern, ich sei in dieser schlüpfrigen Angelegenheit „gestrickt wie ein Kerl“. Ständig horny und allzeit bereit. Stimmt einerseits, mal ganz abgesehen von der fiesen Sexismus-Keule. Andererseits schwante mir jüngst, dass ich vielleicht gar nicht grundlos geiler, sondern bloß gereizter bin als der Rest des tendenziell ausgeglichenen Freitagabend-mit-Rotwein-Trupps. Mag ja sein. Aber dann gibt es echt viele von mir. Für ebenjene erzähle ich das hier überhaupt. Jedenfalls verlor auch ich nach dem dieswöchrigen dritten Glas Wein mein politisch korrektes Feingefühl und gab zu, hin und wieder Schreckliches zu denken. Heimlich. Dinge wie „Gott, ist die heute untervögelt“. Pardon. Ich meine das niemals böse, aber durchaus ernst.
Wir Frauen mögen zwar zu gezügelter sexueller Gier erzogen worden sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass das Gegenteil nicht hin und wieder hilfreich sein könnte. Natürlich hat auch ein Mann nicht automatisch und immer Bock, das ist großer Quatsch, aber: Es ist für den Menschen an sich tatsächlich möglich, Lust zu lernen. Getreu dem Motto „Übung macht den Meister“. So war es jedenfalls bei mir trägem Hundling. Und ich vermute, der oder die ein oder andere täte ebenfalls recht gut daran, das Bumsen endlich viel gelassener in den Alltag zu integrieren. Wie Zähneputzen etwa, bloß ohne Pflicht und Druck. Es muss wirklich partout nicht anstrengend sein, sondern kann vielmehr so selbstverständlich werden wie das Abendbrot. Und auch ebenso köstlich, außerdem heilsam und noch dazu beruhigend wie heißer Lavendeltee.
Die Routine macht das Pimpern übrigens nicht schlechter. Im Zweifel sogar vertrauter. Und für, sagen wir mal, „Deep Sex“ bleibt ja immer noch genügend Zeit. Gleichzeitig wird spontaner Sex wahrscheinlicher. Noch ein Pluspunkt also. Denken wir nur mal an die Intensität gewisser intimer Szenen aus Mr. und Mrs. Smith. Auch keine schlechte Idee. Mehr Leidenschaft statt Streit. Da wird es zuweilen ein bisschen wilder, wenn einer stinkig ist. Ich sage euch, auch das wirkt wieder Wunder, genau wie ein gelegentlicher neckischer Klaps auf den Po beim Sex, den man ruhig mal einfordern und auch zurückgeben darf, zum Beispiel durch leichtes Haareraufen und -ziehen, weil man stinksauer ist. Aber dazu nächste Woche mehr. Jetzt gehet und bumset – so viel ihr könnt.