„Hallo, Herr van Dinther!“ lachte mein Lieblings-Späti-Verkäufer mir entgegen, als ich am Samstag Hosenanzug-tragend eine Packung Kaugummi bezahlten wollte. Es dauerte nicht lang, da fühlte ich mich auch schon wieder vier Jahre zurück versetzt, ich weiß nämlich noch ganz genau wie man damals mehrheitlich auf meinen ganzen Stolz, den braunen Zweiteiler von Wood Wood, reagierte. Mit Unverständnis nämlich. Ich glaube sogar, eine entfernte Kollegin wollte mir irgendwann einmal durch die Blume zu verstehen geben, dass in „solchen Fällen“ ein kleiner Stilbruch angebracht sei, hohe Hacken etwa oder roter Lippenstift, der Weiblichkeit zuliebe. Ich hingegen habe bis heute nicht verstanden, warum Kleidung überhaupt „vorteilhaft“, „sexy“ oder „feminin“ sein muss. Sie darf es sein, keine Frage, aber wichtiger ist doch, dass sie sich gut anfühlt und dem Gemüt entsprechend. Ich glaube zudem kaum, dass man mich aufgrund meiner Kleidung für einen Mann halten könnte und selbst wenn – wie furchtbar? Keineswegs. Damals kommentierte sogar jemand, ich hätte in diesem Aufzug etwas von einer „Lesbe“. Soso.
Ich tobte. Aber einzig und allein, weil nicht fassen könnte, dass es offenbar noch immer Menschen gibt, in deren kleiner Welt es wichtig scheint, von welchem Ufer das Gegenüber stammt, die glauben, man könne aufgrund von Kleidung oder der Nasenspitze per se auf die jeweilige sexuelle Orientierung schließen. Ich schrieb damals: „Wer weiß das schon“. In der Uni war ich schließlich mal kurz in ein Mädchen verguckt gewesen, bis ich schließlich feststellten musste, bis über beide Ohren heterosexuell zu sein. Ich dachte im Angesicht dieser Erkenntnis jedenfalls nur „aha“ und nicht „jippie“. Und lachte mir fortan ins Fäustchen, wann immer mir jemand aufgrund meiner Kleidung, Gestik oder Mimik eine Liaison mit einer meiner besten Freundinnen, die -Wahnsinn- lesbisch ist, nachsagte.