Noch während meines Heimatbesuches am langen Wochenende bin ich ein faules Loch gefallen und auch zurück in die Vergangenheit. Damals, dachte ich, da war der Sommer bloß vollgestopft mit Johannisbeeren aus Opas Garten, da hat sich niemand drum geschert, was ich nun mache oder nicht, womit ich mein Taschengeld verdiene und ob ich denn auch brav E-Roller statt Mercedes fahre. Also habe ich hier und da über dies und das und das Heute geflucht und schließlich, womöglich als Karma-Knüppel vom Universum, die erste tiefrote Seitenstrangangina meines Lebens mit nach Hause gebracht. Ich fluche jetzt nicht mehr, sondern freue mich über zwei Arme, zwei Beine, über einen wieder fast gesunden Hals und noch viel mehr.
Über die neue Elefantenhaut, die ich mir nun habe wachsen lassen, habe ich heute Morgen außerdem vor allem Leinen gestülpt: Eine Bluse aus dem vergangenen Jahr, um genau zu sein, und einen 2nd-Hand-Fund, der mich neulich ganze 4 Euronen gekostet hat. Noch immer macht mich kaum etwas (in materieller Hinsicht) so glücklich wie das Zusammenwürfeln alter und neuer Schätze. Es ist zwar leicht, auf einen Bestell-Knopf im Internet zu drücken, aber richtige Freude bereitet doch das Suchen und Finden von Stücken, deren Vergangenheit zwar reine Spekulation bleibt, deren Zukunft in unserem eigenen Kleiderschrank aber umso rosiger ausschauen könnte. Die gestreifte Hose jedenfalls habe ich „Karla“ getauft und es ist sehr wahrscheinlich, dass wir noch viele Abenteuer zusammen durchleben werden. Bis es tatsächlich so weit ist, hilft sie mir schonmal dabei, so zu tun, als ob heut‘ Urlaub und nicht Büro wär‘. Einfach so vong Gefühl her.