In meinem Kleiderschrank befinden sich derzeit ganze vier Jeansmarken: Kings Of Indigo, Weekday, Closed, und: Levi’s. Alle vier haben es geschafft, mich um den Finger zu wickeln. Kings of Indigo wegen des Apfelpo-Zaubers, Weekday wegen der bequemen Schnitte und schlichten Waschungen, Closed aufgrund der 80er-Jahre Gedächtnis-Silhouetten und dann noch Levi’s – am meisten wohl aufgrund von Nostalgie, Geschichte und Erinnerungen an Lieblingsbands, aber auch wegen der langjährigen Liebe, die irgendwo im Secondhand-Laden begann. Ihr kennt das bestimmt.
Noch bis vor Kurzem stand ich also regelmäßig da und versuchte die auf Leder-Embleme gedruckten Herren-Größen in meinen Taillenumfang umzurechnen, ich suchte ein schwarzes und ein weißes Modell, ein hellblaues sowieso und schleppte beinahe jedes einzelne zum Schneider. Die Beine fielen nunmal stets zu schlabberig aus, was in meinem Fall vor allem am Flunder-Hinter liegt, aber eben auch am irgendwann einmal allgegenwärtig gewesenen „Bootcut“, der einem wirklich ständig als fast einziger Haken der Hosen von früher in die Quere kam. Manch einer mag auch den damit zusammen hängenden Hose-frisst-Po-Look nicht. Ich schon. Und trotzdem stand mir der Sinn irgendwann nach einer knallengen Levi’s 501, die ohne großes Ausbessern sitzt. Und da war sie plötzlich, die 501 Skinny, die obendrein mein Graues-Jeans-Loch füllte. Versteht mich nicht falsch, ich plädiere weiterhin aus ganzem Herzen für Second Hand und will den Klassiker in seiner Ursprungsform von damals nicht missen, aber ich weiß aus erster Hand, dass sich beim Launch der 501CT, einem Remake besagten Modells, zig Freundinnen fragten: Wieso machen die von Levi’s nicht endlich eine enge Variante? Die CT erinnert nämlich eher an James Dean als an Jane Birkin. Und ja, mir leuchtete das Ganze auch nicht recht ein. Wahrscheinlich wollte man einfach nicht gleich mit allen News auf einmal rausplatzen. Clever. Mich haben die Herrschaften jedenfalls auch in Runde Zwei gekriegt. Und ja, ich schaue einem geschenkten Gaul sehr wohl ins Maul. Was ich also trotz aller Euphorie zu mäkeln habe: Levi’s Jeans leiern aus und zwar mit Karacho. Wer es also richtig knackig mag, sollte sich beim potenziellen Kauf lieber dem Presswurstgefühl ergeben und sich nach ein paar Stunden des Tragens am perfekten Sitz erfreuen. Wer true to size wählt, darf sich über kleinere Schlabberer demnach nicht wundern. Und: Diese Jeans sind keine Fudelkönige, sie zeigen den Allerwertesten genau so wie er ist. Was ok ist. Jedenfalls solange man sich ein wenig lieb hat und das sollte man sowieso.
Danke übrigens auch an unsere liebe Luisa von Aeyde – für die Stiefeletten dort unten:Fotos: Eyecandy Berlin.