Ich muss zugeben, dass ich innerlich ein Stoßgebet zum Himmel geschickt habe, bevor ich die Lokalitäten der diesjährige grüne Modemesse in Form von Ethical Fashion Show und Green Showroom betreten habe. Nur ungern wollte ich nämlich einen identischen Artikel zu meiner Zusammenfassung vom Januar schreiben müssen. Zu meiner Erleichterung kann ich verkünden: Es tut sich was. Nicht, dass sich jetzt plötzlich Fair Fashion um 180 Grad gedreht und das Öko-Image hinter sich gelassen hätte, aber alleine die neue Lokation im Funkhaus Berlin war viel offener und einladender als man es sich hätte jemals wünschen können. Ich habe mich deshalb nicht nur gefreut, dass die Organisation dieses Mal spürbar professioneller und durchdachter ablief, sondern auch, dass die Salonshow und Ethical Fashion On Stage auf allen Ebenen einen großen Schritt nach vorne gemacht haben.
Nach meiner letzten Erfahrung auf der Ethical Fashion Messe habe ich mir geschworen, dass die Schonzeit der nachhaltigen Szene für mich ein für alle mal vorbei sein würde. Nachdem ich nämlich mehrere Jahre lang alles versucht habe schönzureden, was sich irgendwo in Richtung fair produziert und umweltfreundliche Materialien ansiedelte, wurde ich irgendwann richtig sauer darüber, dass sich selbst in einer nachhaltigen Branche fast niemand auch nur einen Millimeter aus seiner Comfortzone heraus bewegen wollte. Katzenprintkleidchen in undefinierbaren Längen reihten sich an kratzende Wollpullover und klobige Korkschuhe. Die zwei großen Fashionshows einiger ausgewählter nachhaltiger Labels waren gelinde gesagt zum Schämen und die wenigen wirklich tollen Eco-Labels hatten sich längst und völlig verständlich auf die Seek und Premium Messe verkrümelt. Sechs Monate später aber zeigte sich die Sommeredition der Ethical Fashion Show und des Green Showrooms zum Glück schon um einiges aufgeräumter und viel stimmiger – auch wenn ich neben meinen bekannten Topfavoriten wie Philomena Zanetti, Jungle Folk, Maria Seifert, Jan ’N June und einer Handvoll kleinerer Labels, weit und breit keine spannendes Newcomer Label ausfindig machen konnte.
Nachdem der Green Showroom und die Ethical Fashion Show in den letzten Jahren immer mehr zusammengerückt sind und sich dieses Jahr überhaupt nicht mehr voneinander getrennt zeigten, frage ich mich manchmal, wann man aus dieser etwas undurchsichtigen Splittergemeinschaft endlich eine große nachhaltige Fair Fashion Messe macht. Dann müsste sich nämlich auch kein Label mehr entscheiden, ob es sich nun eher zum Showroom oder zur Messe zugehörig fühlt und vor allem für (fachfremde) Besucher wäre doch alles auch ein wenig transparenter und nachvollziehbarer, oder?
Dann wäre nämlich auch die Trennung der beiden Fashionshows hinfällig, niemand müsste 45 Minuten Wartezeit zwischen den Events überbrücken, es gäbe nur ein Ticket und eben nur eine größere, aber dafür zusammenhängende Veranstaltung.
Insgesamt habe ich die Shows aber als organisierter, harmonischer und weniger chaotisch als im Winter empfunden. Es gab keine Beamerpannen, der Laufsteg war zwar ziemlich staubig, dafür aber länger und laufsicherer, die Beleuchtung stimmiger und die Auswahl der Models etwas professioneller. Die Zusammenstellung der gezeigten Labels und die Vermischung von Ready-to-wear, Haute Couture, Kinderkleidung, gängiger Fashion, Bademode und Accessories sind für mich nach wie vor verwirrend und nicht wirklich nachvollziehbar. Was mir leider ebenfalls noch immer ein Rätsel ist sind Styling, Make-Up und Hair, die schon wieder den Eindruck machten, als hätte man sich zuletzt vor gefühlten 15 Jahren mit aktuellen Trends beschäftigt. Was genau läuft da eigentlich schief?
Und dann vielleicht noch als klitzekleine Anmerkung: Nicht nur schön, sondern auch irgendiwe zeitgemäß wäre es für mich persönlich gewesen, wenn sich das Angebot an veganen und vielleicht auch gluten- und palmölfreien Snacks auf einer nachhaltigen Messe deutlich verbessert hätte. Dafür gab es aber zumindest wieder nachhaltiges Besteck, wiederverwendbare Pfandbecher für Kaffee und Co. und eine riesige Auswahl an lokalen und biologischen Getränken.
Innerlich hüpft mein Herz trotz kleiner Kritikpunkte dann aber doch ein bisschen. Weil es ja vielleicht langsam aber sicher voran geht. Weil wir gar keine andere Wahl haben und weil es sicher beim nächsten Mal noch ein bisschen schöner wird. Danke Green Showroom und Ethical Fashion Show, ihr macht mir Mut <3
Credits: tumblr (menteintrance)