Für all diejenigen, die endlich mal die Wahrheit über mich, und damit in einem Abwasch auch gleich das Berlin-Blogger-Mädchen per se wissen wollten, gibt es gute Nachrichten: Der Tag ist gekommen. Tabula Rasa, was soll der Geiz. Alles muss raus. Bereit für das beinharte Feuerwerk?
Es folgt die Realitsvorführung des gesegneten Lebens der Sari C. Konsequent und beißend in den Augen. Schert euch hinfort, ihr diabolischen Vorurteile!
Ich stamme aus dem wohl behüteten Schoße meines Vaters, pensionierter Star-Zahnarzt und dem meiner Mutter, Schmuckdesignerin und Charity Dame aus Leidenschaft mit beachtlicher Glaskristalltiersammlung. Als Einzelkind aus gutem Hause bin ich stolz, mein Studium der Germanistischen Linguistik und Gender Studies mit Bestnote abgeschlossen zu haben und schaffte es nebenbei auch noch, mir den unglücklichen, dummfrechen Brandenburger Dialekt abzutrainieren. Meine Lebensmittelpunkte konzentrierten sich in den letzten Jahren auf Berlin (innerhalb des S-Bahn Rings), außerdem die Sterne-Spas dieser Welt oder an den verlängerten Wochenende das kleine Ferienschloss am Wassergrundstück im grünen Umland.
Ich kenne nun wirklich jeden wichtigen Menschen in Berlin, einen Teil davon sogar vom „Hallo“ sagen, umgebe mich aber aus Prinzip nur mit schönen Frauen, niedlichen Tieren, Schnittblumen und Fabian Hart. Zu streng ausselektierten Shop-Openings und Presse-Veranstaltungen unter der Woche, bringen mich Fahrer, die ich vorher mit Hilfe eines fairen Auswahlverfahrens aus einem Stammpool des Vertrauens ernenne. Auf diesen Veranstaltungen gibt es für mich dann genau vier goldene Regeln:
- So spät wie möglich kommen
- Größte aufzutreibende Entourage anschleppen (oder komplett allein erscheinen)
- Nur die wirklich wichtigen Leute begrüßen und
- Null bis ein einziges Social Media Foto schießen – alles darüber hinaus käme sau bedürftig
Dabei gilt: „Vergnügt wirken“ ist sozialer Selbstmord und sich für „etwas bedanken“ der Anfang vom Ende. Danach sofort wieder ins Taxi zurück in die Traum Altbaubude (Balkon brauch‘ sowieso kein Mensch) – chillaxen – dazu, eine nährende Haarpackung und/oder Gesichtsmaske auftragen und die obligatorische halbe Weißweinschorle zur Nacht plus Selbstliebe, für den frischen Teint und Beckenboden – Wellness für alle Sinne, Genießermensch. Livin‘ da Life.
Der Morgen startet meist ab halb Sieben mit Soft-Chrossfit im Platin-Fitness-Center. Mit Blick auf die Berlin Skyline ist das zum Glück kein Problem #pilateswithaview. Anfang Dreißig kommt sonst von nix eben auch nix. Mittags gibt es rohen Wirsingstampf und pochierten Wildlachs an Grünkern in gewinnbringender Gesellschaft und danach eine ganze Menge Meetings oder Friseurtermine, bis ich mich gegen 20 Uhr mit meinen zwei von neun reichweitenstärksten Influenza-Freunden aus dem inner Circle treffe. In der Bar der Stunde genehmigen sich dann mit uns zusammen rund 90.000 Follower hochpreisige, niedrigkalorische, dafür ausgesprochen ansprechend ausgeleuchtete Drinks. Dort, in der Urban Jungle dekorierten Atmosphäre der Speak Easy Bar, nutze ich dann meist die Gelegenheit süße aber kluge Boys abzuchecken oder arbeite an der Umsetzung meiner Lebensmotti: „Carpe Diem“ – „Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“ – „Gesehen und gesehen werden“ – „Verhaftet wegen sexy“ und „Ich kenne keinen Stress, nur Strass“.
Gästelistenplätze aller Art werden wegignoriert, es sei denn, sie sind entweder mit einer Präsenzvergütung dotiert oder von einem Berghain Resident DJ veranlasst. Und wenn ihr wollt, bring ich euch überall rein. Sky is the Limit. Meine Bio-Rassekatze erwartet mich jeden noch so späten Abend mit den organischen Pantoffeln im Mäulchen an der Wohnungstür. Funfact: Auf der Katzenschule lernte sie außerdem jüngst, ihren eigenen Müll runterzubringen. Auf der Smaragdgrünen Bolia Samt-Couch unter 6 Meter hohen Altbau Decken, beantworte ich dann noch angenehm angeheitert siebzehn bis dreißig Mails an Agenturen und potenzielle Beauty Kooperationspartner, sowie Affären aus dem weiteren persönlichen Kunstumfeld, um mir danach mein lieb gewordenes Ritual „Fit im Schlaf“-Hypnose-Hörbuch von Dr. Irgendwas auf die Ohren zu knallen. Ein aus Südindien importierter Ayurveda-Raumduft-Roboter wiegt mich in den wohlverdienten Schlaf. Die angefertigte Beißschiene aus Carrara Marmor Imitat verhindert Zahnschnmelzabrieb beim Knirschen – danke Papa. Ich lebe ansonsten streng vegan auf intermetierender Paleo-Flexible-Basis, denn metabolische Balance, ich kann es nur immer wieder betonen, ist nebst Quality Time und Work-Life-Ausgleich, das Allerwichtigste in unserer schnelllebigen Gesellschaft. Entschleunigung und die Zweitageswoche gilt es als selbstbewusstes Großstadtmädchen diszipliniert umzusetzen. 9 bis 5, das könnt ich ja nicht.
Was gibt es noch zu sagen: Ich passe gern auf junge Haustiere meiner Freunde auf, da die Likezahlen auf Instagram dann immer so lächerlich explodieren. Flechtzöpfe, Babytiere und Sonnenuntergänge – damit hab ich sie noch alle gekriegt. In Sachen Musik höre ich eigentlich alles, außer Country. Lesen ist nichts für mich, dafür bleibt nun wirklich keine Zeit – 50 Shades of oder Charlotte Link, da geh‘ ich mit. Dann doch lieber mal ein unterhaltsamer Podcast, was leichtes. Die Wochenenden werden, wenn nicht auf dem Schloss, für Museumsbesuche und Volkshochschulkurse, Fokus „Arbeit mit Ton und/ oder Fremdsprachen“, genutzt. Ich hasse Zeitverschwendung und Zeitverschwender wie die Pest.
Scalamari, die Rot-Blonde da, die von Instagram. Mein nächstes Tattoo wird übrigens in weißer Schreibschrift meinen Steiß zieren: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“.