Vor ein paar Wochen hatte ich euch von Jemima Kirkes Haar-Bekenntnis erzählt. Damals sprach die Schauspielerin und Künstlerin, die uns wohl ewig als „Jessa“ in Erinnerung bleiben wird, in einem Interview darüber, weshalb sie sich eines plötzlichen Tages von ihrer langen Mähne trennte, um fortan ein Stück weit mehr sie selbst sein zu können, ganz ohne schützenden Zottelvorhang. Eine Herausforderung sei das gewesen, keinesfalls bloß eine oberflächliche Typ-Veränderung, denn, und mit dieser Aussage packte Jemima auch mich am Schlafittchen, lange Zeit habe sie sich beinahe nur oder zumindest vor allem aufgrund ihres langen Haars als schön empfunden. Schluss damit: Das Versteckspiel sollte endlich einer großen Portion Selbstbewusstsein weichen. Und? Mission geglückt. Weil Jemima mutig war.
Ich fühlte mich ertappt. Weil ich hingegen ein Feigling bin.
„I cut my hair because I felt like my hair was really one of the only things that made me feel pretty. I felt like my hair was my go-to trick. I really believed for a while that without it I would be boring.” Jemima Kirke
Es kommt nämlich nicht selten vor, dass ich in höchsten Tönen von kurzen Frisuren schwärme, während ich noch im selben Atemzug erwähne, mir selbst stünde die Würze der Kürze aber leider überhaupt nicht. „Steht mir nicht“. Was soll das eigentlich heißen? Zum Beispiel, dass so ein ohrlanger Bob meine Asymmetrie unterstreichen würde. Linkes Auge kleiner als das rechte, schiefe Lippen. Kleiner Kopf, platter Hinterkopf. Spitze Nase. Das sähe man dann ja alles viel deutlicher, es würde einem quasi ins Gesicht springen. Jaha! Weil das alles nunmal genau so existiert, die Augen und die Nase und die Kopfform. Heißt „Steht mir nicht“ am Ende also nichts anderes als „Um Gottes Willen, dann sieht man mich am Ende ja exakt so wie ich bin?“. Gut möglich. Das nonchalante Umsatteln auf kurzes Haar stellt für alteingefleischte Langhaar-Vergraberinnen also tatsächlich eine Herausforderung da, die nach ein wenig Mut verlangt. Aufgrund meiner Friseur-Faulheit (ich glaube, ich war das letzte Mal zusammen mit Scalamari vor eineinhalb Jahren beim Profi), Tausendfüßlerspliss (!) und dem permanenten Einsatz von zu viel Hitze, täte ich vermutlich wirklich nicht schlecht daran, mir endlich ein Herz zu fassen und über die Klippe der Comfort Zone zu springen. Rapzap, einfach so. Ich hadere trotzdem noch mit mir, weil: Schisser. Ja, nein, vielleicht? Und: Wenn ja – was überhaupt?