Ich möchte nicht gehässig klingen, wirklich nicht, aber wenn ich irgendwo den Hashtag #Stylethebump lese, möchte ich mir ein blickdichtes Brett vor den Kopf schnallen. Eines, das ebenso robust und beständig ist wie die allseits verbreitete Annahme, eine gut gekleidete Schwangere sei etwas Aufsehenerregend. Etwas Besonderes. Als hätte man eine Art Auszeichnung dafür verdient, wenn man in der Lage dazu ist, sich trotz Babybauch ein hübsches Kleid überzuwerfen, dafür, dass man im Angesicht der Hormondusche nicht verlernt hat, Lippenstift aufzutragen.
Böse Zungen könnten mir jetzt unterstellen, ich würde all den werdenden Müttern da draußen auf die Füße treten wollen, ihnen den wohlverdienten Lob nicht gönnen. Dabei geht es mir um das Gegenteil. Darum, dass mir viele der medialen Huldigungen in Wahrheit wie Hohn vorkommen. Überall liest man Headlines wie „Stylish und schwanger – diese Promimütter zeigen wie es geht“. Als würde das eine das andere normalerweise ausschließen.
Ich mag da sehr sensibel und pingelig sein, vielleicht auch, weil ich mich als Schwangere selbst stets über Bemerkungen bezüglich meiner Garderobe gewundert habe. Komplimente sind schön und lieb gemeint, gar keine Frage. Aber neulich, da saß ich in der Ubahn und lauschte mehr unfreiwillig als freiwillig einem Gespräch, das zwei junge Frauen gleich nebenan führten. Offenbar hatten beide eine gemeinsame Freundin, die nun in siebten Monat war, was sehr schnell zu im Grunde höchst freundlichen Beobachtungen führte; „Für eine Schwangere sieht Julia echt super aus“ hieß es etwa, oder „und sie zieht sich auch noch echt gut an und ist total normal drauf“. Das klingt ja beinahe, als seien Schwangere normalerweise kugelrunde Pyjama-tragende Motztanten. Natürlich gibt es auch solche, das möchte ich gar nicht anzweifeln. Ich glaube aber, sie sind die Ausnahme. Deshalb finde ich es wichtig, daran zu erinnern, dass Schwangere eben einfach schwanger und nicht krank sind. Dass Schwangere vor allem Frauen sind, und zwar irgendwie dieselben wie zuvor auch, ganz ohne Baby im Bauch. Wer vorher nett war, wird auch schwanger nett bleiben, mit ein paar kleinen umstandsbedingten Aussetzern natürlich, und wer stets Muße in sein Äußeres investiert hat, der wird nicht plötzlich damit aufhören. Meistens jedenfalls. Und wenn, dann ist das auch ok. Nein, Moment: Es ist egal.
Irgendwann geht einem dann vielleicht nämlich doch die Puste aus und die Lust am Ankleiden verloren, weil der Körper plötzlich ganz anders aussieht und man überhaupt keine Ahnung hat, wie man das alles überhaupt noch unter Kleidung quetschen soll. Ja aber gerade deshalb braucht man doch all die #Stylethebumps, werdet ihr jetzt sagen. Ich frage mich aber: Wirklich? Macht einen der Hype um dieses „formidable aussehen müssen“ nicht mehr Banane in der Birne als dass es wirklich hilft? Hier kommen wir nämlich zum nächsten Knackpunkt besagter Headlines. Suggerieren sie nicht vielmehr, dass jede Schwangere, die es aus ganz persönlichen Gründen nicht schafft oder für nötig hält, permanent wie aus dem Ei gepellt das Haus zu verlassen, ein sich gehen lassender Lappen ist? Müsste man nicht eher dafür sorgen, dass Schwangere nicht weiter an ihrer Garderobe und dem Druck von Außen verzweifeln und stattdessen lernen, sich wohl und schön zu fühlen mitsamt aller schrägen und neuen Dinge, die in dieser Zeit mit dem Körper passieren?
Es bleibt kompliziert und mein Hirn verknotet sich gerade ehrlich gesagt ob dieses im Grunde nichtigen Themas. Vielleicht macht einfach der Ton die Musik. Die Absicht unterschiedlichster Style-Posts ist ja eine interessante, bloß bleibt die Umsetzung schwierig. Was ich als Schwangere jedenfalls gebraucht hätte, sind weder perfekte Abziehbilder noch Stilikonen oder Druck von Außen und auch keine Sonderbehandlung, sondern praktische Tipps. Wie kann ich meine Lieblingshose möglichst lange tragen? zum Beispiel. (Mit Haargummi, das wie ein ∞-Zeichen vom Knopfloch zum Knopf führt). Ich hätte mir zudem wirklich gewünscht, dass mein Aussehen überhaupt keine größere Rolle als sonst auch gespielt hätte, dass es zumindest nicht permanent um den Bauch gegangen wäre, den man so toll versteckt oder in Szene gesetzt hat. Ganz unabhängig davon, ob ich denn nun gerade einen glamourösen Sophia-Loren-Tag gehabt hätte oder wie Rumpelstilzchen über den Bordstein geknattert wäre. Manchmal sieht man eben super aus und manchmal richtig, richtig scheiße. So ist das als Mensch doch immer.