Liebe: War das nicht mal dieses Gefühl, von dem wir alle mit Anfang 20 träumten und gar nicht recht wussten, wie es sich anfühlt? Von dem wir dachten, es wäre das Beste was uns je passieren könnte? Klar, hatten wir schon damals Recht, aber es ist doch so anders, als wir es uns vorgestellt haben. Oder geht das nur mir so?
Vor fünf Jahren noch, da hätte ich ganz klar formulieren können, was ich mir unter dem Gefühl Liebe vorstelle. Es wäre eine blumige Antwort geworden, irgendwas zwischen Schwerelosigkeit und Freiheit – eben etwas, von dem ich gedacht hätte, dass es sich wahnsinnig erwachsen und tiefgründig anhört. Es ist schon eine ziemlich gute Sache, die die Natur da eingerichtet hat, diese schön naive und unschuldige Vorstellung von Dingen, die man bis dato nicht mal im Ansatz selber erlebt hat. Denn die Realität ist nicht unbedingt weniger schön, ganz im Gegenteil. Das Problem der Liebe ist eher, dass sie unheimlich schmerzhaft ist. Und dabei spreche ich nicht mal von Trennungen, sondern von Liebe in völlig intakten Beziehungen. Regelmäßig frage ich mich, warum etwas so Schönes gleichzeitig manchmal so schmerzhaft sein muss.
Die Sache mit der Liebe, sie bringt mich langsam aber sicher um den Verstand. Je länger ich mich in einer Beziehung befinde, je intensiver meine Gefühle meinem Herzenmenschen gegenüber werden, desto verworrener wird das ganze Thema für mich. Weder kann ich Liebe in irgendeiner Weise definieren, noch kann ich sie dosiert in Einklang mit meinem Alltag bringen. Ich bin es einfach nicht gewohnt – und weigere mich auch mit Händen und Füßen dagegen – dass Gefühle sich eben nicht so auseinanderdröseln und analysieren lassen, wie ich das normalerweise mit undurchsichtigen Themen mache. Ich erarbeite mit gerne den Durchblick, anstatt das Gefühl zu haben, dass ich mit jedem Tag weniger kapiere. Es kommt mir vor, als würde ich ein unendliches Step-by-Step Programm absolvieren. Ich habe gelernt, dass man sich öffnen muss, um lieben zu können und Liebe erfahren zu können. Ich habe dafür gekämpft zu verstehen, dass man Liebe nicht durch permanente Nähe oder Vermeidung von Streit erzwingen kann. Ich habe gecheckt, dass man Liebe gefährdet, wenn man versucht, mit ihr Löcher und Verletzungen zu stopfen und zu heilen. Und als wäre das nicht schon genug Akzeptanz-Arbeit für meinen inneren Kontroll- und Planungsfreak, hänge ich nun seit Monaten in einer Phase fest, in der ich das Gefühl habe, dass mir die Liebe so viel Schmerz zufügt, dass ich es kaum aushalte.
Es ist, als könnte ich den Gedanken, mich jemanden so stark verbunden zu fühlen, nicht ertragen. Als wären die ganzen Hüllen, die sich um den eigentlich Kern von Zuneigung und Zugehörigkeit befinden, über die inzwischen sieben Jahre meiner Beziehung abgetragen worden, so dass ich mich nun mit dem rohen Kern meiner Emotionen konfrontiert sehe. Ab einer bestimmten Intensität macht das Gefühl jemanden zu lieben mir unheimlich Angst und bisher bin ich bis an diesen Punkt anscheinend noch nie vorgedrungen. Ich habe Verlustängste meinem Lieblingsmenschen, aber auch mir selbst gegenüber. Es gibt Tage, da fühle ich mich unproduktiv und stehe etwas neben mir, weil ich Sorge habe, dass das Leben nicht ausreicht, für all das, was ich noch nicht entdeckt, gesagt und getan habe in dieser Beziehung. Es tut mir manchmal weh, wenn ich meine Gefühle nicht in die richtigen Worte packen kann. Es ist, als wäre ich in gewisser Art und Weise eins mit meinem Gegenüber geworden, obwohl ich gleichzeitig viel freier in meinen Entscheidungen geworden bin. Es ist einfach nicht logisch und dabei gleichzeitig gleichbleibend aufregend wie unheimlich kräftezehrend. Ich weiß, dass ich mich in Geduld üben muss und endlich aufhören sollte, mir den Status X herbei zu sehnen, an dem ich stehen bleiben und verweilen kann. Er kommt einfach nicht, der Punkt an dem man erschöpft zusammensinken und sich ausruhen kann – von der Liebe, vom Leben und von sich selbst.
Und die Antwort? Ich habe keine. Ich weiß nicht mal genau, was die Frage eigentlich ist. Aber es ist gut, das hier mal aufgeschrieben zu haben.
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